International
Grossbritannien

«Klare russische Einflussnahme» bei rechtsextremen Krawallen in England

Trouble flares during an anti-immigration protest outside the Holiday Inn Express in Rotherham, England, Sunday Aug. 4, 2024. (Danny Lawson/PA via AP)
Nach der Messerattacke auf einen Tanzkurs, bei dem mehrere Kinder starben, kam es in England landesweit zu Krawallen rechter Protestierender.Bild: keystone

Ex-MI6-Spion: «Klare russische Einflussnahme» bei rechtsextremen Krawallen in England

Nach dem Mord an drei kleinen Mädchen kam es in ganz England zu rassistisch motivierten Protesten. Fehlinformationen über den Täter waren dabei ein wichtiger Auslöser. Laut einem ehemaligen britischen Geheimdienstmitarbeitenden sei von einer russischen Einflussnahme auszugehen.
12.08.2024, 17:4212.08.2024, 19:02
Mehr «International»

Nur wenige Stunden nach der Messerattacke bei einem Taylor-Swift-Tanzkurs im nordwestenglischen Southport wurden erste Informationen über den angeblichen Täter verbreitet. Demnach soll es sich beim Täter um einen 17-jährigen muslimischen Immigranten namens Ali al-Shakati handeln. Es wurde zudem verbreitet, dass er 2023 mit einem Boot nach England übergesetzt haben soll.

Aufgrund dieser Fehlinformationen wurde anschliessend richterlich angeordnet, dass die Identität des Täters, trotz seiner Minderjährigkeit, öffentlich gemacht werden soll.

Denn, abgesehen vom Alter des Täters, welches ohnehin durch die Polizei bekannt gegeben worden war, stimmte keines der Details, die im Internet kursierten. Der Täter heisst nicht Ali al-Shakati und wurde in Cardiff, Wales, als Sohn ruandischer Einwanderer geboren. Zudem wurden bei ihm eine autistische Verhaltensstörung diagnostiziert. Weiter heisst es gemäss Aussagen von Nachbarn gegenüber lokalen Medien, dass die Familie des Täters in der örtlichen Kirche sehr aktiv gewesen sein soll.

Rechte Stimmungsmacher unter Verdacht

In einem Interview mit der britischen Radiosendung Times Radio hat sich nun der ehemalige britische Geheimdienstmitarbeiter Christopher Steele zu den Krawallen geäussert. Für ihn sei klar, dass es im Umfeld der rechtsextremen Proteste zu einer russischen Einflussnahme gekommen sei. Herauszufinden, in welchem Umfang diese Einflussnahme stattgefunden habe, sei jetzt Aufgabe des britischen Geheimdiensts, so Steele.

Die falschen Informationen über den Täter haben ihren Ursprung unter anderem auf der News-Seite «Channel3 Now». So hiess es in einem Artikel, dass der Angreifer «auf der Beobachtungsliste des MI6 stehe» und den «psychiatrischen Diensten bekannt» gewesen sei. Diese Informationen wurden anschliessend von prominenten rechtsextremen Meinungsmachern weiterverbreitet.

Steele erklärte im Interview, dass diese Meinungsmacher infolge der Krawalle sehr detailliert von den britischen Geheimdiensten überprüft werden würden. Dabei erwähnte Steele explizit den ehemaligen Vorsitzenden der rechtsextremen «English Defence League», Tommy Robinson und den britischen Abgeordneten Nigel Farage der Rechtsaussenpartei Reform UK.

Robinson weilte während den Krawallen in den Ferien in Zypern. Das hielt ihn aber nicht davon ab, über «Ali al-Shakati» zu berichten. Robinson hat auf X fast eine Million Follower und postet nahezu stündlich über Verbrechen, die angeblich von Immigranten und der Regierung verübt werden. Farage wiederum hatte erklärt, dass die britische Regierung Falschinformationen über die Situation in Southport verbreitet habe.

Steele erklärte weiter, dass die Sicherheitsbehörden nun Dinge wie Reisebewegungen, Kontakte, Geldtransfers und Ähnliches dieser Meinungsmacher untersuchen würden. Dies, weil sich so je nach Fall ein Verhaltensmuster offenbaren oder nicht offenbaren könnte, welches zu möglichen Schlussfolgerungen über den Grad der Einmischung Russlands in diese Situation führen könnte.

2017 hatte Steele als Autor eines Dossiers über den damaligen US-Präsidenten Donald Trump weltweite Aufmerksamkeit erlangt. Darin untersuchte er Verbindungen zwischen Trump, seinem Wahlkampfteam und verschiedenen russischen Akteuren, darunter auch Putin und russische Oligarchen. Unter anderem beschuldigte er damals Trump, durch Russland erpressbar zu sein. (ear)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle Schweizer Olympiamedaillen in Paris 2024
1 / 10
Alle Schweizer Olympiamedaillen in Paris 2024
Die Aargauerin Chiara Leone holte Gold in der Dreistellung Gewehr 50m und triumphiert mit einem neuen Olympia-Rekord. Sie ist die einzige Schweizerin, die in Paris einen Olympiasieg schafft.
quelle: keystone / patrick b. kraemer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die Street Parade 2024 im Video
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
174 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Gary, die Schnecke
12.08.2024 17:48registriert Juli 2024
Irgendwie steckt bei allem Übel auf dieser Welt Russland mit drin. Russland ist mit Abstand das grösste Übel dieser Welt und ich hoffe, dass dieses Land bald untergeht.
17839
Melden
Zum Kommentar
avatar
frank frei
12.08.2024 18:46registriert September 2018
Leider sind solche Artikel notwendig. Denn vielen ist es schlicht nicht bewusst, dass Russland mit Desinformation, finanzieller Unterstützung von rechtsradikalen Parteien und dem Einsatz von Agent Provocateurs versucht, bestehende soziale Spannungen so zu verschärfen, dass es zu Unruhen kommt, die destabilisierend wirken sollen. Diese Naivität wird vom Kreml natürlich gerne gesehen und ausgenutzt.
13520
Melden
Zum Kommentar
avatar
Die Quittung
12.08.2024 17:55registriert Juli 2024
Trotz russischer Desinformation ist es doch krass zu sehen, wie wenig es braucht bis die Meute zu Gewalt greift. Einfach ein Funke und Boom! Flächenbrand...

Der Mensch ist halt ein Herdentier und ein wenig selber Überlegen nicht jedem geschenkt.
10424
Melden
Zum Kommentar
174
Zahl der Toten durch Taifun «Yagi» in Vietnam steigt auf 127

Drei Tage nach dem Durchzug von Taifun «Yagi» ist die Zahl der Toten in Vietnam auf mindestens 127 gestiegen. 54 Menschen würden noch vermisst, berichteten Staatsmedien am Dienstag. In der Hauptstadt Hanoi stieg das Wasser so hoch wie seit 2008 nicht mehr.

Zur Story