Indiens Oberster Gerichtshof hat die islamische Scheidung durch das Verstossen der Frau verboten. Eine Ehe zwischen Muslimen galt in Indien bisher als geschieden, wenn der Mann drei Mal innerhalb kurzer Zeit das Wort «Talaq» (Verstossung) aussprach.
Das Gericht in Neu Delhi habe diese «Triple Talaq» oder auch «Sofort-Scheidung» genannte Praxis am Dienstag mit einer 3:2-Mehrheit für verfassungswidrig erklärt. Sie verletze das Recht auf Gleichheit vor dem Gesetz.
«Was in der Religion Sünde ist, kann rechtlich nicht gültig sein», erklärte das Gericht am Dienstag. Das Gericht setzt sich zusammen aus einem Hindu, einem Christen, einem Muslim, einem Sikh und einem Zoroastrier
Eine der Klägerinnen, Shayara Bano, begrüsste die Entscheidung des Gerichts als «historisch» für muslimische Frauen. «Ich appelliere an das Volk, die Entscheidung des Obersten Gerichts zu akzeptieren und nicht zu politisieren», sagte sie nach der Urteilsverkündung.
Premierminister Narendra Modi twitterte, die Entscheidung sei «historisch». Familienministerin Maneka Gandhi bezeichnete das Urteil als «grossen Schritt für die Frauen».
Muslime machen etwa 14 Prozent der rund 1.3 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohner Indiens aus. Dies ergibt rund 180 Millionen Gläubige. Für sie gilt ein eigenes religiöses Personenrecht.
Das Gremium, das über die Einhaltung dieser Gesetze wacht, das «All India Muslim Personal Law Board», hatte sich gegen ein Verbot des umstrittenen Scheidungsbrauches ausgesprochen. Dem widersprach nun das Oberste Gericht.
Indische Medien sprachen von einem grossen Sieg für die Geschlechtergleichheit. Muslimische Männer haben in Indien ihre Ehefrauen in den vergangenen Jahren durch dreimaliges Aussprechen von «Talaq» etwa per Telefon, E-Mail oder SMS verstossen. In vielen mehrheitlich muslimischen Ländern gibt es diesen Brauch nicht. (whr/sda/dpa/afp)