Nach Drohnenalarm: Deutschland schickt Kriegsschiff an EU-Gipfeltreffen
Wenn sich die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten treffen, gilt normalerweise schon die höchste Sicherheitsstufe. Aber für das Treffen vom Mittwoch in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen wurde das Regime noch einmal kräftig verschärft. Immerhin versetzten etliche Drohnen unbekannter Herkunft das Land während Tagen in den Alarmzustand.
Drohnen über Militäreinrichtungen, Drohnen über dem Hauptstadtflughafen von Kopenhagen. Wer sie losgeschickt hat, weiss niemand. Für Premierministerin Mette Frederiksen aber ist klar: Es handelt sich um einen «hybriden Angriff». Explizit wollte sie Russland als Verursacher zwar nicht nennen. Aber: «Es ist vor allem ein Land, das eine Bedrohung für Europas Sicherheit darstellt – und das ist Russland», so Frederiksen.
Kriegsschiff aus Deutschland
Um die Sicherheit der Staats- und Regierungschefs zu gewährleisten, wird das Schloss Christiansborg im Herzen der Hauptstadt nun in eine Festung verwandelt. Hundertschaften von Polizisten sichern den Regierungssitz «Borgen», wo grosse Teile der gleichnamigen und erfolgreichen Polit-Serie gedreht wurden.
Weiter unten im Hafen liegt die Fregatte «Hamburg», welche Deutschland auf Anfrage Dänemarks zur Verstärkung entsendet hat. Das Kriegsschiff ist auf Luftabwehr ausgerichtet und war ohnehin in der Gegend. Vergangene Woche führte es zusammen mit dem US-Zerstörer «USS Bainbridge» sowie finnischen und schwedischen Schiffen in der Ostsee Nato-Übungen durch.
Auch das grösste und teuerste Kriegsschiff der Welt, der amerikanische Flugzeugträger «USS Gerald. R. Ford» war an der Übung «Neptun Strike» beteiligt. Es war während dieser Tage, als die Hamburg auch zweimal im Tiefflug von russischen Aufklärungsflugzeugen überflogen wurde. Militärs sprachen danach von einer «unnötigen Provokation». Jetzt soll die Hamburg in Dänemark zur verstärkten Luftraumüberwachung beitragen.
EU will Osteuropa mit «Drohnen-Wall» gegen Russland schützen
Damit über Kopenhagen nicht wieder mysteriöse Drohnen herumschwirren, hat die deutsche Bundeswehr auch 40 Soldaten mit entsprechendem Gerät zur Drohnenabwehr entsandt. Frankreich schickt ein Detachement von 35 Soldaten mit Anti-Drohnen-Mitteln sowie einen Hubschrauber.
Auch Schweden und mehrere andere Nato-Länder sowie die USA kündigten an, Dänemark bei der Sicherung des Gipfeltreffens unter die Arme zu greifen. Selbst verfügt das Land nur über begrenzte Fähigkeiten zur Drohnenabwehr auf Kurzdistanz. Deshalb hat Dänemark im vergangenen Jahr auch das mobile Luftabwehrsystem «Skyranger» der Firma Rheinmetall bestellt.
Um die Drohnenabwehr wird sich beim Treffen am Mittwoch auch thematisch alles drehen. Nach dem Vorfall in Polen, wo knapp 20 mutmasslich russische Angriffsdrohnen in den Nato-Luftraum eindrangen, erhält die Aufrüstung bei der Drohnenabwehr nun höchste Priorität. Die EU-Kommission schlägt vor, für mehrere Milliarden Euro an der Ostflanke Europas einen sogenannten «Drohnenwall» hochzuziehen.
Hinter dem Begriff verbirgt sich ein noch wenig ausgegorenes Konzept einer Drohnenabwehr in mehreren Linien. Neben Radareinrichtungen zur Früherkennung sollen elektronische Störmassnahmen, aber auch Abschusseinrichtungen und Abfangdrohnen den «Drohnenwall» bilden.
Bei letzteren hat sich die Ukraine in den letzten drei Jahren als führend in der Entwicklung etabliert. Schon kurz nach den Drohnen-Einfällen in Polen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Hilfe angeboten. Am Montag nun traf ein Team mit ukrainischen Spezialisten in Kopenhagen ein, um die Dänen zu unterstützen.
Selenskyj selbst wird am Donnerstag in Schloss Christiansborg vor Ort sein, wenn die Runde auch für europäische Länder geöffnet wird, die nicht der EU angehören. Für die Schweiz wird Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter teilnehmen. (aargauerzeitung.ch)