Sollte Donald Trump im November erneut zum US-Präsidenten gewählt werden, dürfte seiner Administration auch Elon Musk angehören. Trump schafft für ihn sogar einen eigenen Posten. Der Tesla- und SpaceX-Chef soll die neu gegründete «Kommission für Regierungseffizienz» leiten. Dass der Tech-Milliardär durchaus gewisse Fähigkeiten mitbringt, wenn ein radikales Vorgehen erwünscht ist, bewies er nach dem Kauf des Nachrichtendiensts Twitters. Um effizienter zu sein, feuerte er innerhalb kürzester Zeit zwei Drittel der 7500 Mitarbeitenden.
Trump und Musk: Es ist eine Geschichte der Annäherung zweier Alpha-Männer. Erstmals bekannte sich Musk zu Trump nach dem Attentat auf ihn am 14. Juli. Zuvor hielt er sich mit einer klaren Positionierung im Wahlkampf zurück. Vor vier Jahren gab er seine Stimme noch Joe Biden. Auch zuvor hatte er demokratisch gewählt.
Für Musks Wandel zum flammenden Republikaner sind zwei Ereignisse ausschlaggebend. Einerseits war da Corona. Den Lockdown empfand Musk als unnötig. Er liess ihn an Bidens Politik zweifeln. Ausführlich beschrieben ist das in der Biografie von Walter Isaacson.
Ebenso der zweite, noch prägendere Grund: Sein ältestes Kind entschied sich zu einer Geschlechtsangleichung. Jenna, wie sie nun heisst, engagiert sich nicht nur für eine radikale sozialistische Politik, sondern will auch nichts mehr mit ihrem Vater zu tun haben. «Musk hat das Gefühl, seinen Sohn verloren zu haben», heisst es im Buch. Mit der Transformation kam Musk nicht zurecht. Seine Ex-Freundin Grimes sagt, dass sie ihn noch nie so gebrochen gesehen hat.
Für Musk hat das «Woke-Mind-Virus» seinen Sohn getötet, und dessen Hort macht er im Innern der Demokratischen Partei aus. Seine Parteinahme für Trump ist also mindestens partiell auch ein persönlicher Rachefeldzug.
Für Trump hingegen ist Musks Unterstützung ein grosses Geschenk. Und zwar aus drei Gründen:
Erstens: Musk hat viel Geld. Wer US-Präsident werden will, muss enorm viel Spendengelder einsammeln können. Da ist gesegnet, wer den reichsten Mann der Welt in seinen eigenen Reihen weiss. Mit einem Vermögen von knapp 250 Milliarden Franken verfügt Musk über schier unerschöpfliche finanzielle Mittel. Eine Meldung, wonach er Trump wöchentlich 45 Millionen Dollar spende, dementierte Musk zwar. Nicht aber, dass er Trump essenziell unterstützt.
Zweitens: Musk hat viele Follower. Dem Tech-Milliardär gehört der Kurznachrichtendienst Twitter, den er in X umbenannt hat, nicht nur, er hat mit knapp 2 Millionen Nutzern auch die grösste Gefolgschaft. Und da er den Algorithmus von X nach dem Vorbild von Tiktok angepasst hat, können seine Botschaften nun auch Menschen erreichen, die ihm gar nicht folgen.
Als Chef von X bestimmt Musk die Spielregeln. Gemäss Medienberichten hat er den Algorithmus so angepasst, dass seine Posts mehr Reichweite erzielen als andere. Hingegen werden Nachrichten, die typische linke Begriffe nutzen wie etwa Cis-Gender, gedrosselt. Musk schreckt auch nicht davor zurück, Kamala Harris als Kommunistin zu beschimpfen oder mittels künstlicher Intelligenz generierte Fake-Videos von ihr zu verbreiten.
Gemäss einer Analyse einer amerikanischen Internet-NGO hat Musk 50 falsche oder irreführende Nachrichten zur US-Wahl verbreitet, die 1,2 Milliarden Mal angeschaut worden sind. Nun werden die US-Wahlen nicht auf X entschieden. Der Kurznachrichtendienst hat aber in Amerika eine viel grössere Bedeutung als in Europa, während der Einfluss der traditionellen Medien gesunken ist.
Drittens: Musk hat viele Kinder. Man kann leicht den Überblick verlieren, aber wenn wir richtig gezählt haben, ist Musk Vater von 12 Kindern (soweit bekannt). Eine drohende Unterbevölkerung hat er auch schon als eines der grössten Probleme der USA diagnostiziert. Hier trifft er sich mit J. D. Vance, Trumps Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten. Dieser hat die Amerikaner ermutigt, mehr Babys zu bekommen und versprochen, sich für ihre Kinder einzusetzen. Geht es nach Vance, sollen Eltern künftig auch für ihre minderjährige Kinder wählen dürfen.
Die Republikaner verkörpern nicht nur traditionelle Familienwerte, sondern sind auch übervertreten in ländlichen Gegenden, wo Wohnraum erschwinglicher und Familien zahlreicher sind. Ein Vater einer ganzen Fussballmannschaft passt da gut ins Konzept. Dabei spielt es gar nicht so die Rolle, dass seine Kinder von verschiedenen Ex-Partnerinnen stammen. Die Realität der Patchwork-Familie haben auch die Republikaner anerkannt. Solange nicht abgetrieben wird, ist alles halb so schlimm.
Fazit: Sollte Trump am 5. November tatsächlich gewinnen, hat der Tech-Milliardär mit seinem Geld, seinen Followern und seinen Kindern dazu beigetragen. Dass Musk aber nach Trump selbst Präsident werden könnte, wie im Internet spekuliert wird, ist derzeit ausgeschlossen. Das höchste Amt – Arnold Schwarzenegger könnte als Gouverneur und Schauspieler bestimmt ein Liedchen davon singen – ist gebürtigen Amerikanern vorbehalten. Der Südafrikaner Musk ist eingebürgert. (aargauerzeitung.ch)