Auf der Immobilie lag kein Segen: Als der damalige deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und sein Ehemann Daniel Funke im Juli 2020 das Anwesen im noblen Berliner Stadtteil Dahlem kauften, hagelte es Kritik. Vor allem die stattliche Höhe des Kaufpreises und die Frage der Finanzierung der benötigten 4,125 Millionen Euro wurden diskutiert.
Jens Spahn ging juristisch gegen Teile der Berichterstattung vor, in der unter anderem der Kaufpreis und Einzelheiten des Immobiliengeschäfts veröffentlicht wurden. Er unterlag jedoch und musste die Veröffentlichung des Kaufpreises akzeptieren. Auch in den Folgejahren ebbte das Interesse an seiner Residenz nicht ab.
Wie der watson-Medienpartner T-Online jetzt exklusiv erfuhr, haben sich Jens Spahn und Daniel Funke von ihrer Immobilie getrennt.
«Ja, wir haben das Haus verkauft», bestätigt Jens Spahn auf Anfrage. «Der Kauf damals, das war der falsche Zeitpunkt, mitten in der Pandemie», räumt der CDU-Politiker ein.
Bis heute stünden Demonstranten und Schaulustige vor dem Haus: «Regelmässig kommt anonyme Post, erst kürzlich wieder ein Paket mit Fäkalien», sagt Spahn.
Nach Informationen von T-Online hat das Ehepaar sein Haus mithilfe eines Maklers für 5,3 Millionen Euro verkauft. Demnach haben der 42-jährige Spahn und sein 41-jähriger Mann durch das Immobiliengeschäft keinen Gewinn gemacht. T-Online hat Belege eingesehen, aus denen hervorgeht, dass sich Kaufpreis, Renovierung und Kaufnebenkosten zusammen auf knapp 5,5 Millionen Euro belaufen. Das Ehepaar macht durch den Verkauf also einen Verlust von 200'000 Euro.
Die Unterlagen geben auch Aufschluss über Details der Finanzierung: Die Kosten für den Hauskauf, die umfangreiche Renovierung, Makler, Nebenkosten und Steuern finanzierte das Ehepaar zu rund 80 Prozent über Kredite und zu rund 20 Prozent (eine Million Euro) aus dem Verkauf einer Wohnung und Aktiengewinnen.
Zu den Gründen für den schnellen Verkauf ergänzte Spahn gegenüber T-Online: «Finanziell hatten wir uns gestreckt. Da geht es uns nicht anders als vielen anderen, die sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen. Die Inflation tut ihr Übriges.»
Eine weitere Rolle für die Verkaufsentscheidung dürfte die Berichterstattung des Spiegels unter dem Titel «Der Schatz vom Attersee» gespielt haben.
Die Reporter des Magazins gingen der Frage nach, ob Spahn und Funke die Villa nur aufgrund einer beträchtlichen Erbschaft von Daniel Funkes Vater erwerben konnten und recherchierten dazu ausführlich im privaten Umfeld von Spahns Ehemann. Dieser arbeitet als Berater für den Burda-Verlag und steht nicht wegen einer politischen Funktion in der Öffentlichkeit. Dass bereits im zweiten Satz des Artikels steht «Die Geschichte entpuppt sich nun als Märchen», zeigt, wie dünn die These für die grossangelegte Berichterstattung war.
Das Ehepaar Spahn zieht mit dem Verkauf nun einen Schlussstrich unter das Kapitel Luxusvilla. Jens Spahn sagte er im Gespräch mit t-online: «Unser Glück hängt nicht an einem Haus. Deshalb haben wir uns für einen klaren Schnitt entschieden.»
Bis das Paar eine neue Immobilie gefunden hat, bleiben Spahn und Funke in der Villa wohnen. Der Auszug aus dem Haus ist für Mitte des Jahres geplant.
(t-online/dsc)