In den USA tobt der Kulturkampf um LGBTQIA+-Rechte – und US-Präsident Donald Trump giesst Öl ins Feuer. Mitten im Pride-Sommer, während in Städten wie New York, San Francisco oder Chicago Hunderttausende für Sichtbarkeit und Gleichberechtigung demonstrieren, zieht die Regierung in Washington einen Rettungsanker für queere Jugendliche still und leise ab: Das Sonderangebot der nationalen Krisenhotline 988 wurde am 17. Juli abgeschaltet.
Es fungierte als Hilfe in akuten Notlagen: Seit 2022 konnten LGBTQIA+-Jugendliche dort gezielt Hilfe bekommen – per Knopfdruck auf die «3». Mehr als 1,4 Millionen Menschen hatten diesen Weg genutzt, so die zuständige US-Behörde Samsha. Jetzt ist der Zugang dicht. Die Reaktionen auf das Hotline-Aus fallen deutlich aus.
Der Widerstand kommt nicht nur aus queeren Organisationen oder der Politik, sondern auch aus Hollywood. Schauspieler Jim Parsons, bekannt aus der Kult-Serie «The Big Bang Theory», fand im Interview mit MSNBC (via «The Wrap») klare Worte: «Ich denke, es ist buchstäblich kriminell», sagte Parsons.
«Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür. Ganz egal, welches Argument man bringt – es wird niemals gerechtfertigt sein.»
Parsons, der mit Todd Spiewak verheiratet ist, sieht hinter der Entscheidung eine gezielte Botschaft an queere Menschen: «Es ist nur verletzend und fühlt sich so an, als wolle man ganz bewusst zeigen: Ihr seid hier nicht willkommen.»
Mit dieser Meinung ist er nicht allein.
Auch aus dem US-Senat kommt Widerstand. Senatorin Tammy Baldwin, selbst offen lesbisch, nannte das Vorgehen «absolut grausam» und kündigte Gesetzesinitiativen zur Wiederaufnahme der Finanzierung an.
In Kalifornien hat die Landesregierung bereits reagiert und einen eigenen Fonds aufgesetzt, um weggefallene Kapazitäten zu kompensieren. Und auch die queere Organisation The Trevor Project, die ebenfalls eine Krisenhotline betreibt, ruft nun verstärkt zu Spenden auf.
Die Trump-Regierung versucht unterdessen, die Abschaltung als Verwaltungsmassnahme zu verkaufen. Die zuständige Behörde Samhsa erklärte, man wolle künftig «alle Anrufenden gleich behandeln», spezialisierte Angebote wie das LGBTQIA+-Programm seien «silohaft» gewesen. Zudem sei der dafür vorgesehene Haushalt ausgeschöpft.
Eine Weiterführung hätte den gesamten Betrieb gefährden können, hiess es aus Washington. Gleichzeitig betonte Samhsa in einer Stellungnahme, alle Anrufer:innen würden weiterhin von «kompetenten und einfühlsamen Berater:innen» betreut – unabhängig von Geschlecht oder sexueller Identität.
Doch diese Argumente sind wohl vorgeschoben.
Schliesslich ist diese Entscheidung der Trump-Regierung kein Einzelfall. Die Einstellung der LGBTQIA+-Hotline ist Teil eines grösseren Musters. Seit Trump im Januar seine zweite Amtszeit antrat, wurden diverse queerfeindliche Massnahmen beschlossen. Zu den wichtigsten gehören folgende:
Trump macht keinen Hehl daraus, dass LGBTQIA+-Themen für ihn ein ideologisches Feindbild darstellen. Immer wieder sorgt er mit homophoben und transfeindlichen Aussagen für Schlagzeilen – auch als Mittel, um konservative Wähler:innen zu mobilisieren.
Die Streichung der LGBTQIA+-Hotline reiht sich damit ein in eine politische Agenda, die systematisch Schutzräume abbaut und marginalisierte Gruppen aus dem öffentlichen Leben drängen will.
USA --> nicht mal mehr ein Entwicklungsland!