Nach dem Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz halten in den USA die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt auch am sechsten Tag in Folge an. In mindestens 40 Städten wurden Ausgangssperren verhängt, nach dem es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und Plünderungen kam.
Das Misstrauen zwischen Polizei und schwarzer Bevölkerung ist gross. Immer wieder kommt es in den USA zu brutalen Polizeieinsätzen gegen Schwarze. Und auch bei den aktuellen Protesten gehen die Beamten teils martialisch gegen die Demonstrierenden vor, verschiessen Tränengas und Gummigeschosse.
Doch die aktuellen Proteste bringen auch versöhnliche Szenen zum Vorschein. In mehreren Städten der USA schlossen sich Polizisten den Demonstranten an, um gemeinsam mit ihnen zu protestieren und dem Tod von George Floyd zu gedenken.
In New Jersey liefen Polizisten Seite an Seite mit den Demonstranten, hielten Transparente hoch und riefen: «No justice, no peace» («keine Gerechtigkeit, kein Friede»).
In New Jersey the police officers are protesting WITH the people shouting no justice no peace. This is how it should be, every police station should be walking with their community there is no excuse! pic.twitter.com/8pwkCOA2fP
— ً (@AMPZ222) May 30, 2020
In Ferguson im US-Bundestaat Missouri nahmen Polizisten kniend am Gedenken für George Floyd teil, was viel Applaus bei den Demonstranten auslöste.
An HIP intern was filming a protest in Ferguson, MO at the police station when this happened.... As the protest leader called for a 9 1/2 minute knee in honor of George Floyd; Ferguson police of every color also took a knee in joint honor with protest. #WeStandTogether pic.twitter.com/6iN0dMroby
— Heroic Imagination (@HIPorg) May 31, 2020
Der Kniefall ist eine aufgeladene Geste in den USA. Als Zeichen gegen Polizeigewalt gingen in der NFL, der US-Football-Liga, seit 2016 viele schwarze Profi-Sportler während der Nationalhymne auf die Knie und wurden dafür von US-Präsident Donald Trump beschimpft.
Ferguson erlebte 2014 massive Proteste, als dort der Afroamerikaner Michael Brown bei einem Polizeieinsatz starb.
In Flint im US-Bundesstaat Michigan nahm ein Polizist seinen Helm ab, um den Demonstranten zu sagen, der Beamte, der auf George Floyd kniete und nun wegen fahrlässiger Tötung und Totschlags angeklagt ist, sei nicht repräsentativ für alle Polizisten.
Er fragte die Demonstranten, wie er und seine Kollegen helfen könnten, worauf diese mit «Walk with us» («Geht mit uns») antworteten. Darauf hin rief der Sherrif «Let's walk!» («Lasst uns gehen!»).
Genesee County Sheriff (Flint, Michigan) Chris Swanson put down his helmet and baton and asked protesters how he could help.
— Rex Chapman🏇🏼 (@RexChapman) May 31, 2020
The protesters chanted "walk with us" so the Sheriff joined — and walked alongside the protesters in solidarity.
Leadership.🌎❤️ pic.twitter.com/Vs3941C2o8
Derselbe Polizeibeamte gab später dem Fernsehsender ABC ein Interview, in dem er sagte, dass Ziel der Polizei sei es landesweit, die Demonstranten zu schützen. Ausserdem lobte er die friedlichen Proteste.
More words from this awesome Sheriff 💪 pic.twitter.com/4cfMqp21GE
— Theo Shantonas (@TheoShantonas) May 31, 2020
Auch in Santa Cruz, Kalifornien, zeigten sich einzelne Polizisten solidarisch und nahmen am Gedenken des Verstorbenen teil.
Die Polizei unterstütze die friedlichen Proteste vollständig und mache auf Polizeigewalt gegen schwarze Menschen aufmerksam, twitterte die örtliche Behörde.
SCPD is fully supportive of peaceful protests @CityofSantaCruz and we always keep them safe.
— Santa Cruz Police (@SantaCruzPolice) May 30, 2020
Hundreds gathered on Pacific Ave in #SantaCruz, taking a knee together in memory of George Floyd & bringing attention to police violence against Black people. PhotoCredit @Shmuel_Thaler pic.twitter.com/EmfAfcIZaM
In Kansas City hielten Polizisten ein Transparent mit der Aufschrift «End police brutality» («Stoppt Polizeigewalt») hoch.
Apparently cops in Kansas City joined the local protest against police brutality. And my first reaction was to say something smart ass. But this is truly a start. pic.twitter.com/e3sUwaR16h
— Dylan (@dyllyp) May 30, 2020
Auch in Des Moines, Hauptstadt des Bundesstaates Iowa, knieten Polizisten nieder, um an den getöteten George Floyd zu erinnern.
Incredibly powerful image in Des Moines tonight as law enforcement takes a knee with peaceful protesters downtown. pic.twitter.com/GmG5nRsseJ
— Amber Alexander (@AmberAwx) June 1, 2020
Damit zeigt sich: Trotz der anhaltenden Konflikte zwischen der Polizei und Demonstranten kommt es immer wieder zu versöhnlichen Szenen. Die Solidarität unter den Polizisten für die Proteste ist teilweise gross. Nicht immer muss eine Demonstration also in Gewalt enden.
Der Polizeichef von Minneapolis, Medaria Arradondo, besuchte gestern Sonntag den Ort, wo George Floyd starb. In einem kurzen CNN-Interview entschuldigte er sich bei der Familie von Floyd für dessen Tod.
"I am absolutely, devastatingly sorry for their loss. If I could do anything to bring Mr. Floyd back, I would do that. I would move heaven and Earth to do that." Minneapolis Police Chief Medaria Arradondo addresses the family of George Floyd live on CNN. https://t.co/tzZe64FaEp pic.twitter.com/dOmRV6O7ZV
— CNN (@CNN) June 1, 2020
Er sagte: «Ihr Verlust tut mir aufrichtig und erschütternd leid. Wenn ich etwas tun könnte, um Mr. Floyd zurückzubringen, würde ich das tun. Ich würde Himmel und Erde bewegen, um das zu tun.»
(jaw/lau)
Mit solchen Gesten können sie nicht nur zeigen auf welcher Seite sie stehem, sondern tragen massiv zur Deeskalation bei!