Ein Jahr nach dem Gondelunglück vom Lago Maggiore haben Angehörige in einer emotionalen Zeremonie an die Gestorbenen erinnert und zugleich Vorwürfe erhoben.
Am Hang des Monte Mottarone in Norditalien, wo am 23. Mai 2021 die abgestürzte Gondel aufgeschlagen war, wurde am Montag eine Gedenktafel mit den Namen der 14 Toten enthüllt. Sie waren im vergangenen Frühjahr ums Leben gekommen, weil am Pfingstsonntag das Zugseil der Bahn riss, die Notbremse nicht funktionierte und die Kabine deshalb abstürzte.
Unter den Gästen war laut Medienberichten auch Aya Biran-Nirko, die Tante von Eitan, der als einziger den Unfall überlebt hatte und derzeit bei Biran-Nirko wohnt. Der Junge verlor seine Eltern, seinen Bruder und zwei Urgrosseltern und geriet in einen Sorgerechtsstreit zwischen den in Italien und in Israel lebenden Familien. Der Grossvater mütterlicherseits entführte ihn nach Tel Aviv – nach einem Gerichtsurteil in Israel kam er wieder zurück zur Tante nach Italien.
«Eitan ist in unseren Herzen und Gedanken bei uns, und wir werden uns weiter für ihn einsetzen, damit er in Israel aufwachsen kann, seinem natürlichen Heim, dem Heim seiner grossen und liebenden Familie, dem Ort, an dem seine Eltern und sein kleiner Bruder begraben sind», teilte die Familie in Israel am Montag über einen Sprecher mit. Auch in Italien sind Gerichte weiterhin mit dem Fall beschäftigt, zuletzt wurde eine dritte Person als Vormund für den Schuljungen eingesetzt.
Bei der Suche nach der Unfallursache ermittelt die Justiz gegen zwölf Menschen – am 30. Juni wird ein Gutachten von Experten erwartet. «Es ist ein Jahr vergangen, aber bei uns hat sich niemand gemeldet. Sie haben uns alle allein gelassen und noch nicht mal Beileid bekundet», klagte eine Frau am Montag laut Nachrichtenagentur Ansa am Monte Mottarone. Ihre Tochter und ihr Enkelsohn starben in der Gondel. «Wir wollen die Wahrheit – und dass schnell Gerechtigkeit geschaffen wird.» (aeg/sda/dpa)