Benjamin Netanyahu wollte wohl kurzfristig noch unentschlossene Wähler am rechten Rand mobilisieren: Am Tag der Parlamentswahl in Israel hatte sich der Regierungschef abfällig über israelische Araber geäussert, die «in Horden» an die Urnen stürmen würden. Jetzt hat er die Aussage zurückgenommen.
«Ich weiss, dass das, was ich vor ein paar Tagen gesagt habe, arabische Israelis gekränkt hat», sagte Netanyahu vor arabischen Anhängern seines Likud-Blocks in einem auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Video. «Ich hatte nicht die Absicht, dass das passiert», sagt er darin weiter. «Ich bedauere das.»
Kritiker hatten dem Regierungschef vorgeworfen, mit seiner Äusserung rassistische Stereotype zu bedienen. Auch Präsident Reuven Rivlin hatte die Äusserung kritisiert und auf den demokratischen Charakter des jüdischen Staats verwiesen.
Netanyahu, der um seine Wiederwahl bangen musste, hatte politisch linken Organisationen vorgeworfen, arabische Israelis in Massen an die Wahlurnen zu schicken - um so seinen Wahlsieg zu verhindern. Rund ein Fünftel aller Israelis sind arabischstämmig. Netanyahu ging aus der Abstimmung am vergangenen Dienstag als klarer Sieger hervor.
Vor wenigen Tagen erst hatte Netanyahu in einer anderen Frage beigedreht: Nur zwei Tage nach der Parlamentswahl wurde aus seinem Nein zu einer Zwei-Staaten-Lösung ein klares Ja: «Ich will keine Ein-Staat-Lösung», sagte er dem US-Sender NBC im ersten Interview nach der Wahl: «Ich will eine nachhaltige, friedliche Zwei-Staaten-Lösung», so der konservative Politiker. Noch kurz zuvor hatte er im Bemühen um rechte Wähler der Errichtung eines eigenen Palästinenserstaates eine Absage erteilt.
mxw/Reuters/AP