Welpen-Mafia: Illegaler Hundehandel überzieht Europa
Immer häufiger werden Hunde aus Rumänien, Slowenien oder Italien in die Schweiz importiert. Von «Welpen-Mafia» wird gesprochen. Diese gut vernetzte «Mafia» züchtet Welpen auf Vorrat. Die jungen Hunde werden dann in Zwingern bis neun Monate «zwischengelagert» und nachher als Strassenhunde in den Verkauf gebracht.
«Der skrupellose Handel mit Hundewelpen ist ein ernstes Tierschutzproblem, das auch die Schweiz betrifft», sagt die Zoologin Arlette Niederer vom Schweizer Tierschutz (STS). «Welpen aus diesem Handel stammen häufig aus osteuropäischen Massenzuchtbetrieben, wo sie unter katastrophalen Bedingungen ‹produziert› werden.»
Die Hündinnen werden als Gebärmaschinen gehalten. Die Tiere leben in dunklen Verschlägen oder Kellern ohne ausreichende Hygiene, Nahrung oder tierärztliche Versorgung. Krankheiten, Parasiten sind die Folge. Diese Welpen werden oft viel zu jung von ihren Müttern getrennt und quer durch Europa transportiert. Die Tiere wachsen in Gruppen auf, ohne Kontakt zu Menschen und damit ohne Sozialisierung. Dementsprechend sind sie dann oft psychisch gestört, unberechenbar und haben Verhaltensstörungen.
«Die Schweiz gilt aufgrund ihrer hohen Kaufkraft als attraktiver Markt für diese Händler», sagt Niederer. In der Schweiz werden jedes Jahr etwa 50'000 Hunde verkauft. Davon wurden im Jahr 2024 gemäss der Hundedatenbank Amicus etwa 26'000 Hunde in die Schweiz importiert. Nach Schätzungen sind von diesen bis zu 40 Prozent der Welpenimporte illegaler Herkunft– das entspricht jährlich etwa 10'000 bis 14'000 Hunden.
Attraktiver Schweizer Markt für die Mafia
«Verkauft werden diese Welpen vor allem auf seriös wirkenden Websites, die von mafiös organisierten Banden betrieben und veröffentlicht werden», sagt die Zoologin. Oft via Kleinanzeigen und immer häufiger auch auf Facebook. Händler umgehen Gesetze, indem sie beispielsweise Welpen auf Parkplätzen an der Grenze übergeben oder falsche Dokumente vorlegen.
Zudem werden die Welpen auch oft direkt in der Schweiz verkauft. Dort geben sich die Mitglieder dieser Banden als Züchter aus, den Käufern sei oft nicht bewusst, dass auch diese Hunde in Wahrheit aus tierschutzwidrigen Zuchten aus dem Ausland stammten, sagt Niederer.
Hunde aller Rassen werden durch die «Welpenmafia» verkauft. Die Händler kennen die Trends und wissen, welche Hunderassen besonders gefragt sind. Dabei handelt sich oft um Rassen, die extreme Zuchtmerkmale aufweisen, wie zum Beispiel französische Bulldoggen und Chihuahua. Diese Zuchtmerkmale sind oft auch ein Tierschutzproblem.
Es sei nicht auszuschliessen, dass auch Hunde aus Ramiswil solcher Herkunft seien, gesicherte Informationen dazu fehlten dem STS allerdings.
Unsichere Hundekäufer, und jene, die einen Verdacht auf Mafia-Hunde hätten, sollten sich bei der Meldestelle Tierhandel des Schweizer Tierschutzes melden. Es sei wichtig, sich vor dem Hundekauf genau zu informieren und keinen Hund per Mausklick im Internet zu bestellen. Ein Hundekauf dürfe kein Spontanentscheid sein, schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. (aargauerzeitung.ch)
