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USA und China wollen Kooperation beim Klimaschutz ausbauen

Grösste CO2-Abdrücke: USA und China wollen beim Klimaschutz mehr zusammenarbeiten

10.11.2021, 22:3011.11.2021, 04:43
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Gemeinsam gegen die Klimaerwärmung

Die beiden weltgrössten Volkswirtschaften und Verursacher von Treibhausgasemissionen, die USA und China, verstärken ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen die Erderwärmung. «Wir können unsere Ziele nicht erreichen, wenn wir nicht zusammenarbeiten», sagte der US-Klimaschutzbeauftragte John Kerry am Mittwochabend auf der Weltklimakonferenz in Glasgow. Die USA und China hätten etliche Differenzen. «Aber beim Klima ist das der einzige Weg, diese Aufgabe zu bewältigen.»

In einer gemeinsamen Erklärung heisst es, man wolle angesichts der Klimakrise diesen «kritischen Moment» nutzen, um gemeinsam und auch jeder für sich den Umbau hin zu einer klimaneutralen Weltwirtschaft zu beschleunigen. Dazu werde man noch in diesem Jahrzehnt ehrgeizigere Klimaschutzmassnahmen ergreifen. Eingesetzt werden soll dazu auch eine gemeinsame Arbeitsgruppe.

Ausserdem wollen die beiden Weltmächte in der ersten Hälfte des kommenden Jahres gemeinsam beraten, wie sie den Methanausstoss verringern können. Dazu hatten die USA und die EU auf der Klimakonferenz Anfang der Woche bereits eine Allianz Dutzender Staaten geschmiedet. Ziel ist es, den Ausstoss des zweitwichtigsten Treibhausgases bis 2030 um 30 Prozent zu senken.

Chinas Klimaschutzpläne zurzeit eher schwach

Beobachter stufen die aktuellen Klimaschutzpläne Chinas als eher schwach ein. Das Land will erst 2030 überhaupt anfangen, seine Treibhausgasemissionen zu drosseln. Nun sagte der chinesische Delegationsleiter Xi Zhenhua dem «Guardian», auch mit Blick auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump: «Wir sind nicht wie einige andere Staaten, die nach den Verhandlungen aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten sind.»

UN-Generalsekretär Antonio Guterres begrüsste die Erklärung der zwei Grossmächte: «Der Kampf gegen die Klimakrise braucht internationale Zusammenarbeit und Solidarität. Und dies ist ein Schritt in die richtige Richtung.»

China machte in der Erklärung keine konkreten neuen Zusagen zum Klimaschutz, teilte aber mit, seinen bei den UN eingereichten Klimaschutzplan für 2030 unter Umständen nachzubessern. Die Volksrepublik war in die Kritik geraten, da Präsident Xi Jinping zum Gipfel der Staats- und Regierungschefs vergangene Woche nicht angereist war und lediglich eine schriftliche Erklärung abgab.

Offizieller Schwerpunkt der COP26 ist am Donnerstag der Klimaschutz in Städten. Erwartet wird dazu eine Erklärung der britischen Regierung als Gastgeber des Mammuttreffens mit gut 40'000 Teilnehmern. Zudem will der Vorsitzende Alok Sharma in der Nacht weitere «fast fertige» Texte zu verschiedenen Streitthemen veröffentlichen.

In Glasgow formiert sich an diesem Donnerstag zudem eine neue Staatenallianz, die den Ausstieg aus der klimaschädlichen Öl- und Gasproduktion beschleunigen will. Geschmiedet wurde das Bündnis «Beyond Oil & Gas» von Dänemark und Costa Rica, deren Minister mittags vor die Presse treten wollen. Wie viele Staaten mitmachen, war zunächst nicht bekannt. Die Initiatoren erklärten vorab, es sei nicht akzeptabel, dass nach bisherigen Planungen die weltweite Öl- und Gasproduktion jährlich um zwei Prozent steigen soll.

Besorgte Wissenschaftler richten offenen Brief an UN-Klimaverhandler

Dutzende Klimawissenschaftler aus mehreren Ländern appellieren in einem offenen Brief an die Verhandler der Weltklimakonferenz, die Warnungen der Wissenschaft zu den Folgen der Erderwärmung ernstzunehmen. «COP26 ist ein historischer Moment für das Schicksal des Klimas, der Gesellschaft und der Ökosysteme, weil menschliches Handeln den Planeten bereits um rund 1,1 Grad erwärmt hat», erklären die Forscherinnen und Forscher darin. Der Schweizer Forscher Reto Knutti, der ebenfalls auf der Liste der Unterzeichner steht, hatte den Appell am Mittwoch auf seiner Twitter-Seite veröffentlicht.

Knutti und seine Kolleginnen und Kollegen fordern sofortige und konsequente Massnahmen, um die globale Erderwärmung noch deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten. Nur so könnten die Risiken für künftige Generationen und die Notwendigkeit, sich an die Klimafolgen anzupassen, in Schach gehalten werden.

Die COP-Verhandler in Glasgow sollten die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen hohen Treibhausgasemissionen und der Veränderung des Weltklimas in ihrem Entscheidungsprozess massgeblich berücksichtigen, lautet eine zentrale Forderung.

Die Forscher beziehen sich in ihrem Brief explizit auch auf den IPPC-Klimabericht, der im August veröffentlicht wurde. Nach diesem Bericht ist die Hälfte des Kohlenstoffdioxid-Anteils in der Erdatmosphäre in den vergangenen 30 Jahren entstanden. Es habe noch nie eine so hohe Treibhausgaskonzentration in der Erdatmosphäre gegeben, betonen die Forscher.

Wenn es mit den Emissionen so weitergehe wie bisher wäre das verbleibende Budget zum Ausstoss von Treibhausgasen zwischen 2027 und 2033 aufgebraucht, heisst es weiter. Deshalb müssten die Emissionen «sofort» sinken, um unumkehrbare Folgen für das gesamte Klimasystem abzuwenden. (sda/dpa)

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