Der meistgesuchte Drogenhändler und Anführer des mächtigsten Verbrechersyndikats von Kolumbien ist gefasst worden. Dairo Antonio Úsuga alias «Otoniel» wurde nach einer gemeinsamen Operation von Armee, Luftwaffe und Polizei am Samstag festgenommen.
Kolumbiens Präsident Iván Duque sagte bei einer nationalen Ansprache:
Wer Otoniel war und was die Festnahme für den Drogenhandel in Südamerika bedeutet könnte:
Otoniel wurde in den 1970er-Jahren im Departamento de Antioquia in Kolumbien geboren. Er soll in seinen frühen Jahren als Krimineller abwechslungsweise bei verschiedenen linken Guerillagruppen und Bacrim tätig gewesen sein. Bacrim sind kriminelle Banden, die sich aus ehemaligen Paramilitärs gebildet und sich unter Präsident Uribe (2002–2010) der Demobilisierung entzogen haben. Ihr Kerngeschäft ist normalerweise Drogenschmuggel.
Als sich die gefürchtete Bacrim «Vereinigte Selbstverteidigungskräfte Kolumbiens» (AUC) 2005 auflöste, begann Otoniel für den Drogenboss Daniel Rendón Herrera alias «Don Mario», den damaligen Anführer des «Clan del Golfo», zu arbeiten – die mächtigste Bacrim im Land. Otoniel übernahm mutmasslich vor 10 Jahren die Leitung des Clans, nachdem der frühere Anführer bei einer Razzia auf einer Silvesterparty von der Polizei getötet wurde.
Das Kerngebiet seiner Geschäfte war die Region Urabá im Nordwesten Kolumbiens.
Der «Clan del Golfo» ist ein Netzwerk, dessen Mitglieder im Drogen- und Menschenschmuggel, im illegalen Goldabbau, der Entführung und in der Erpressung tätig sind. Als «die mächtigste kriminelle Organisation des Landes» bezeichneten die kolumbianischen Sicherheitskräfte den Clan.
Der «Clan del Golfo» kontrolliere die Drogenhandelsrouten und die Kokain-Labors, so das kolumbianische Aussenministerium. Der kolumbianische Verteidigungsminister, Diego Molano, sagte, dass der Clan in den letzten Jahren tonnenweise Kokain in die USA und nach Europa verschifft habe. Zudem solle der Clan «Migranten wie Waren» behandeln.
Man geht davon aus, dass sich etwa 1'800 bewaffnete Mitglieder dem Clan zugehörig fühlen. Diese Mitglieder sind hauptsächlich aus rechtsextremen paramilitärischen Gruppen rekrutiert und agieren in Mittel- und Südamerika – aber auch Spanien.
Obwohl der Drogenschmuggel eine der höchsten Gewinnspannen überhaupt ausweist, hat Otoniel zuletzt wohl vorwiegend im Urwald oder ländlichen Gebieten gelebt.
Jahrelang hat er sich aus der Öffentlichkeit herausgehalten. Er soll jede Nacht in einem anderen Versteck verbracht haben. In der Vergangenheit hat die Polizei in diesen spärlichen Unterkünften spezielle orthopädische Matratzen gefunden, da Otoniel aufgrund eines Bandscheibenvorfalls an Rückenschmerzen litt.
Otoniel hat keine Mobiltelefone mehr benutzt, sondern er soll seine Anweisungen auf USB-Sticks per Kurier verschickt haben. Zudem soll er zuletzt nur noch auf Maultieren gereist sein.
Polizeichef Jorge Vargas sagte, der Drogenboss hätte grosse Angst gehabt, gefasst zu werden, und habe sich darum «niemals bewohnten Gebieten» genähert.
Die kolumbianische Justiz hat mehr als hundert Verfahren gegen Otoniel eingeleitet, und Interpol fahndete mit einer roten Notiz nach ihm.
Denn Otoniel wird neben Drogen- und Menschenschmuggel vorgeworfen, zahlreiche Menschen ermordet zu haben – darunter Polizisten und Aktivisten. Zudem soll er Kinder für seine kriminellen Aktivitäten angeworben haben – im Gegenzug bekamen diese ein Motorrad und eine Waffe.
Im Rahmen der sogenannten «Operation Agamenón» wurde Otoniel seit 2015 von Tausenden Polizei- und Militärangehörigen gesucht – auf seinen Kopf waren 5,85 Millionen Dollar ausgesetzt. Während der «Operation Agamenón» wurden Dutzende von Männern unter Otoniels Kommando getötet oder gefangen genommen und Tonnen von Kokain beschlagnahmt.
Wir leben im goldenen Zeitalter des Kokains: Zurzeit wird mehr Kokain produziert und konsumiert als jemals zuvor. Entsprechend wird das Drogengeschäft weiterhin blühen. Es ist darum wahrscheinlich, dass neue «Capos» an die Spitze des Clans aufsteigen werden.
Die Spezialistin für Drogenhandel an der Denkfabrik «Brookings Institution», Vanda Felbab-Brown, bezeichnete die Verhaftung gegenüber der «New York Times» als «bedeutsam». Sie sagte aber auch: «Wird diese Verhaftung den Drogenhandel in Kolumbien beenden? Definitiv nicht.» Sie warnte davor, dass die Festnahme innerhalb des «Clan del Golfo» Kämpfe auslösen und zu mehr Gewalt führen könnte.
Der nächste Drogenboss steht wohl bereits in den Startlöchern.
(yam)
Den Koka anbau in Lizenz an staatlich kontrollierte Organisationen übertragen und den Markt damit legal und kostengünstig beliefern.
Innert 1-3 Jahre ist der kriminelle Markt dann tot und der Umbau kann beginnen.