Ein Fischer alarmierte am 24. November 2021 die französische Küstenwache, als er ein leeres Schlauchboot und zahlreiche leblose Körper im Wasser vorfand.
Es war der bisher schlimmste Bootsunfall auf dem Ärmelkanal: 27 Menschen verloren ihr Leben, als sie mit einem aufblasbaren Gummiboot die Meerenge zwischen Frankreich und Grossbritannien überqueren wollten. Das Boot kenterte, als ihm die Luft ausging. Nur zwei Menschen überlebten das Unglück. Sie sagten später aus, dass sie Kontakt mit der französischen und britischen Küstenwache aufgenommen hatten. Einer der Überlebenden soll elf Stunden lang im Meer auf Hilfe gewartet haben – bei Wassertemperaturen von 13 Grad.
So viele Opfer waren gemäss der Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf der stark frequentierten Route zuvor noch nie gezählt worden. Unter den Toten befanden sich auch Kinder sowie eine schwangere Frau. Bei den Opfern soll es sich vorwiegend um Menschen aus Irak und dem Iran gehandelt haben.
Der Ärmelkanal trennt Europa und Grossbritannien voneinander. Die kürzeste Strecke zwischen dem französischen Calais und dem britischen Dover misst nur 35 Kilometer. Mit der Fähre erreicht man die Überfahrt in 90 Minuten. Ein Ticket kostet 26 Euro. Zutritt haben aber nur Personen mit gültigem Pass und Visum.
Flüchtende versuchen deshalb, mit überfüllten Schlauchbooten illegal nach Grossbritannien zu reisen. Die Überfahrt ist zwar kurz – aber lebensgefährlich. Der Kanal ist einer der verkehrsreichsten Schifffahrtstrassen der Welt und für kleine Boote äusserst riskant.
Migrantinnen und Migranten nehmen die gefährliche Überfahrt aber trotzdem in Kauf. «Möglicherweise entscheiden sich Migranten dafür, dort grössere Chancen auf eine Aufenthaltsbewilligung zu haben», sagt Rob McNeil, stellvertretender Direktor des Migrationsobservatoriums an der Universität Oxford ein. Die Daten weisen aber darauf hin, dass Migrantinnen und Migranten wenig über Asylgesetze der jeweiligen Länder Bescheid wissen.
Ein weiterer Faktor, warum Migrantinnen und Migranten von Frankreich weiter nach Grossbritannien reisen, hänge mit der Sprache zusammen, sagt Matthieu Tardis, Experte für Migrationspolitik am französischen Institut für internationale Beziehungen. Zudem würden die schlechten Bedingungen, die sie in Frankreich, Italien und anderen EU-Ländern erleben, dazu beitragen, dass sie keinen Ausweg sehen, als die «Todesroute» auf sich zu nehmen, sagt Tardis.
Die Krise zwischen Calais und Dover dauert seit Jahren an. Und sie wird immer schlimmer. Im letzten Jahr versuchten so viele Personen wie noch nie, den Ärmelkanal illegal zu überqueren. Die Regierung sprach von über 52'000 Personen.
Doch dann folgte ein Wendepunkt.
Der tödliche Vorfall sowie die grosse Bestürzung über die Tragödie forderte die Politik zum Handel auf. Frankreich und Grossbritannien setzen sich in Zusammenarbeit mit Belgien, den Niederlanden und Deutschland Massnahmen zum Ziel, stärker gegen illegale Schleuserbanden vorzugehen. Und die Bande, die für das Bootsunglück verantwortlich ist, zur Rechenschaft zu ziehen.
Dafür gründete Europol eine europaweit agierende Taskforce. Die Ermittlungen begannen im November 2021. Französische und belgische Ermittlungen konzentrierten sich auf die Schmuggler, während Grossbritannien, Deutschland und die Niederlande die Lieferkette und die Finanzvermittler ins Visier nahmen. Ihr Auftrag: Die grossen Migrantenschmuggelnetzwerke zu zerschlagen.
Und das ist ihnen nun geglückt. Nach eigenen Angaben konnten die Ermittler eine der grössten Schleuserbanden Europas ausheben. Insgesamt seien 39 Personen festgenommen worden, darunter drei mutmassliche Drahtzieher.
Beim Einsatz haben Europol zufolge über 22'000 Polizistinnen und Polizisten mitgewirkt. Über 50 Wohnungen und Lagerräume seien durchsucht worden. Beschlagnahmt wurden 150 Gummiboote, 1200 Schwimmwesten sowie Schusswaffen und Drogen.
Europol bezeichnete die Bande als hochprofessionelles Netzwerk mit ausgefeilter Infrastruktur – darunter Lagerhallen, Transportunternehmen, Bootshändler, Vermieter von Unterkünften und Fahrern. Jean-Philippe Lecouffe, Direktor der europäischen Polizeibehörde Europol sprach von «der bedeutendsten Polizeioperation, die es jemals gegen diese Form des Menschenschmuggels am Ärmelkanal gegeben hat.»
Das illegale Schleusernetzwerk habe seit 2021 insgesamt 10'000 Menschen über den Ärmelkanal nach Grossbritannien geschmuggelt. Für die gefährliche Fahrt habe die Bande zwischen 2500 und 3500 Euro pro Person verlangt. Europol schätzt den Gewinn des illegalen Netzwerks auf rund 60 Millionen Euro.
Bei den Festgenommenen soll es sich überwiegend um afghanische und pakistanische Staatsangehörige handeln. Ihnen werde unter anderem fahrlässige Tötung, Menschenhandel und Bandenkriminalität vorgeworfen. Das Netzwerk habe sich Europol zufolge im August 2021 gebildet, als die Taliban in Afghanistan an die Macht kam – und viele das Land verliessen.
Wie «Le Parisien» berichtet, stehe die Bande auch hinter der Tragödie, die 27 Menschen das Leben kostete. Die Ermittlungen dauern weiter an.
Ein Ende der Krise ist allerdings noch weit entfernt. In der Nacht auf Mittwoch griffen auf dem Kanal Rettungsdienste mehrmals ein, um insgesamt 166 schiffbrüchige Migrantinnen und Migranten in Sicherheit zu bringen.
Bitte alle sogleich ausschaffen. Zurück nach Afghanistan und Pakistan mit diesen Typen!
Und nein, nicht jeder kann/darf dort leben, wo er/sie es gerne möchte! Kein Mensch ist illegal? Richtig, aber die Einreise kann illegal sein!
Schluss mit den Wirtschaftsflüchtlingen! Es gibt keinen Grund, von Frankreich/Co. nach UK/GB zu flüchten.