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Steigende Pasta-Preise stürzen Italien in eine kleine Krise

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Grosse Pasta.Bild: pinterest

Italien sitzt tief in der Pasta-Krise – aber es gibt Hoffnung

11.05.2023, 18:5312.05.2023, 08:33
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Eine Krise erschüttert Italien. Es geht um die nationale Identität unseres südlichen Nachbars. Um eines der wichtigsten italienischen Kulturgüter. Der Wirtschaftsminister, Adolfo Urso, hat eigens eine Krisensitzung der Regierung einberufen, um die Krise anzugehen.

Der Grund, der den Italienerinnen und Italienern schlaflose Nächte bereitet: Pasta. Genauer gesagt, der Pasta-Preis.

17,5 Prozent Anstieg

Der Pasta-Preis stieg in Italien im März im Vergleich zum Vorjahr um 17,5 Prozent, berichteten lokale Medien. Urso hat darum für Donnerstag eine Kommission einberufen, um den eklatanten Preisanstieg bei Pasta zu erörtern, so ein Beamter des Ministeriums gegenüber der «Washington Post».

Denn mit 17,5 Prozent ist der Preisanstieg bei Pasta mehr als doppelt so hoch wie die italienische Verbraucherpreisinflation, die nach Angaben der Europäischen Zentralbank im März bei 8,1 Prozent lag. Nur in 12 von 110 Provinzen Italiens kann man derzeit ein Kilogramm Pasta für weniger als 2 Euro kaufen.

Dabei ist der Weizenpreis erst kürzlich wieder gesunken. Pasta wird aus Hartweizen hergestellt, dessen Preise nach Angaben der grössten italienischen Landwirtschaftsorganisation, Coldiretti, seit letztem Jahr um 30 Prozent gefallen sind. Für die Herstellung von Pasta müsse dem Weizen lediglich Wasser zugesetzt werden, weshalb der Preisanstieg nicht gerechtfertigt sei, so Coldiretti in einer Erklärung.

Darum werden die Kommission am Donnerstag prüfen, welche Rolle die Rohstoff-, Energie- und Produktionskosten bei dem Preisanstieg gespielt haben könnten.

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Kleine Pasta.Bild: shutterstock

Höhere Energiekosten, Lieferkette und Inflation

Hersteller rechtfertigen die hohen Kosten von rund 2 Franken pro Packung mit höheren Energiekosten, Unterbrechungen der Lieferkette und Inflation. Darum seien sie gezwungen, mehr Geld für das Grundnahrungsmittel der Italiener zu verlangen. Michele Crippa, ein italienischer Professor für Gastronomiewissenschaften erklärt:

«Die Nudeln, die heute in den Regalen stehen, wurden vor Monaten produziert, als Hartweizen zu hohen Preisen eingekauft wurde und die Energiekosten auf dem Höhepunkt der Krise waren.»

Entsprechend sagt Giuseppe Ferro, Geschäftsführer von La Molisana, einem grossen italienischen Nudelhersteller, gegenüber «Il Sole 24 Ore», dass die Preise wohl bis September wieder sinken werden.

Die Reaktion der Regierung zeige den «symbolischen, emotionalen und kulturellen Wert, den Pasta für die Italiener hat», erklärte Fabio Parasecoli, Professor für Lebensmittelkunde an der New York University, gegenüber der «Washington Post». Er vergleicht das Pasta-Debakel in Italien mit der Senfknappheit, die in Frankreich kürzlich für Dramen gesorgt hat – und zu Panikkäufen führte.

Urso sagte in einer Erklärung, dass die Verbraucher, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens, profitieren werden von der momentanen Debatte. Denn die erhöhte Aufmerksamkeit für Pasta-Preise habe viele Unternehmen bereits dazu veranlasst, zu erklären, dass der Anstieg der Nudelpreise nur vorübergehend sei.

(yam)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Feuerblümchen
11.05.2023 19:57registriert Juli 2019
Bitte sagt nicht „Nudeln“ zu Pasta…🥴
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MRDL
11.05.2023 21:16registriert August 2020
"...Anstieg der Nudelpreise nur vorübergehend..."
Lol, wer das glaubt... System Migros/Coop seit Jahren gleich. Produkt x wird über Monate 10 und mehr Prozent teurer, nur damit sie dann etwas später Preisreduktionen von ein paar Prozent vermarkten können.
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moutarde
11.05.2023 21:57registriert Januar 2016
… ich finde es mittlerweile zum kotzen!
Jede noch so kleine Krise wird mit einem satten Preisauschlag auf die Kunden abgewälzt. Die Begründungen sind fadenscheinig und unerklärlich.
Übrigens, sind in den fetten Jahren die unanständigen Gewinne auch den Kunden weitergegeben worden?
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