Pariser Börse nach Rücktritt des Premiers eingebrochen
Der Rückzug von Sébastien Lecornu sorgt für Unruhe: Der französische Leitindex fällt, auch der Euro schwächelt.
Der überraschende Rücktritt des französischen Premierministers Sébastien Lecornu hat den Aktienmarkt des Landes belastet. Der Leitindex Cac 40 fiel bis zum Mittag um rund eineinhalb Prozent auf 7957,28 Punkte.
Die politische Unsicherheit in dem hoch verschuldeten und politisch kriselnden Staat nimmt damit wieder zu. Auch der Kurs des Euro geriet zum US-Dollar unter Druck.
EU-Bankensektor unter Druck
Europas Bankensektor fiel an das Ende des Branchentableaus des Stoxx Europe 600. Société Générale büssten 6,8 Prozent ein, BNP Paribas 5,7 Prozent und Crédit Agricole 5,4 Prozent. Im EuroStoxx 50 gaben Santander, Deutsche Bank, Intesa Sanpaolo, Unicredit und BBVA und ING zwischen 1,0 und 2,1 Prozent nach.
So nimmt die politische und damit auch die wirtschaftliche Unsicherheit wegen der Regierungskrise in Frankreich zu. «Der derart rasche Rücktritt von Lecornu sorgt für erneute Unsicherheit unter den Investoren, vor allem weil damit weiter unklar bleibt, wie Frankreich aus der angespannten Finanzlage kommen will», erklärte Börsenexperte Andreas Lipkow.
Der Rücktritt brachte im Handel mit Euro-Staatsanleihen auch die französischen Bonds stark unter Druck. Ihre Verzinsung stieg im Gegenzug kräftig. Die Rendite richtungsweisender 10-jähriger französischer Anleihen legte in der Spitze auf knapp 3,6 Prozent zu und war von einem Höchststand seit März nicht mehr weit entfernt. Das zeige deutlich, dass Investoren beim Kauf französischer Staatsanleihen inzwischen deutlich höhere Risikoprämien forderten, sagte ein Börsianer.
Die Schweizer Börse zeigte sich derweil bisher weitgehend unbeeindruckt vom politischen Chaos in Frankreich.
Bereits der fünfte Regierungschef
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte Lecornu am 9. September ernannt. Er war bereits der fünfte Regierungschef seit Macrons Wiederwahl im Mai 2022.
Am Sonntagabend hatte Lecornu einen Teil der Nominierungen für seine Regierung bekanntgegeben, die demnach weitgehend aus denselben Politikern und Politikerinnen bestehen sollte, wie die vorherige. Mehrere Oppositionsparteien kritisierten die Personalien scharf, worauf Lecornu offenbar reagierte. (sda/awp/dpa/afp)
