Am Mittwochabend hat die Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future (FFF) auf ihrem internationalen Instagram-Profil einen Beitrag veröffentlicht, in dem sie gegen Israel hetzt. Der Post besteht aus mehreren Texttafeln, auf der ersten heisst es: «This is how western media brainwashes you into standing with Israel», also übersetzt: «So wird man in den westlichen Medien einer Gehirnwäsche unterzogen, damit man sich auf die Seite Israels stellt.»
Weiter wird dargelegt, dass es sich im Nahen Osten nicht um einen «Konflikt» handle, sondern um einen «Genozid». Begründet wird dies mit einem «Apartheid-System», das der jüdische Staat angeblich betreibe. Anschliessend teilen die Klimaaktivistinnen und -aktivisten Verschwörungstheorien und werfen den westlichen Medien vor, zu lügen, indem sie bewusst Informationen zurückhalten würden. So fände etwa die Tatsache, dass in Gaza täglich Frauen und Kinder durch israelische Angriffe sterben, in der Berichterstattung keinen Platz. Die Medien würden den Nahost-Konflikt zudem als «kompliziert» darstellen, um die Leute daran zu hindern, sich selbst darüber zu informieren.
Ausserdem würden einem die westlichen Medien angeblich glaubhaft machen, dass «alle Palästinenser» Terroristen seien – in einem nächsten Schritt seien es «alle Araber» und «alle Muslime». Aus Sicht der Klimaschutz-Bewegung würden Palästinenser «entmenschlicht». Abschliessend wird behauptet, dass westliche Medien «nicht unabhängig» und «nicht neutral» seien – stattdessen seien sie von «imperialistischen Regierungen» finanziert, die aufgrund einer «rassistischen Agenda» an der Seite Israels stehen würden.
Der Instagram-Post löste eine Welle der Empörung aus. Unter dem Beitrag sammeln sich Kommentare, die den Inhalt zutiefst kritisieren und FFF Antisemitismus und Verbreitung von Lügen vorwerfen. «Ich dachte, dies sei eine Seite für die Pro-Klima-Bewegung, keine Hamas-Propaganda», kommentiert eine Userin.
Auch auf X wird der Beitrag rege diskutiert. Fridays for Future verbreite «völlig ungeniert widerlichste antisemitische Verschwörungstheorien», schreibt etwa der deutsche Journalist Gerrit Seebald und fordert Konsequenzen.
Fridays for Future verbreitet mittlerweile einfach mal völlig ungeniert widerlichste antisemitische Verschwörungstheorien. Das muss doch mal Konsequenzen haben. pic.twitter.com/rKYLfbakQu
— Gerrit Seebald (@garstigergerrit) October 25, 2023
Schon im Januar 2023 ging ein Tweet des Accounts Fridays for Future International viral, indem die Klimabewegung Israel «Neokolonialismus und Apartheid» vorwarf. Auch davor ist FFF schon durch antisemitische Aussagen aufgefallen.
Klimastreik, die Klimabewegung in der Schweiz, hat am Mittwoch ebenfalls ein Statement zum Nahost-Konflikt auf X veröffentlicht – allerdings unabhängig vom Instagram-Post von FFF International. Die Schweizer Klimaaktivistinnen und -aktivisten «verurteilen den Angriff der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung», aber auch «die andauernde Gewalt der Regierung Israels gegen die palästinensische Zivilbevölkerung» und fordern deshalb einen Waffenstillstand.
Auf Nachfrage von watson erklärt Klimastreik, dass ihr eigener Post auf X der einzige Beitrag sei, welcher von der Schweizer Bewegung legitimiert wurde. Klimastreik betont, dass die Fridays-for-Future-Bewegung «lose organisiert» sei und «alle regionalen, nationalen oder internationalen Gruppen» unabhängig voneinander funktionieren würden – auch wenn Klimastreik aus der gleichen ursprünglichen Bewegung von 2018 entstanden sei wie die Pro-Klima-Bewegungen in anderen Ländern. Weiter erklärt Klimastreik, dass sie die Posts oder Statements von anderen Regionen oder Gruppen nicht werten würden, da diese aus anderen Kontexten stammen würden, welche sie nicht nachempfinden könnten.
Verschieden Arbeitsgruppen des Klimastreiks haben zusammen eine Position zur Situation im Nahosten gefasst 👇 pic.twitter.com/aSy7bcNUrF
— Klimastreik Schweiz 🔥 #FossileWelleBrechen (@klimastreik) October 25, 2023
Der deutsche Ableger von Fridays for Future hingegen hat sich gegen den kontroversen Beitrag des internationalen Accounts positioniert:
Auf diesen Post hagelt es Kritik: FFF Deutschland solle seinen Namen ändern, um nicht mehr mit FFF International in Verbindung zu stehen. Ein User merkt an, dass Fridays for Future ein «Führungs- und Organisationsproblem» habe.
Nein, der internationale Account spricht - wie zuvor betont - nicht für uns.
— Fridays for Future Germany (@FridayForFuture) October 26, 2023
Nein, der Post ist nicht mit uns abgestimmt.
Nein, wir stimmen nicht mit den Inhalten überein. 1/4
Die deutschen Aktivistinnen und Aktivisten verweisen auf einen Artikel der Wochenzeitung «Jüdische Allgemeine», um darüber zu informieren, wie solche Posts zustande kommen würden. In dem Artikel ist allerdings nur die Rede vom internationalen Twitter-Account – nicht aber vom Instagram-Account. Die Recherchen der Zeitung zeigten, dass die Inhalte des Twitter-Accounts von FFF International von weniger als einem Dutzend Aktivisten und Aktivistinnen massgeblich bestimmt würden. Keiner von ihnen sei «überregional bekannt oder für seine oder ihre Funktion gewählt worden». Es handle sich um eine «Handvoll Personen mit einer geradezu fanatisch israelfeindlichen Einstellung, die die Positionen des Accounts zum Nahostkonflikt bestimmen – und damit das öffentliche Bild der gesamten FFF-Bewegung prägen».
Schon vor einigen Tagen solidarisierten sich die deutschen Aktivistinnen und Aktivisten in einem öffentlichen Statement «mit den Opfern der Gewalt der Hamas». Sie seien «uneingeschränkt solidarisch mit Jüdinnen und Juden», die «antisemitische Gewalt erleben». Gleichzeitig würden sie das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza sehen und sich um den steigenden antimuslimischen Rassismus sorgen.
Man kann es ja noch verzeihen, wenn sich ab und zu mal sehr naive Weltanschauungen in eine eigentlich wichtige Bewegung mischen, aber das geht dann doch zu weit.
Greta und FFF waren mal sympathisch, jetzt sind sie völlig diskreditiert.