Schon im April hat Iran Israel mit Raketen angegriffen. Damals gab es eine Vorwarnung der Iraner. Diesmal nicht, aber dafür eine diplomatische Nachricht. «Die wurde nach Angaben des iranischen Verteidigungsministeriums von Teheran über die Schweizer Botschaft in Teheran an die USA geschickt», sagt Clément Therme vom Graduate Institute of International and Development Studies in Genf.
Der iranische Raketenangriff am 1. Oktober war heftiger. Zwischen 180 und 200 ballistische Raketen wurden abgefeuert. «Dieser Angriff mit der Bezeichnung ‹Operation True Promise 2› richtete sich in erster Linie gegen israelische Militärstützpunkte», sagt Militäranalyst Therme. Insbesondere Luftwaffenstützpunkte wie jenen in Nevatim, auf der israelische F-35-Flugzeuge stationiert sind.
Einige dieser Angriffe verursachten Schäden, insbesondere in Wartungs- und Büroräumen. Flugzeuge wurden anscheinend keine getroffen. Allerschlimmstes verhinderten Israels Raketenabwehrsysteme wie Iron Dome und Arrow und die US-Marine, die Abfangjäger abfeuerte, um einige der ankommenden Raketen zu neutralisieren.
Die diesmal eingesetzten Raketen waren fortschrittlicher und ausgefeilter als bei früheren Angriffen. «Deshalb konnte ein Teil der Raketen ihr Ziel erreichen, anders als im April», sagt Therme.
Gestartet wurden die Raketen von mehreren iranischen Städten aus, darunter Teheran, Isfahan, Shiraz, Kermanshah und Tabriz. Die Bilder von Trümmern zeigen nicht nur verbrauchte Raketenbooster älterer Raketen. Zu sehen sind auch Teile der Feststoffraketen Kheybarshekan oder Fattah 1. Mit diesen ballistischen Raketen hat Iran erstmals auf seine modernsten präzisionsgelenkten Geschosse zurückgegriffen.
Fattah 1 ist eine Hyperschallrakete mit einer Reichweite von 1400 Kilometern, die im Juni 2023 von den Islamischen Revolutionsgarden vorgestellt wurden. Sie ist wegen ihrer Hyperschall-Geschwindigkeit besonders gefährlich. Diese erschwert das Abfangen.
Trotz aller Sanktionen konnte Iran seine Bewaffnung in den letzten Jahren also modernisieren. «Das iranische Arsenal an Raketen und Drohnen gilt als eine der bedeutendsten militärischen Kräfte im Nahen Osten», sagt Therme. Der Iran verfügt über viele ballistische Raketen, die entscheidend für die militärische Strategie Irans sind. Eine asymmetrische Strategie, bei welcher der Iran gleichzeitig Angriffe mit Raketen, Marschflugkörpern und Lang-und Mittelstreckenraketen startet.
Zum Beispiel die Shahab-3. «Diese Rakete kann sowohl Israel als auch Teile Europas erreichen», sagt der Genfer Militäranalyst. Die Mittelstreckenrakete basiert auf nordkoreanischer Technologie.
Auch Cruise Missiles, Marschflugkörper, hat der Iran im Programm, die der Armee eine flexiblere und präzisere Schlagfähigkeit verleihen. Der Marschflugkörper Soumar ist geeignet für Landangriffe mit einer Reichweite von 2500 Kilometern. Er basiert auf der russischen Kh-55-Technologie. «Hergestellt werden die Raketen im Iran, aber die Islamische Republik hat mindestens seit Ende der 1980er-Jahre einige Technologien aus Russland, China und Nordkorea erhalten», sagt Therme.
Viel gesprochen wird auch über Drohnen. «Die iranischen Drohnenkapazitäten haben sich rasch erweitert», sagt Therme. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der iranischen Kriegsführung. Da gibt es zum Beispiel die Selbstmorddrohne Shahed-136, eine frei fliegende Munition mit einer Reichweite von bis zu 2500 Kilometern.
Noch mehr befürchtet man, dass Iran zur Atommacht werden könnte. «Der Iran könnte noch ein bis fünf Jahre davon entfernt sein, Atomwaffensysteme bauen zu können», sagt Clément Therme. Nun gibt es neue Äusserungen iranischer Beamter, welche die Militarisierung des iranischen Atomprogramms erwähnen. «Angesichts der militärischen Eskalation kommen solche Erklärungen im Establishment der Islamischen Republik immer häufiger vor», sagt Therme.
Möglicherweise wird Israel wieder einen Gegenschlag starten, so wie im April. Dieser könnte heftiger ausfallen. Es heisst, die Amerikaner drängten nicht mehr auf Zurückhaltung. Zudem ist die Hisbollah geschwächt und könnte Teheran wohl kaum wirksam beistehen. Iran selbst hat in die Flugabwehr ausgebaut und schützt sich mit über 400 Flugabwehrsystemen im ganzen Land. Allerdings gehen Experten davon aus, dass diese Flugabwehr viel leichter überlistet werden kann als jene von Israel. (aargauerzeitung.ch)
Ich bin mir sicher, die Israeli sind bereits auf der Suche nach den Standorten des iranischen Atomprogramms und werden es zerstören.
Bei Putins Atomdrohungen mache ich mir null Sorgen. Im Iran sind es aber religiöse Fanatiker, welche den Finger auf dem Knopf hätte. Das ist inakzeptabel.