Bei einem israelischen Luftangriff auf dem Gelände einer ehemaligen Schule in Nuseirat im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben 18 Menschen getötet worden.
Darunter waren nach UN-Angaben auch sechs Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Die Totenzahlen des Hamas-Informationsbüros liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Das israelische Militär teilte mit, der Angriff habe einem Kommando- und Kontrollposten der islamistischen Hamas gegolten. Zuvor seien eine Reihe von Massnahmen ergriffen worden, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern, hiess es.
Bei dem Gebäude und seiner Umgebung handelte es sich um eine Einrichtung des UN-Hilfswerks für Palästina (UNRWA). Das Gelände bot demnach etwa 12'000 Menschen Zuflucht, vor allem Frauen und Kindern.
UN-Sprecher Stéphane Dujarric sagte in New York, Liegenschaften der UN sollten niemals angegriffen oder von militärischen Gruppen genutzt werden. Auf die Frage, ob er ausschliessen könne, dass sich Hamas-Vertreter dort aufhielten, sagte er, er könne die Frage nicht beantworten. Israel wirft der Hamas vor, sich in solchen Einrichtungen und unter Zivilisten zu verstecken.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich einmal mehr schockiert. «Was in Gaza passiert, ist absolut inakzeptabel», schrieb er zu dem Angriff auf X. «Diese dramatischen Verletzungen von internationalem humanitärem Recht müssen jetzt aufhören.»
What's happening in Gaza is totally unacceptable.
— António Guterres (@antonioguterres) September 11, 2024
A school turned shelter for around 12,000 people was hit by Israeli airstrikes again today.
Six of our @UNRWA colleagues are among those killed.
These dramatic violations of international humanitarian law need to stop now.
EU-Chefdiplomat Josep Borrell setzt derweil seine Nahostreise im Libanon fort. In der Hauptstadt Beirut will er unter anderem Ministerpräsident Nadschib Mikati treffen. Dabei dürfte es neben der Lage im Libanon auch um den Konflikt der Schiitenmiliz Hisbollah mit Israel gehen.
Am Mittwoch waren nach Angaben der israelischen Armee mehr als 100 Geschosse aus dem Libanon auf Israel abgefeuert worden. Das Militär beschoss seinerseits Ziele im Südlibanon.
Anführer der Hamas ist Jihia al-Sinwar. Israels Verteidigungsminister Joav Galant bezeichnete diesen nun als den «neuen Osama bin Laden». In einem zum Jahrestag der Terrorangriffe vom 11. September 2001 in den USA veröffentlichten Video sagte er:
Die Botschaft Galants auf der Plattform X kam einen Tag nach einem Interview des Finanzdienstes Bloomberg mit dem für die Geiseln und Vermissten zuständigen Brigadegeneral Gal Hirsch, in dem dieser von einem Angebot zur sicheren Ausreise für al-Sinwar aus dem Gazastreifen gesprochen hatte. «Ich bin bereit, Sinwar, seiner Familie und jedem, der sich ihm anschliessen möchte, einen sicheren Korridor zu ermöglichen», sagte er.
A picture is worth a thousand words. This picture was found in a tunnel where the Sinwar brothers were hiding like rats.
— יואב גלנט - Yoav Gallant (@yoavgallant) September 11, 2024
On 9/11 we remember the horrific attack on our closest ally, the U.S.
And we remember that our fight against terrorism, against Hamas, is the fight of the… pic.twitter.com/KoyE0eMOCm
Ein Hamas-Repräsentant sagte der Deutschen Presse-Agentur, seine Organisation habe das Angebot erhalten, Sinwar und seiner Familie die Ausreise zu ermöglichen, um ein Gaza-Abkommen zu erzielen. Die Hamas sei jedoch erst dann bereit, auf das Angebot zu reagieren, wenn es Teil einer umfassenden Einigung wäre.
Auch am Mittwochabend demonstrierten in Israel wieder mehrere hundert Menschen für eine Waffenruhe und ein Abkommen über die Freilassung der verbliebenen 101 Geiseln, unter ihnen auch Angehörige derer, die von der Hamas am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppt worden waren. (rbu/sda/dpa)