Im Rahmen der zahlreichen Proteste im Iran wurden seit dem letzten September zahlreiche Leute verhaftet – darunter auch etliche Prominente des Landes. Zu ihnen gehören die drei Schauspielerinnen Afsaneh Bayegan, Azadeh Samadi und Leila Bolukat.
Alle drei hatten sich verbotenerweise ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit präsentiert: Die 61-jährige Bayegan war an einer Filmaufführung mit einer Mütze statt einem Kopftuch erschienen, die 44-jährige Samadi hatte bei einer Beerdigung einen Hut getragen und die 42-jährige Bolukat veröffentlichte Fotos auf Social Media ohne Kopftuch.
Diese Woche stellte ein Gericht in Teheran nun eine psychologische Diagnose zu den drei Schauspielerinnen, welches für Aufsehen sorgt: Die Richter legten fest, Bayegan, Samadi und Bolukat seien «psychisch krank, familienfeindlich und antisozial». Folglich müssen die drei Frauen nun eine regelmässige psychologische Behandlung besuchen. Dies zusätzlich zu den bereits bestehenden Urteilen: Bayegan erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren Haft, Bolukat eine sechsmonatige Haftstrafe sowie ein Berufsverbot während zwei Jahren. Samadi kam ohne Haftstrafe davon – darf aber während sechs Monaten weder auf ihr Telefon noch auf Social Media zugreifen.
Dass die drei Schauspielerinnen nun auch noch als «psychisch krank, familienfeindlich und asozial» bezeichnet werden, sorgt für Verwunderung – nicht zuletzt bei führenden Psychologen des Landes. So schrieben die Leiter von vier führenden Psychiatrie-Ausschüssen des Irans einen offenen Brief an den Obersten Richter Gholamhossein Mohseni Ejei, in welchem sie das Urteil in Frage stellen. Der Brief wurde am 20. Juni von iranischen Medien veröffentlicht.
So kritisieren die Psychiater, dass ein solches Urteil durch ein Gericht nie hätte gefällt werden dürfen. Sie sagen:
Zudem sei es äusserst fragwürdig, wie das Gericht die Diagnose begründet habe. «Was im Urteil als Argument für eine antisoziale Persönlichkeitsstörung bezeichnet wird, ist nicht logisch und nicht überzeugend», schreiben die Psychiater. Auch die Diagnosen «psychisch krank» und «familienfeindlich» seien aus Sicht von Spezialisten «unwissenschaftlich und seltsam». So wird im Brief gefordert, das umstrittene Urteil aufzuheben.
Warum sich die Richter überhaupt dazu entschieden hatten, eine psychiatrische Diagnose aufzustellen, ist unklar. Mohammad Hossein Aghasi, ein Anwalt aus Teheran, sagte gegenüber Radio Farda, das Urteil zeige, dass die Richter «die Rechtsgrundsätze nicht vollständig verstanden haben». Ebenfalls möglich sei, dass das Gericht wegen der drei Schauspielerinnen «besonders nervös und verärgert» gewesen sei und sich deshalb für eine besonders erniedrigende Strafe entschieden habe.
Die Proteste im Iran dauern seit letztem September an, als die 22-jährige Mahsa Amini von der staatlichen Sittenpolizei festgenommen und tödlich verletzt wurde. Amini hatte angeblich gegen das staatliche Kopftuch-Gesetz verstossen. Die Geschichte der jungen Frau ging um die Welt und entfachte im Iran einen andauernden Protest gegen die Regierung des Landes. Nach Berichten von Menschenrechtsorganisationen wurden im Rahmen der Proteste schon mehr als 20'000 Menschen festgenommen.
(dab)
Beispiele: Frauen wollen Fussballspielen; mit Berufung auf das Familien-& Ehegesetz dürfen sie es erst nicht in D (50er) und mit Berufung auf die Gesundheit, bis 1993 in D, nur für 70min/Spiel.
Ein ähnlicher Ablauf für Marathon, Fahrradfahren, normal Reiten,....
Wenn Frauen "laut" wurden, forderten, lernen wollten an Universitäten, etc. 1/2