Noch vor zwei Wochen übten sich die Pharmachefs in Zweckoptimismus. Die drohenden Trump-Zölle seien der falsche Weg, aber er sei zuversichtlich, dass es eine praktikable Lösung gebe, sagte Novartis-Chef Vas Narasimhan. Jedenfalls arbeite man unter Hochdruck daran, die Produktion in den USA hochzufahren. Ähnlich äusserte sich Roche-Chef Thomas Schinecker.
Ihre Zuversicht rührte auch daher, dass sie US-Investitionen von über 70 Milliarden Dollar aufgegleist hatten. Diese Pläne waren mit den Schweizer Verhandlern in Washington abgestimmt. Die grossen Zahlen sollten Donald Trump besänftigen.
Diese Hoffnung hat sich – ausgerechnet – am 1. August zerschlagen. Nach langem Zittern belegte der US-Präsident die Schweiz mit dem Mega-Zollsatz von 39 Prozent – dem europaweiten Höchstwert.
Zwar gilt der amerikanische Zoll, der am Donnerstag in Kraft treten soll, nicht für hiesige Pharmaprodukte. Das ist auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Rund die Hälfte der Schweizer Exporte in die USA entfällt auf diese Warengattung. Doch die Gefahr für die wichtigste Exportbranche ist damit nicht gebannt. Donald Trump hat keine Skrupel, auch Arzneimittel mit Zöllen zu belegen, selbst wenn sie die Medikamente verteuern. Kürzlich drohte er gar mit Sätzen von 200 Prozent für Medikamentenhersteller, die nicht genügend schnell in den USA produzierten.
Dass dies keine leere Drohung ist, zeigt Trumps «Deal» mit der EU. Dort setzte der amerikanische Präsident einen Zollsatz von 15 Prozent für die Pharma durch. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen konnte dagegen wenig ausrichten. Vor den Medien erklärte sie, es werde an dieser Front «noch mehr von den Amerikanern kommen».
Was das heissen kann, hat Donald Trump einen Tag vor seinem Zoll-Hammer diktiert. In einem Brief, den auch Roche und Novartis erhielten, drängte der Republikaner erneut auf Kostensenkungen. Die Pharmakonzerne sollen ihre Medikamentenpreise auf das Niveau von vergleichbar wirtschaftskräftigen Ländern anpassen. Die Firmen haben nun bis am 29. September Zeit, eine «bindende Verpflichtung» abzugeben. Ansonsten droht Trump «alle verfügbaren Mittel zu ergreifen, um amerikanische Familien vor der missbräuchlichen Preispolitik zu schützen».
Die US-Medikamentenpreise sind tatsächlich fast dreimal höher als in Europa. Das liegt daran, dass dort nicht eine staatliche Behörde mit den Herstellern über Preise verhandelt, sondern Tausende verschiedene Akteure. Dementsprechend klein ist deren Verhandlungsmacht. Laut der Pharmabranche haben die höheren Preise den Vorteil, dass in den USA Patienten deutlich schneller Zugang zu neuen Medikamenten erhalten. Fakt ist auch, dass die Amerikaner unter den hohen Kosten leiden.
Sollte Trump das sogenannte «Most Favored Nations»-Prinzip durchsetzen, würde dies die Schweizer Pharmaindustrie empfindlich treffen. Vielleicht sogar empfindlicher als die angedrohten Zölle. Denn die Tarife sind für internationale Konzerne wie Roche und Novartis eher bewältigbar. Sie haben bereits die Produktion vor Ort hochgefahren. Und sie erwirtschaften ausreichend satte Gewinne, um ihre wichtigsten US-Medikamente bald in neuen Fabriken direkt vor Ort herzustellen.
Die drohenden Preiskorrekturen sind indes schwieriger zu kompensieren. Novartis erwirtschaftet 40 Prozent des Umsatzes in den USA, Roche gar 54 Prozent. Um hier schmerzliche Verluste abzuwenden, müssen Roche & Co. nochmals ihre ganze Lobby-Kraft in Washington aufbieten. Roche-Chef Thomas Schinecker sagte kürzlich, Donald Trump solle besser die in den USA mächtigen Zwischenhändler aus dem Verkehr ziehen. Er nannte dabei das Beispiel des Multiple-Sklerose-Mittels Ocrevus. Roche habe einen Preisnachlass von 25 Prozent gewährt. Doch wegen der Zwischenhändler sei der Konsumentenpreis letztlich gar gestiegen. «Das ist nicht akzeptabel», so Schinecker.
Ob Donald Trump empfänglich ist für solche differenzierten Lösungen? Es ist zu bezweifeln. Sicher ist, dass in der kommenden Woche die offizielle Schweiz nochmals die beträchtlichen US-Investitionen der Pharmaindustrie hervorheben wird – und vielleicht sogar Zugeständnisse bei den Preisen anbieten. Sollte dennoch kein «Deal» zustandekommen, droht der Schweiz eine «scharfe» wirtschaftliche Abkühlung. Das trifft insbesondere zu, wenn Trump dereinst Pharma-Zölle für die Schweiz einführt.
Die Konjunkturforschungsstelle KOF hat ausgerechnet: Würde der Zollsatz von 39 Prozent auch die Pharmaindustrie einschliessen, droht ein Absturz Bruttoinlandprodukts um 0,7 Prozent. Das entspricht einem durchschnittlichen Einkommensverlust von 700 Franken pro Person und Jahr. Drückt die US-Administration zusätzlich die Preissenkungen durch, verstärkten sich die Verluste laut KOF noch weiter.
(aargauerzeitung.ch)
Auf jeden Fall:
1-Trump arbeitet NUR für seine eigenen Taschen. Er kümmert sich nicht um die Gesundheit und Kaufkraft oder Bildung der Bevölkerung.
Dennoch haben die großen
2-Pharmaunternehmen zu lange arrogant gehandelt, indem sie die Gesundheit und Krankheit der Menschen als Geisel nahmen, um maximale Gewinne zu erpressen.
Sie waren sehr zuversichtlich. Selbst die Einrichtung von Produktionsstätten in den usa wird nicht ausreichen.
Trump ist unberechenbar, unlogisch, egozentrisch.
Ich denke da muss man nicht TRump-Fan sein sondern nur den gesunden Menschenverstand walten lassen um klar zu sehen, dass diese Schieflage nach Korrektur schreit.
Und vielleicht ist ein Teil der Zölle auch dieser durch die Pharma kreierte mehr als unfaire Tatsache geschuldet.
Da lohnt es sich einmal genauer zu überlegen.