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Indonesische Proteste erreichen Bali

Indonesische Proteste erreichen Bali

01.09.2025, 09:0301.09.2025, 09:03
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In Indonesien haben die landesweiten Proteste gegen Privilegien von Abgeordneten inzwischen auch die bei Touristen beliebte Insel Bali erreicht – und Sorgen vor Unruhen in der Ferienregion ausgelöst.

Nach gewaltsamen Ausschreitungen am Wochenende in der Inselhauptstadt Denpasar mobilisierten die Behörden jetzt traditionelle Dorfwächter, die sogenannten «Pecalang», um Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten, wie die staatliche Nachrichtenagentur Antara berichtete.

Am Samstag war es in Denpasar vor dem regionalen Polizeipräsidium und dem lokalen Parlament zu Zusammenstössen gekommen. Demonstranten warfen Steine und beschädigten Einrichtungen. Die Polizei setzte Tränengas ein und nahm Dutzende Menschen fest.

Viele der Beteiligten sollen nach Angaben der Behörden von ausserhalb Balis angereist sein. Das nährte Befürchtungen, die Ausschreitungen – die bereits Jakarta und andere indonesische Grossstädte erfasst haben – könnten auch auf die Ferieninsel übergreifen.

KEYPIX - epa12336081 Protesters clash with police outside the parliament building in Denpasar, Bali, Indonesia, 30 August 2025. Civilians, including motorcycle taxi drivers, protested in Bali after th ...
Strassenschlachten am Samstag in Denpasar.Bild: keystone

Traditionelle Dorfwächter

Die unbewaffneten Dorfwächter, die in der Kultur Balis tief verwurzelt sind und extrem hohes Ansehen geniessen, sollen anderen Einsatzkräften dabei helfen, die Ruhe und die für Bali überlebenswichtige Tourismusbranche vor weiteren Störungen zu schützen. Sie gelten als moralische und gleichzeitig gewaltfreie Autorität.

Etwa 1000 Pecalang versammelten sich am Morgen (Ortszeit) zu einem Massenappell in Denpasar, weitere blieben in ihren Dörfern stationiert. Ein Sprecher des Pecalang-Rats im Bezirk Badung erklärte, die Gewalt sei von «Aussenstehenden» ausgelöst worden und kündigte an, Bali «spirituell und physisch» zu verteidigen.

Worum geht es bei den Protesten?

Die Hintergründe

Indonesien erlebt derzeit die heftigsten Massenproteste seit Jahren. Die Wut richtet sich vor allem gegen eine zusätzliche monatliche Wohnungszulage von 50 Millionen Indonesischen Rupien (etwa 2500 Franken) für Abgeordnete – eine Summe, die den Monatslohn etlicher Indonesier um ein Vielfaches übersteigt, wie Kritiker monieren.

Die Ankündigung kam zu einer Zeit, in der viele Menschen im weltgrössten Inselstaat unter steigenden Lebenshaltungskosten und Steuern sowie Massenentlassungen leiden. Zusätzlich wurde der Ärger durch Videos von Politikern angeheizt, die in sozialen Medien ihren luxuriösen Lebensstil zur Schau stellten.

epa12341863 A handout photo made available by the Indonesian Presidential Palace shows Indonesia's President Prabowo Subianto (L) speaking about recent violent protests during a press conference  ...
Indonesiens Präsident Prabowo Subianto.Bild: keystone

Mindestens sieben Menschen sind bisher im Zusammenhang mit den Unruhen ums Leben gekommen, wie aus Berichten verschiedener Behörden hervorgeht. Die Lage eskalierte zuletzt, als in Jakarta ein 21-jähriger Motorrad-Taxifahrer von einem gepanzerten Polizeifahrzeug erfasst und getötet wurde. Landesweit wurden in der Folge politische Gebäude und Privathäuser von Politikern in Brand gesetzt und geplündert.

Präsident Prabowo Subianto hat inzwischen ein teilweises Einlenken signalisiert: Bestimmte Abgeordnetenvergünstigungen sollen gestrichen, Auslandsreisen vorerst ausgesetzt werden. Gleichzeitig verurteilte er die gewalttätigen Ausschreitungen scharf. Prabowo sagte wegen der angespannten Lage auch eine geplante Reise nach China ab. (rbu/sda/dpa)

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