Mehr als zwölf Jahre ist es nun her, dass es im japanischen Fukushima zu der verheerenden Atomkatastrophe kam: Ein Seebeben vor der Küste der Region Tōhoku löste einen Tsunami aus, der zahlreiche Dörfer und Städte zerstörte und mehr als 18'500 Menschen das Leben kostete. Durch die Flutschäden mussten knapp 470'000 Einwohner:innen evakuiert werden.
Nicht nur Dörfer und Städte wurden durch die Flutwelle stark beschädigt, sondern auch das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi. Vier von sechs Reaktorblöcken wurden zerstört, in drei von ihnen setzte eine Kernschmelze ein. Durch die radioaktiven Emissionen mussten noch einmal bis zu 150'000 Menschen ihre Wohnorte vorübergehend oder dauerhaft verlassen.
Zwölf Jahre nach der Katastrophe will die japanische Regierung das Kühlwasser zurück ins Meer leiten. Das klingt im ersten Moment beunruhigend, doch gibt es wirklich Grund zur Sorge? Watson hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen getragen.
Bereits Ende August soll das aufbereitete, radioaktive Wasser aus dem Atomkraftwerk Fukushima in den Pazifik geleitet werden. Das berichten mehrere japanische Medien. Am 20. August will Regierungschef Fumio Kishida mit den Ministern seines Kabinetts den genauen Zeitpunkt festlegen.
Mit der Einleitung des Wassers soll noch vor der Fangsaison im September begonnen werden. Die japanische Atomaufsichtsbehörde hatte dem Kraftwerksbetreiber Tokyo Electric Power im Juli die Genehmigung dazu erteilt. Auch die internationale Atomenergiebehörde gab im Juli die Erlaubnis, das Kühlwasser ins Meer zu geben.
Die geschmolzenen Brennstäbe in den Reaktoren, die 2011 infolge des Tsunamis zerstört wurden, müssen weiterhin mit Wasser gekühlt werden. Dieses wird in Tanks gelagert. Mittlerweile haben sich über 1.3 Millionen Tonnen angesammelt und laut der Betreiberfirma Tepco geht schlicht der Platz dafür aus. Über einen ein Kilometer langen Tunnel soll das Wasser nun in ins Meer geleitet werden. Das soll über einen Zeitraum von rund 30 Jahren geschehen.
Bevor das Kühlwasser in den Pazifik geleitet wird, wird es gereinigt und gefiltert. Mit dem System, das Tepco benutzt, können 62 – und somit fast alle Radionuklide – herausgefiltert werden. Nur Kohlenstoff-14 und das radioaktive Isotop Tritium bleiben übrig. Aus diesem Grund will Tepco das Kühlwasser auch verdünnen, bevor es in den Pazifik kommt. Die Tritiumkonzentration soll so auf rund 1500 Becquerel pro Liter sinken. Das entspricht weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat schon vor Längerem die Erlaubnis dafür erteilt und bewertet das Einleiten des Wassers auch als unproblematisch. Die Ableitung des Wassers stehe mit internationalen Sicherheitsstandards in Einklang, erklärte Rafael Mariano Grossi, der Leiter der Atomenergiebehörde. Und weiter:
Fachleute weisen ausserdem darauf hin, dass auch andere Atomkraftwerke ihr Kühlwasser seit Jahrzehnten auf ähnliche Art und Weise entsorgen.
Trotzdem sind nicht nur örtliche Fischer:innen entschieden gegen das Vorgehen ihrer Regierung. Sie befürchten neben den möglichen ökologischen Schäden auch Reputationsschäden und Umsatzeinbussen. Auch andere Länder stellen sich gegen den Plan. Hongkong hat mit einem weitreichenden Importverbot für japanische Fischereiprodukte gedroht, sollte das Kühlwasser ins Meer geleitet werden.
Auch China hat angekündigt, die Einfuhrkontrollen von japanischen Lebensmitteln ins Land zu verschärfen. In Südkorea protestieren bereits zahlreiche Menschen gegen das Einleiten des Kühlwassers und wiesen auf mögliche Umweltschäden hin.
(mit Material von dpa und afp)
- Die Dosis durch die Abgabe ist ein Tausendstel bis Zehntausendstel der Dosis aus natürlichen Quellen
- Tritium hat geringe Radiotoxizität
- Tritium-Gehalt: 1/7 des WHO-Grenzwerts für Trinkwasser;
Das Fukushima-Wasser hat also Trinkwasserqualität.