Nur wenige Stunden nach der Messerattacke bei einem Taylor-Swift-Tanzkurs im nordwestenglischen Southport wurden erste Informationen über den angeblichen Täter verbreitet. Demnach soll es sich beim Täter um einen 17-jährigen muslimischen Immigranten namens Ali al-Shakati handeln. Es wurde zudem verbreitet, dass er 2023 mit einem Boot nach England übergesetzt haben soll.
Aufgrund dieser Fehlinformationen wurde anschliessend richterlich angeordnet, dass die Identität des Täters, trotz seiner Minderjährigkeit, öffentlich gemacht werden soll.
Denn, abgesehen vom Alter des Täters, welches ohnehin durch die Polizei bekannt gegeben worden war, stimmte keines der Details, die im Internet kursierten. Der Täter heisst nicht Ali al-Shakati und wurde in Cardiff, Wales, als Sohn ruandischer Einwanderer geboren. Zudem wurden bei ihm eine autistische Verhaltensstörung diagnostiziert. Weiter heisst es gemäss Aussagen von Nachbarn gegenüber lokalen Medien, dass die Familie des Täters in der örtlichen Kirche sehr aktiv gewesen sein soll.
In einem Interview mit der britischen Radiosendung Times Radio hat sich nun der ehemalige britische Geheimdienstmitarbeiter Christopher Steele zu den Krawallen geäussert. Für ihn sei klar, dass es im Umfeld der rechtsextremen Proteste zu einer russischen Einflussnahme gekommen sei. Herauszufinden, in welchem Umfang diese Einflussnahme stattgefunden habe, sei jetzt Aufgabe des britischen Geheimdiensts, so Steele.
Die falschen Informationen über den Täter haben ihren Ursprung unter anderem auf der News-Seite «Channel3 Now». So hiess es in einem Artikel, dass der Angreifer «auf der Beobachtungsliste des MI6 stehe» und den «psychiatrischen Diensten bekannt» gewesen sei. Diese Informationen wurden anschliessend von prominenten rechtsextremen Meinungsmachern weiterverbreitet.
Steele erklärte im Interview, dass diese Meinungsmacher infolge der Krawalle sehr detailliert von den britischen Geheimdiensten überprüft werden würden. Dabei erwähnte Steele explizit den ehemaligen Vorsitzenden der rechtsextremen «English Defence League», Tommy Robinson und den britischen Abgeordneten Nigel Farage der Rechtsaussenpartei Reform UK.
Robinson weilte während den Krawallen in den Ferien in Zypern. Das hielt ihn aber nicht davon ab, über «Ali al-Shakati» zu berichten. Robinson hat auf X fast eine Million Follower und postet nahezu stündlich über Verbrechen, die angeblich von Immigranten und der Regierung verübt werden. Farage wiederum hatte erklärt, dass die britische Regierung Falschinformationen über die Situation in Southport verbreitet habe.
Steele erklärte weiter, dass die Sicherheitsbehörden nun Dinge wie Reisebewegungen, Kontakte, Geldtransfers und Ähnliches dieser Meinungsmacher untersuchen würden. Dies, weil sich so je nach Fall ein Verhaltensmuster offenbaren oder nicht offenbaren könnte, welches zu möglichen Schlussfolgerungen über den Grad der Einmischung Russlands in diese Situation führen könnte.
2017 hatte Steele als Autor eines Dossiers über den damaligen US-Präsidenten Donald Trump weltweite Aufmerksamkeit erlangt. Darin untersuchte er Verbindungen zwischen Trump, seinem Wahlkampfteam und verschiedenen russischen Akteuren, darunter auch Putin und russische Oligarchen. Unter anderem beschuldigte er damals Trump, durch Russland erpressbar zu sein. (ear)
Der Mensch ist halt ein Herdentier und ein wenig selber Überlegen nicht jedem geschenkt.