Silvio Berlusconi ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Dies bestätigt ein Sprecher der Familie. Berlusconi war seit Freitag im Mailänder Spital San Raffalese stationiert und ist heute Morgen um 9.30 Uhr dort aus dem Leben geschieden.
Seine Familie war laut Medienberichten am frühen Morgen ins Spital geeilt, nachdem sich sein Zustand rapide verschlechtert hatte.
Berlusconi bekommt nach seinem Tod ein Staatsbegräbnis im Dom von Mailand. Die Trauerfeier findet an diesem Mittwoch statt, wie ein Sprecher auf Anfrage bestätigte.
In den letzten Jahren war Berlusconi immer wieder in ärztlicher Behandlung. Er litt an Leukämie und hatte mit zahlreichen weiteren Problemen zu kämpfen. Zuletzt mit einer Harnwegsinfektion. Auch eine Corona-Erkrankung und ein Problem am Auge machten ihm jüngst zu schaffen.
Berlusconi hat auch zahlreiche Schönheits-Operationen hinter sich. Die Zeitung «Il Giornale» – deren Eigentümer Berlusconis Bruder Paolo ist – zitierte den 86-Jährigen am Freitag mit den Worten: «Es ist hart, aber ich werde es auch dieses Mal schaffen.»
Der zweimal geschiedene Politiker hinterlässt fünf Kinder und viele Enkel. Zuletzt war er mit der Forza-Italia-Abgeordneten Marta Fascina zusammen, die mehr als 50 Jahre jünger war als Berlusconi.
Mit Berlusconi ist der bekannteste und umstrittenste Politiker Italiens verstorben. «Das Ende einer Ära», titelt etwa die Zeitung Repubblica.
Berlusconi wurde am 29. September 1936 geboren. Vor seiner Karriere in der Politik hatte Berlusconi mit dem Aufbau des grössten Fernsehimperiums in Italien begonnen. Die Mediengruppe MFE wird von Berlusconis Familie geführt.
Berlusconi war Mitbegründer und Chef der Partei Forza Italia. Er war insgesamt viermal italienischer Ministerpräsident. Er bestimmte die Geschicke des Landes mehr als zwei Jahrzehnte mit und war zeitlebens umstritten, wurde aber von vielen auch bewundert.
Seit den Wahlen im vergangenen September ist er Mitglied in Italiens Senat, der zweiten Parlamentskammer der Republik.
Für den früheren Regierungschef Mario Monti war Berlusconi der «Vater aller Populisten», er selbst nannte sich einmal «Jesus Christus der Politik». Immer wieder gab es Vorwürfe von Interessenkonflikten zwischen seinem Amt und dem von ihm kontrollierten Medienimperium Mediaset. Auch musste er sich zahlreichen Gerichtsprozessen stellen.
Im Zusammenhang mit einer Strafe wegen Steuerhinterziehung wurde er 2013 aus dem Parlament ausgeschlossen und durfte in den folgenden Jahren keine öffentlichen Ämter ausüben. Er klagte dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Zuletzt war er Abgeordneter im Senat, der kleineren der zwei Parlamentskammern in Rom.
Im März 2015 wurde er im «Bunga-Bunga»-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch in letzter Instanz freigesprochen. Auch ein Folgeverfahren wegen Zeugenbestechung endete mit einem Freispruch. Seiner Beliebtheit bei vielen Italienern taten die Konflikte mit dem Gesetz aber keinen Abbruch.
Im Zuge der Finanzkrise hatte er 2011 endgültig als Ministerpräsident abtreten müssen. Immer wieder versuchte er das politische Comeback für ein Spitzenamt. Doch die rauschende Rückkehr auf die ganz grosse Bühne gelang dem «Cavaliere» nicht - auch sein letzter Traum, Staatspräsident zu werden, platzte Anfang 2022.
(aeg)