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EU gibt mehr für russisches Öl und Gas aus als für die Ukraine

Trotz 3 Jahren Krieg: EU gibt mehr für russisches Öl und Gas aus als für die Ukraine

24.02.2025, 11:1724.02.2025, 15:00
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Die EU gab 2024 mehr für fossile Energieträger aus Russland aus als für die Ukraine-Hilfe. Dies ist einem Bericht des in Helsinki ansässigen Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) zu entnehmen.

Im dritten Jahr des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine kauften die EU-Länder russisches Öl und Gas in einem Wert von 21,9 Milliarden Euro, berichtet der britische Guardian. Im selben Zeitraum wendete die EU gemäss dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) nur 18,7 Milliarden Euro für die Unterstützung der Ukraine auf.

Vaibhav Raghunandan, CREA-Analyst und Co-Autor des Berichts, kommentiert:

«Der Kauf russischer fossiler Brennstoffe ist ganz offensichtlich mit der Bereitstellung finanzieller Hilfe für den Kreml und der Ermöglichung seiner Invasion gleichzusetzen. [Es ist] eine Praxis, die unverzüglich beendet werden muss, um nicht nur die Zukunft der Ukraine, sondern auch die Energiesicherheit Europas zu gewährleisten.»

Christoph Trebesch vom IfW Kiel betont, es gebe einen starken Unterschied zwischen der europäischen Unterstützung für die Ukraine und dem Engagement in vergangenen Kriegen. Europäische Länder würden im Schnitt weniger als 0,1 Prozent des BIP für die Ukraine bereitstellen.

«Viele Länder waren in vergangenen Konflikten grosszügiger. Deutschland hat beispielsweise 1990/91 für die Befreiung Kuwaits wesentlich mehr und schneller Hilfe mobilisiert, als es dies in einem vergleichbaren Zeitraum für die Ukraine getan hat.»
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Russland beliefert die EU-Staaten auch weiterhin im grossen Stil mit Öl und Gas. (Symbolbild)Bild: www.imago-images.de

Öl und Gas finanzieren den Krieg

Der CREA-Bericht beziffert die gesamten russischen Einkommen durch den Verkauf fossiler Energieträger im vergangenen Kriegsjahr auf 242 Milliarden Euro. Russland setzt dabei auf seine «Schattenflotte», die für etwa ein Drittel der Exporte verantwortlich ist.

Neue EU-Sanktionen zielen besonders auf die «Schattenflotte». Nach einem Sanktionspaket vom 19. Februar verabschiedete die Europäische Union zum dritten Jahrestag der russischen Invasion ein weiteres.

Die CREA geht davon aus, dass 20 Prozent der russischen Öl- und Gaseinnahmen reduziert werden könnten, würde die EU ihre Sanktionen weiter ausbauen. Wichtig wäre dabei, ein Schlupfloch zur Umgehung der Sanktionen zu stopfen. EU-Länder können weiterhin russisches Öl kaufen, das in Drittländern verarbeitet wurde.

Den Gasimport über die Turkstream-Pipeline sollten die europäischen Nationen gemäss CREA auch einschränken. Daneben importieren EU-Länder immer noch russisches Flüssigerdgas (LNG). Laut Jan-Eric Fähnrich, einem Analysten des norwegischen Energieforschungs-Unternehmens Rystad Energy, spielt LNG seit Kriegsbeginn eine immer grössere Rolle in Europa.

Ausgerechnet Russland exportiert immer mehr LNG nach Europa und ist inzwischen der zweitwichtigste Lieferant.

(rbu)

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120 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Jürg
24.02.2025 11:55registriert Januar 2015
Das ist zum Verzweifeln und macht mich unendlich wütend!
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Snowy
24.02.2025 11:54registriert April 2016
Wow!

Mehr für russisches Gas als für die Ukraine?!

Bereits die zweite grosse Überraschung an diesem Wochenende. Die erste war, dass die AfD politisch weniger weit rechts politisiert als die SVP.

Krass, wie man sich auch aufgrund der medialen Berichterstattung in Sicherheit wiegen kann… Ich hätte nie gedacht, dass die EU noch immer derart viel Öl und Gas aus Russland bezieht.
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EinBisschenSenfDazu
24.02.2025 12:04registriert September 2022
Schlussendlich regiert immer noch Geld die Welt. Und solange der eigene Geldsäckel geschützt ist, besteht kein Handlungsbedarf. Erstaunt mich leider gar nicht..
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