International
Italien

Kirchlicher Kurswechsel? Vatikan mit neuen Tönen zum Thema Transgender

St. Peter's Basilica at The Vatican is seen at dusk across the river Tiber in Rome, Italy Friday, Feb. 28, 2025. (AP Photo/Kirsty Wigglesworth)
Italy Pope Health
Hat der Vatikan seine Position zu Geschlechtsangleichungen überdacht?Bild: keystone

Kirchlicher Kurswechsel? Vatikan mit neuen Tönen zum Thema Transidentität

In der Vergangenheit hat sich der Vatikan immer entschieden gegen Geschlechtsangleichungen ausgesprochen – jetzt sendet die Rede eines hohen Kardinals plötzlich ungewohnt offene Signale.
06.03.2025, 17:3706.03.2025, 17:37
Thomas Wey
Thomas Wey
Mehr «International»

Der argentinische Kardinal Victor Manuel Fernández äusserte sich auf einer theologischen Konferenz in Köln zum Thema Transgender. Gemäss CNN deutet seine Rede auf einen möglichen Sinneswandel des Vatikans hin.

Bislang vertrat die Katholische Kirche eine knallharte Linie: Die Kirche sieht in der «Gender-Ideologie» die schlimmste Gefahr der heutigen Zeit und lehnt jede Form von Geschlechtsumwandlungen als eine «Bedrohung der einzigartigen Würde des Menschen» ab.

Jetzt zeichnet sich eine leichte Abkehr von der bisherigen strikten Haltung ab: Kardinal Fernández, enger Vertrauter von Papst Franziskus und seit 2023 oberster Glaubenshüter des Vatikans, erklärte in seiner Rede in Köln, dass es «aussergewöhnliche Situationen» gebe, in denen starke Gender-Dysphorie «unerträgliches Leiden oder sogar Suizid» verursachen könne. Solche Fälle sollten «mit grosser Sorgfalt» geprüft werden.

VATICAN CITY, VATICAN - SEPTEMBER 30: Newly appointed cardinal Prefect of the Dicastery for the Doctrine of the Faith, Víctor Manuel Fernández poses during the courtesy visits to the New Cardinals at  ...
Kardinal Victor Manuel Fernández.Bild: Getty Images Europe

Eine generelle Akzeptanz von Geschlechtsangleichungen ist das zwar nicht – Kardinal Fernández betonte weiterhin die «Ablehnung der Gender-Ideologie». Doch die Erwähnung von aussergewöhnlichen Situationen und nötiger Sorgfalt deutet auf einen beginnenden Kurswechsel in der kirchlichen Praxis hin – zumindest in Einzelfällen.

Kleine Schritte – wie schon zuvor

Diese vorsichtige Differenzierung erinnert an frühere Öffnungsschritte der Katholischen Kirche unter Papst Franziskus. So dürfen sich trans Menschen seit zwei Jahren taufen lassen und als Taufpate fungieren. Auch die Zulassung von Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare folgte diesem Muster – obwohl der Papst präzisierte, dass nicht die Partnerschaften, sondern lediglich die Personen gesegnet werden.

Die Rede von Fernández setzt diesen Trend der kleinen Nuancen fort: keine Revolution, aber vielleicht eine leichte Richtungsänderung in Einzelfällen. Sein Fazit: «Wir möchten nicht grausam sein und sagen, wir würden das tiefe Leid nicht verstehen, das in manchen Fällen von Dysphorie herrscht.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Papabili für die Nachfolge von Papst Franziskus
1 / 21
Die Papabili für die Nachfolge von Papst Franziskus

Johannes Paul I., der 1978 nach 33 Tagen im Amt starb, war der bisher letzte italienische Papst. Könnte der nächste Papst daher wieder aus der mächtigen Gruppe der italienischen Kardinäle kommen? Einer ihrer wichtigsten Vertreter ist Kardinal Pietro Parolin (*17.1.1955). Der vatikanische Kardinalstaatssekretär gilt als Mann der Mitte, der sich insgesamt eher zur traditionellen katholischen Lehre bekennt.

... Mehr lesen
quelle: keystone / wael hamzeh
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Hört auf, uns zu mobben!»: 10-jährige Transaktivistin hält emotionale Rede
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
9 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
9
In Taiwan sagt das Volk Nein zum Wiedereinstieg in die Kernenergie
Ein Volksentscheid zur Inbetriebnahme eines stillgelegten Atomkraftwerks in Taiwan und damit dem Wiedereinstieg des Landes in die Nuklearenergie ist gescheitert. Das Referendum in der ostasiatischen Inselrepublik erreichte nicht die nötige Zustimmung, wie aus offiziellen Daten der zentralen Wahlkommission hervorging.
Zur Story