Beamte konnten den 21-Jährigen am Samstag im Londoner Stadtteil Chiswick ergreifen. Eine Zivilstreife hatte den Mann an einem Kanal im Westen der britischen Hauptstadt «von einem Fahrrad gezogen», wie Scotland Yard mitteilte. Er wurde mittlerweile wegen Ausbruchs aus dem Gefängnis angeklagt - ein Straftatbestand, den es in Deutschland so nicht gibt.
Mit der Festnahme endete eine mehrtägige, grossangelegte Fahndung, an der 150 Beamten beteiligt waren und in deren Verlauf an Häfen und Flughäfen die Sicherheitschecks erheblich verschärft worden waren.
Der Ex-Soldat war am Mittwochmorgen aus dem Gefängnis Wandsworth im Südwesten Londons entkommen, indem er sich an die Unterseite eines Lastwagens klammerte, der Lebensmittel angeliefert hatte.
Der Fall hatte für grosses Aufsehen gesorgt und ein Schlaglicht auf das marode Justizvollzugssystem in Grossbritannien gelenkt. Viele Gefängnisse sind überfüllt und veraltet. Ein Teil der Gebäude stammt noch aus dem 19. Jahrhundert. Hinzu kommen Personalmangel, ein hoher Krankenstand und eine starke Fluktuation.
Im 1851 eröffneten Gefängnis Wandsworth war schon der wegen seiner Homosexualität verfolgte Schriftsteller Oscar Wilde eingesperrt. Zuletzt verbrachte auch der deutsche Ex-Tennis-Star Boris Becker einige Zeit in dem Gefängnis.
Aus Wandsworth wurden inzwischen 40 Gefangene in andere Haftanstalten verlegt, wie der britische Justizminister Alex Chalk am Sonntag dem Sender Sky News sagte. Es handle sich um eine reine Vorsichtsmassnahme, sagte der Konservative. Eine erste Überprüfung der Sicherheitsmassnahmen habe zudem ergeben, dass sowohl entsprechende Vorschriften vorhanden waren als auch ausreichend Personal.
Gerätselt wird weiterhin, wie dem 21-Jährigen die Flucht gelingen konnte. Dabei wird nach Angaben der Polizei auch geprüft, ob er von innerhalb und ausserhalb des Gefängnisses Unterstützung erhielt.
Ihm wird vorgeworfen, Bombenattrappen auf einer Militärbasis platziert zu haben und Informationen gesammelt zu haben, die für Terroristen oder feindliche Staaten nützlich sein könnten. Er stritt die Vorwürfe ab. Ein Gerichtsverfahren war für November angesetzt.
Die Zustände in englischen Gefängnissen werden seit langem von Menschenrechtsorganisationen und auch der staatlichen Aufsichtsbehörde angeprangert. Laut der Webseite World Prison Brief sind die 118 Haftanstalten in England mit mehr als 87 000 Gefangenen zu 111 Prozent ihrer offiziellen Kapazität belegt. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die Belegungsrate 77.6 Prozent. (sda/dpa)