Bewohner der überwiegend kurdischen Stadt berichteten ebenfalls davon. Demnach rückte die Anti-Terror-Einheit CTS mit etwa zehn Militärfahrzeugen vor und bezog in der Innenstadt Stellung.
Der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi ordnete an, die irakische Flagge in Kirkuk und anderen umstrittenen Gebieten zu hissen. Die irakischen Regierungstruppen brachten bei ihrer Offensive am Montag den Gouverneurssitz, eine Armeebasis, den Militärflughafen und ein Ölfeld bei Kirkuk unter ihre Kontrolle. Dort habe es bei Kämpfen zwei Tote gegeben.
Tausende kurdische Einwohner von Kirkuk sind geflohen. Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, verliessen tausende Bewohner die kurdischen Viertel in Richtung der kurdischen Städte Erbil und Suleimanija. An den Ausfallstrassen bildeten sich lange Staus.
Mit der von Ministerpräsident Haidar al-Abadi angeordneten Militäraktion reagiert Iraks Zentralregierung auf das umstrittene Unabhängigkeitsreferendum der Kurden im Norden des Landes. Diese hatten sich im September in einer Volksabstimmung mit überwältigender Mehrheit für die Abspaltung vom Irak ausgesprochen. Bagdad lehnt das Referendum als verfassungswidrig ab.
Der Vormarsch der irakischen Truppen erfolgte ohne grössere Gefechte, da sich die Peschmerga-Einheiten im Süden von Kirkuk zumeist kampflos zurückzogen.
In der Nacht zu Montag gab es jedoch vereinzelt Gefechte im Süden der Stadt Kirkuk. Ein Vertreter der Gesundheitsdienste in der Region Dschadschamal sagte, bei den Kämpfen in dem Gebiet seien zehn Peschmerga getötet und 27 weitere verletzt worden. Andere Kurdenvertreter sagten, dutzende Peschmerga würden noch vermisst.
Ministerpräsident Haidar al-Abadi erklärte, es sei seine Pflicht, die Verfassung und die Einheit des Landes zu schützen. Die Kurden hätten nicht auf Warnungen gehört und ihre eigenen Interessen über die des Iraks gestellt, während das Land gegen die IS-Terrormiliz kämpfe. Er rief die kurdischen Peschmerga-Kämpfer auf, sich unter die Führung der Zentralregierung zu stellen.
Der Sicherheitsrat der kurdischen Autonomiegebiete im Norden des Landes erklärte, Iraks Armee und mit ihr verbündete schiitische Milizen hätten den Süden Kirkuks angegriffen. Dabei hätten sie militärische Ausrüstung der USA benutzt, darunter Panzer und gepanzerte Fahrzeuge. Die Peschmerga würden Kurdistan verteidigen.
Die Provinz Kirkuk ist in dem Konflikt besonders umstrittenen, da die Region nach dem südirakischen Basra die ölreichste des Landes ist. Sowohl die Kurden als auch die Zentralregierung erheben Anspruch auf Kirkuk.
Ein Vertreter des Ölministeriums erklärte, die Ölförderung auf den Ölfeldern Havana und Baj Hassan sei eingestellt worden. Die kurdischen Techniker hätten die Förderung eingestellt und die Ölfelder vor Eintreffen der irakischen Regierungstruppen verlassen.
Kurdische Peschmerga-Kämpfer hatten die Provinz vor mehr als drei Jahren unter Kontrolle gebracht, nachdem Iraks Armee vor dem Ansturm der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflohen war. Gegen den Willen der Zentralregierung liess der kurdische Präsident Massud Barsani auch in Kirkuk über die kurdische Unabhängigkeit abstimmen.
Iraks Regierungskräfte und die kurdische Peschmerga hatten bis vor Kurzem gemeinsam gegen den IS gekämpft. Sowohl Armee als auch Kurden sind Verbündete des Westens im Kampf gegen die Extremisten und erhalten von ihm militärische Unterstützung.
Der Sprecher der von den USA angeführten Anti-IS-Koalition, Ryan Dillon, rief alle Beteiligten auf, eine Eskalation zu vermeiden und den Kampf gegen die Terrormiliz zu beenden. Der IS sei für alle die grösste Bedrohung, twitterte er. (dwi/sda/dpa)