International
Iran

Moderater Präsidentschaftskandidat im Iran kritisiert Kopftuchpolitik

Moderater Präsidentschaftskandidat im Iran kritisiert Kopftuchpolitik

11.06.2024, 13:10
Mehr «International»

Im Iran hat der moderate Präsidentschaftskandidat Massud Peseschkian vorsichtige Kritik am repressiven Vorgehen gegen die zahlreichen Kopftuchverstösse geäussert.

April 10, 2024, Tehran, Iran: Iranian worshippers perform the Eid al-Fitr prayer at a mosque in northern Tehran, marking the end of the Muslim holy fasting month of Ramadan. Muslims across the world s ...
Peseschkian übt vorsichtig Kritik am repressiven Vorgehen gegen die zahlreichen Kopftuckverstösse.Bild: www.imago-images.de

Heute würden Frauen dafür bestraft werden, weil ihre Kleidung nicht den Vorschriften entsprechen, sagte der früherer Gesundheitsminister (2001-2005) in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Zeitung «Hammihan». «Waren wir schuld, weil wir sie nicht richtig erzogen haben, oder sind sie schuld?» Nun bestrafe man die Frauen, sagte er weiter und fügte hinzu: «Wir sind schuld und müssen das Problem selbst lösen.»

Immer mehr Iranerinnen ignorieren heute bewusst die strengen Kleidungsvorschriften. Religiöse Hardliner versuchen dagegen anzukämpfen. Ein neues Gesetz sieht drakonische Strafen vor. Die Reform wurde bereits vom Parlament verabschiedet, ist aber noch nicht in Kraft getreten. Die Polizei war im April verstärkt gegen Verstösse vorgegangen.

Proteste und Spannungen entstünden aus Ungerechtigkeit, sagte Peseschkian. «Wenn die Rechte der Menschen missachtet werden, protestieren sie. Man kann nicht das Recht einer Person missachten und ihr sagen, sie solle schweigen», sagte der 69-Jährige. «Wenn wir das verstehen und in der Gesellschaft umsetzen, können wir die Probleme lösen.»

Irans Wächterrat, ein mächtiges Kontrollgremium, hatte am Sonntag über das Kandidatenfeld entschieden. Für die Präsidentschaftswahl am 28. Juni dürfen nun sechs Politiker antreten. Unter den konservativen Kräften gelten Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf und Said Dschalili, früherer Chefunterhändler bei den Atomverhandlungen, als aussichtsreichste Kandidaten. Die Neuwahl folgt auf den Tod von Präsident Ebrahim Raisi, der am 19. Mai bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kam.

Viele Menschen im Iran sind angesichts politischer Repression, einer Wirtschaftskrise und der gescheiterten Reformversuche in den vergangenen Jahrzehnten desillusioniert. Sie haben den Glauben an grosse innenpolitische Veränderungen verloren. Im Herbst 2022 entfachten sich nach dem Tod der jungen Kurdin Jina Masa Amini landesweite Proteste gegen das islamische Herrschaftssystem. Die Wahlbeteiligung bei der diesjährigen Parlamentswahl erreichte ein Rekordtief von rund 40 Prozent. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Martin Baumgartner
11.06.2024 14:05registriert Juni 2022
"Moderate Präsidentschaftskandidat"
Wenn jemand von allmächtigen Wächterrat als Präsidentschaftskandidat durchgewunken wurde, ist er garantiert alles andere als moderat!
381
Melden
Zum Kommentar
avatar
George Cloowney & Brad Pildo
11.06.2024 13:55registriert November 2022
Ich wäre dafür, dass alle Männer im Iran einen türkisfarbigen Bondage Ball tragen müssen, selbst wenn sie schlafen.
351
Melden
Zum Kommentar
7
Prinz William: «Es war das wohl härteste Jahr meines Lebens»
Grossbritanniens Thronfolger Prinz William (42) hat ungewohnt offen über persönliche Belastungen in den vergangenen Monaten gesprochen.

Zum Abschluss einer Auslandsreise nach Südafrika wurde er nach dem Jahr gefragt, in dem sowohl seine Frau Prinzessin Kate (42) als auch sein Vater König Charles III. (75) wegen Krebserkrankungen behandelt wurden. «Ehrlich gesagt, war es furchtbar. Es war wahrscheinlich das härteste Jahr meines Lebens», sagte er der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. Es sei schwierig gewesen, alles andere zu schaffen und alles auf Kurs zu halten.

Zur Story