Ein 20-Jähriger hat am Samstag während einer Wahlkampfveranstaltung auf Präsidentschaftskandidat Donald Trump geschossen. Kurz darauf wurde er von Secret-Service-Mitarbeitern getötet. Was den jungen Schützen - ein registrierter Republikaner - zur Tat bewegt hat, ist zu diesem Zeitpunkt nicht klar.
Trotzdem kursieren in den sozialen Medien schon etliche mögliche Ursachen für den Mordversuch am ehemaligen US-Präsidenten. Im linken Lager tauchen immer wieder Theorien rund um eine Inszenierung des Mordversuches auf. «Ich wette, er plant das amerikanische Äquivalent zum Reichstagsbrand, um Gewalt gegen die Linken zu rechtfertigen», schreibt ein User auf X.
Bei einigen Republikanern hingegen ist vor allem eine Person schuld am Ganzen: Präsident Joe Biden. «Der heutige Tag ist kein isolierter Vorfall», schrieb J.D. Vance auf X. Der Senator aus Ohio gilt als möglicher Vize-Kandidat von Donald Trump. In seinem Post kritisiert er die Botschaften der Biden-Kampagne. Aussagen wie «Trump muss um jeden Preis gestoppt werden» hätten «direkt zu Präsident Trumps versuchter Ermordung geführt», so Vance.
Der republikanische Abgeordnete Mike Collins schrieb: «Der Bezirksstaatsanwalt in Butler County, PA, sollte sofort Anklage gegen Joseph R. Biden wegen Anstiftung zu einem Attentat erheben.»
Ob die Rhetorik der Biden-Kampagne das Motiv des Täters war, bleibt vorerst ein Rätsel. Für den Rest des Wahlkampfes müssen die Demokraten ihren Ton aber anpassen, sagt US-Expertin Claudia Brühwiler. Die apokalyptische Sprache sei aber nicht exklusiv in demokratischen Botschaften zu finden, sagt sie: «Beide Seiten leisten ihren Beitrag zur Vergiftung des politischen Klimas.» Und das schon seit dem Wahlkampf im Jahr 2016, als Donald Trump gegen Hillary Clinton antrat.
«Das ist nicht gesund für eine Demokratie», sagt Brühwiler. Schliesslich zeichne sich eine solche durch ständigen Wechsel aus. Ständig zu behaupten, dass die andere Partei das Land in den Abgrund stossen wird, ist in diesem System nicht wirklich hilfreich. «Das Sündenbock-Spiel wird keinen der beiden retten», so die Expertin.
Die beiden Lager um Trump und Biden haben sich in ihren bisherigen Nachrichten auf Mitgefühl und Dankbarkeit beschränkt.
Der US-Präsident meldete sich per Social Media und mit einer Rede. Er zeigte sich bestürzt über die Tat und kündigte an, seinen politischen Gegner bald anzurufen. «Jill und ich sind dem Secret Service dankbar, dass er ihn in Sicherheit gebracht hat.» Auch einen Besuch des Präsidenten bei Trump hält Brühwiler nicht für ganz ausgeschlossen.
In seinem Statement auf seiner Plattform Truth Social gab sich auch Donald Trump sehr staatsmännisch. Er teilte sein Beileid mit den Familien der getöteten und der schwer verletzten Person aus dem Publikum und dankte dem Secret Service - von Hetze gegen Joe Biden war nichts zu lesen. «Ist er clever, wird er diese Haltung bewahren», sagt Brühwiler.
Schon in der Debatte gegen den Präsidenten gab sich der Republikaner deutlich zurückhaltender als gewohnt. «Es gab viele Momente, wo er mit Angriffen gegen Joe Biden hätte punkten können», so die Expertin. Das habe er im Moment aber nicht nötig.
Hinzu kommt, dass bei den Betroffenen Politik zurzeit vielleicht auch nicht höchste Priorität hat, wie Brühwiler sagt: «Am Ende des Tages war es ein Anschlag auf sein Leben, das muss auch Donald Trump erst einmal verarbeiten.»
Attentate sind in den USA - anders, als Joe Biden in seinem Statement sagte - wohl oder übel keine Einzelfälle, sagt Claudia Brühwiler. «Die USA haben eine lange Geschichte von Gewalt.» Die mache auch vor den höchsten Amtsträgern nicht halt. «Sie ist ein Teil von Amerika.» (aargauerzeitung.ch)
Inwieweit sich die Demokraten jetzt in ihrer Rhetorik sich auf Sachthemen beschränken werden, kann ich nicht sagen. Das sind auch nur Menschen und es ist m.M. nach nur eine Frage der Zeit bis andere als ein paar bekanntermaßen durchgeknallte Hinterbänkler eine Untersuchung in Richtung Biden fordern. Sie werden dann reagieren müssen.
«Trump muss um jeden Preis gestoppt werden» ist um einiges harmloser einzuordnen als die Nazirethorik von Trump selbst, der es mit eine Rede geschafft hat eine Meute aufzustacheln, die ins Kapitol gestürmt sind.