Wegen der Coronakrise hat die Justiz in Italien auch inhaftierte Mafia-Mitglieder in den Hausarrest entlassen. Darunter ist laut Medien der verurteilte Camorra-Boss Pasquale Zagaria, der den Spitznamen «Bin Laden» trägt. Seine Verlegung in einen mehrmonatigen Aufenthalt zuhause sorgt für heftige Debatten, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Samstag berichtete.
Der 60-jährige Zagaria wurde den Berichten zufolge 2007 wegen Mafia-Verbrechen zu 20 Jahren Haft verurteilt. Er sass in Sassari auf Sardinien im Gefängnis. Wegen einer Krankheit entschied ein Gericht, dass seine gesundheitliche Versorgung in Zeiten der Coronakrise in der Strafanstalt nicht garantiert werden könne. Zagaria ist den Angaben nach der Bruder eines Super-Bosses der Casalesi-Bande, eines Clans der neapolitanischen Camorra. Er wurde von Sardinien in die Stadt Brescia in der Lombardei geschickt.
Caso #Zagaria. #Antigone: "Diritto alla salute e pena non contraria al senso di umanità, due capisaldi della Costituzione" https://t.co/xRjTKRJOma pic.twitter.com/xEWhsTSCRF
— La Rampa (@larampait) April 25, 2020
Dieser Beschluss löste empörte Reaktionen besonders in den Rechtsaussen-Parteien aus. Die Lega, die in Rom in der Opposition ist, warf der Regierung Fahrlässigkeit vor. Sie gefährde die Sicherheit der Bürger, wenn sie Schwerkriminelle nach Hause verlege. Auch ein Opferverband meldete Bedenken an. Das Ressort von Justizminister Alfonso Bonafede sagte am Freitag eine Prüfung zu, wie die Ansa schrieb.
Italien ist von der Corona-Welle besonders schwer betroffen. Um die Ansteckungsgefahr in den chronisch überfüllten Gefängnissen zu entschärfen, wurden Strafen verkürzt und manche Häftlinge mit weniger schweren Vergehen in Hausarrest geschickt. (sda/dpa)