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Gustavo Petro gewinnt Präsidentenwahl in Kolumbien

Linkskandidat und Ex-Guerillero Petro gewinnt Präsidentenwahl in Kolumbien

20.06.2022, 01:55
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Der ehemalige Guerillero Gustavo Petro hat die Präsidentenwahl in Kolumbien gewonnen. Der frühere Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá kam nach der vorläufigen Auszählung auf 50.49 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt am Sonntag mitteilte. Der Immobilien-Unternehmer Rodolfo Hernández erhielt demnach 47.26 Prozent.

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Gustavo Petro bei der Abgabe seiner Stimme.Bild: keystone

«Ich habe Gustavo Petro angerufen, um ihm als gewähltem Präsidenten des kolumbianischen Volkes zu gratulieren», schrieb der amtierende Präsident Iván Duque auf Twitter. «Wir sind übereingekommen, uns in den nächsten Tagen zu treffen, um einen harmonischen, institutionellen und transparenten Übergang einzuleiten.»

Auch der unterlegene Kandidat räumte seine Niederlage ein. «Die Mehrheit der Bürger, die heute abgestimmt haben, haben den anderen Kandidaten gewählt», sagte Hernández in einer Videobotschaft. «Ich akzeptiere das Ergebnis».

epa10022140 Colombian presidential candidate Rodolfo Hernandez leaves the polling station where he cast his vote in Bucaramanga, Colombia, 19 June 2022. Hernandez and leftist candidate Gustavo Petro a ...
Der unterlegene Rodolfo Hernández hat das Ergebnis akzeptiert.Bild: keystone

Damit zieht erstmals in der jüngeren Geschichte Kolumbiens ein bekennender Linker in den Präsidentenpalast in Bogotá ein. Das südamerikanische Land ist traditionell konservativ geprägt. Die soziale Kluft ist gross, aber bislang hatte linke Politik durch die Gewalt der Guerillagruppen im jahrzehntelangen bewaffneten Konflikt einen schlechten Ruf.

An Petros Seite wird mit der designierten Vizepräsidentin Francia Márquez eine afro-kolumbianische Menschenrechtsaktivistin und Umweltschützerin mit an die Staatsspitze rücken. Sie kämpfte in der von der Gewalt besonders betroffenen Region Cauca gegen illegale Goldsuche und wurde mehrmals bedroht. 2018 erhielt sie für ihren Kampf den renommierten Goldman-Preis.

epa10022932 Francia Marquez, candidate to the Vicepresidency, casts her vote in a polling station Suarez, Cauca department, Colombia, 19 June 2022. Rodolfo Hernandez and leftist candidate Gustavo Petr ...
Auch Francia Márquez ist eine Gewinnerin der Wahl.Bild: keystone

Petro will nach eigenen Worten das Land befrieden, die Ausbeutung von Rohstoffen bremsen, den Tourismus fördern und Unternehmen stärker besteuern. Das könnte auch Folgen für Deutschland haben, das wegen der Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine künftig mehr Kohle aus Kolumbien importieren will. (sda/dpa)

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Epignosi
20.06.2022 07:35registriert Mai 2016
Es war ein extrem schmutziger Wahlkampf. Gezeichnet durch Verleumdung und Fake news. Die Konservativen, gesteuert vom Ex-Präsidenten Uribe, fürchten nun die Aufdeckung unendlich vieler Korruptionsfälle, Kriegsverbrechen und der illegalen Griffe in die Staatskasse durch korrupte Politiker. Petro hat die Angriffe auf seine Person von diesen Leuten erstaunlich gut ignoriert und trotzdem sachliche Argumente geliefert. Von wegen Ex-Gerillero. Viele gestandene Schweizer Politiker haben auch and 68-Kravallen teilgenommen. Jugendlicher Idealismus ist kein Grund um eine Person zu diskreditieren.
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rodolofo
20.06.2022 06:49registriert Februar 2016
Schön, dass es in der Politik auch noch erfreuliche Entwicklungen gibt! Gratulation an Kolumbien!
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«Die SNB ist mitschuldig an dem Leid, das uns angetan wird»
Orlando Carriqueo wollte am Freitag an der Generalversammlung der Schweizer Nationalbank eine Rede halten und erklären, warum die SNB für das Leid, das den Mapuche in Argentinien widerfährt, verantwortlich ist. Die SNB verweigerte ihm den Zutritt. Darum sagt er im Interview, was die Schweizer Bevölkerung über die Geschäfte der SNB wissen muss.

Sie sind den ganzen Weg von Argentinien nach Bern gereist für nur drei Minuten Redezeit, die Sie an der Generalversammlung der Schweizer Nationalbank (SNB) beanspruchen wollten. Die SNB hat Ihnen den Zugang am Freitag allerdings verwehrt. Sie seien nicht befugt, an der GV zu sprechen. Wie geht es Ihnen nach dieser Nachricht?
Orlando Carriqueo: Ich bin nicht überrascht. Ich habe erwartet, dass man uns keinen Zugang gewähren wird, obwohl wir von der Klimaallianz alle entsprechenden Unterlagen, Bevollmächtigungen und Unterschriften vorweisen konnten.

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