Die Polizei in Rio de Janeiro hat vier mutmassliche Mitglieder einer Betrügerbande festgenommen. Die Täter sollen von einer älteren Frau Geld, Schmuck und Kunstwerke im Wert von umgerechnet rund 131 Millionen Franken erbeutet haben. Zu den insgesamt 16 gestohlenen Kunstwerken gehörten Gemälde von brasilianischen Künstlern wie Társila do Amaral und Emiliano Di Cavalcanti.
Das Werk «Sol Poente» der Malerin Társila do Amaral (1886–1973) wurde unter dem Bett einer der festgenommenen Personen entdeckt, wie aus einer Mitteilung der Polizei in Rio vom Donnerstag hervorging. Zuvor seien in einer Kunstgalerie in São Paulo drei Gemälde sichergestellt worden. Zwei weitere sollen laut Polizei an das «Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires» (MALBA) verkauft worden sein.
Der Gründer des MALBA, der argentinische Unternehmer Eduardo Costantini, versicherte am Donnerstag, dass er die Kunstwerke 2021 im guten Glauben erworben und ordnungsgemäss registriert habe, wie die argentinische Nachrichtenagentur «Telam» berichtete. Der Kauf sei über einen Galeristen erfolgt. Es handelte sich dabei um die Werke zweier brasilianischer Künstler, «Elevador Social» von Rubens Gerchman und «Maquete para Meu Espelho» von Antonio Dias.
Ein Werk von do Amaral hatte 2020 einen Rekord in der brasilianischen Kunstwelt aufgestellt. Das 1923 entstandene Bild «A Caipirinha» brachte damals bei einer Versteigerung 57.5 Millionen Reais ein, umgerechnet rund 9 Millionen Franken. Ein anderes Bild der Künstlerin ist heute eine der Hauptattraktionen des MALBA: «Abaporu» wurde 1995 für damals 1.3 Millionen Dollar erworben.
Den Ermittlungen zufolge überzeugten Betrüger das Opfer, die 82-jährige Witwe eines Kunstsammlers und Kunsthändlers, im Januar 2020, für eine spirituelle Behandlung ihrer Tochter exorbitante Summen zahlen zu müssen. Die Tochter habe den Betrug selbst in die Wege geleitet und die Mutter von ihrem Umfeld isoliert. Ein Mitglied der Bande habe sich als Hellseher ausgegeben. Als die Mutter misstrauisch geworden sei und die Zahlungen einstellte, sei sie bedroht worden.
(yam/sda/dpa)