Der argentinische Kardinal Victor Manuel Fernández äusserte sich auf einer theologischen Konferenz in Köln zum Thema Transgender. Gemäss CNN deutet seine Rede auf einen möglichen Sinneswandel des Vatikans hin.
Bislang vertrat die Katholische Kirche eine knallharte Linie: Die Kirche sieht in der «Gender-Ideologie» die schlimmste Gefahr der heutigen Zeit und lehnt jede Form von Geschlechtsumwandlungen als eine «Bedrohung der einzigartigen Würde des Menschen» ab.
Jetzt zeichnet sich eine leichte Abkehr von der bisherigen strikten Haltung ab: Kardinal Fernández, enger Vertrauter von Papst Franziskus und seit 2023 oberster Glaubenshüter des Vatikans, erklärte in seiner Rede in Köln, dass es «aussergewöhnliche Situationen» gebe, in denen starke Gender-Dysphorie «unerträgliches Leiden oder sogar Suizid» verursachen könne. Solche Fälle sollten «mit grosser Sorgfalt» geprüft werden.
Eine generelle Akzeptanz von Geschlechtsangleichungen ist das zwar nicht – Kardinal Fernández betonte weiterhin die «Ablehnung der Gender-Ideologie». Doch die Erwähnung von aussergewöhnlichen Situationen und nötiger Sorgfalt deutet auf einen beginnenden Kurswechsel in der kirchlichen Praxis hin – zumindest in Einzelfällen.
Diese vorsichtige Differenzierung erinnert an frühere Öffnungsschritte der Katholischen Kirche unter Papst Franziskus. So dürfen sich trans Menschen seit zwei Jahren taufen lassen und als Taufpate fungieren. Auch die Zulassung von Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare folgte diesem Muster – obwohl der Papst präzisierte, dass nicht die Partnerschaften, sondern lediglich die Personen gesegnet werden.
Die Rede von Fernández setzt diesen Trend der kleinen Nuancen fort: keine Revolution, aber vielleicht eine leichte Richtungsänderung in Einzelfällen. Sein Fazit: «Wir möchten nicht grausam sein und sagen, wir würden das tiefe Leid nicht verstehen, das in manchen Fällen von Dysphorie herrscht.»