Die Prognosen für das antarktische Meereis waren zuletzt düster. Nach immer neuen rekordtiefen Minimal- und Maximalausdehnungen seit 2016 rechneten die Forschenden des amerikanischen National Snow and Ice Data Center (NSIDC) eigentlich damit, dass das antarktische Meereis in ein neues Regime mit stark reduzierter Ausdehnung eingetreten ist.
Schliesslich waren die letzten 18 Jahre (2007 bis 2024) diejenigen mit den niedrigsten antarktischen Meereisausdehnungen seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen. Die rekordtiefe Minimalausdehnung im Jahr 2017 und das rekordtiefe Maximum im Jahr 2023 sahen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Bestätigung ihrer These.
Und auch 2024 war lange keine Besserung in Sicht: Die Maximalausdehnung im September war nach dem Vorjahr die zweittiefste seit Messbeginn. Doch seither hat sich der Rückgang des antarktischen Meereises merklich verlangsamt, wie das NSIDC letzte Woche mitteilte.
«Im November und Dezember, dem mittleren bis späten Frühling auf der Südhalbkugel, fiel der durchschnittliche Rückgang deutlich unter den Durchschnitt.» Im vergangenen Jahr betrug der tägliche Verlust an Meereis somit 140'000 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Der Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 liegt bei 165'000 Quadratkilometern.
Die Ausdehnung des antarktischen Meereises entsprach Ende Dezember in etwa dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010. «Dies veranschaulicht deutlich die hohe Variabilität der antarktischen Meereisausdehnung und stellt die Idee des neuen Regimes etwas infrage», so das NSIDC. Generell hielten die Forscher fest, dass der Zeitraum von 2016 bis 2024 zu kurz sei, um definitiv festzustellen, dass ein Regimewechsel stattgefunden habe.
Vor allem über dem westlichen Weddell- und Amundsenmeer war die antarktische Meereisausdehnung zum Jahresende 2024 überdurchschnittlich, im Rossmeer lag sie dafür leicht unter dem Durchschnitt. Insgesamt sei die Meereiskonzentration über grossen Teilen des Packeises allerdings gering. Zusammen mit Anzeichen eines warmen Frühlings mit starker Oberflächenschmelze auf dem Kontinent werde dies für interessante Sommermonate (Januar bis März) sorgen. (pre)