International
Leben

Baden in Paris: Drei neue Freibäder an der Seine

A view of one of the three Seine swimming pools, Thursday, July 3, 2025 which will open during the 'Paris Plages' event from July 5 to Aug. 31 in Paris. (AP Photo/Aurelien Morissard)
France  ...
Blick auf eines der drei Seine-Schwimmbäder, die während der Veranstaltung «Paris Plages» vom 5. Juli bis 31. August in Paris geöffnet sein werden.Bild: keystone

Baden in der Seine – Paris erhält drei Freibäder

Ein Jahr nach den Olympischen Spielen erhält Paris wie versprochen drei Freibäder in der Seine. Und wie ist die Wasserqualität?
04.07.2025, 17:0304.07.2025, 17:03
Stefan Brändle / ch media
Mehr «International»

Hat Bürgermeisterin Anne Hidalgo hellseherische Gaben – oder ganz einfach Glück? Für die Eröffnung der Flussbäder kommt ihr die Hitzewelle jedenfalls gerade recht. Vor einem Jahr noch hatte der Regen die olympischen Schwimmwettbewerbe im Pariser Stadtfluss fast vereitelt. Mit dem Regenwasser gelangen nämlich auch Abwässer aus der Pariser Kanalisation ungereinigt in die Seine. Die Bakterien können Hautreizungen und Magenbeschwerden verursachen.

Doch jetzt herrscht in Paris eitel Sonnenschein, und bei Temperaturen von bis zu 37 Grad fragen sich die hitzegeplagten Pariserinnen und Pariser kaum, ob der Sprung in die Seine gesundheitsschädlich sein könnte.

Vergessen sind auch die horrenden Kosten, mit denen Hidalgo den von den Dichtern besungenen Fluss schwimmtauglich zu machen versprach. 1,4 Milliarden Euro verschlang die Sanierung von Hausbooten und 23’000 Abwasserkanälen im Oberlauf der Seine und der Marne. Im Ostteil von Paris entstanden für Regenwetter zwei in die Tiefe getriebene Überlaufbecken vom Ausmass der Notre-Dame-Kathedrale.

epa12185059 Workers operate on the construction site of the future Grenelle swimming site on the Seine River bank, in the Port de Grenelle, in Paris, France, 19 June 2025. Parisians will be able to sw ...
Noch am Entstehen: Das Freibad Grenelle nimmt Form an.Bild: keystone

Das war der Preis, damit die Sozialistin Hidalgo ein Versprechen halten konnte, das schon ihre Vorgänger im Pariser Bürgermeisteramt abgegeben hatten. Jacques Chirac hatte 1990 geschworen, er werde binnen drei Jahren «vor Zeugen» in der Seine schwimmen. Geschafft hat er es nie.

Am diesem Samstag ist es nun so weit. Drei Flussbäder öffnen teils schon ab 7.30 Uhr ihre Pforten – und als erste Prüfung zweifellos den erwarteten Grossandrang zu bewältigen haben. Die Standorte sind:

  • Bercy im Ostteil der Stadt in der Nähe des in die Seine hinausragenden Finanzministeriums;
  • Bras Marie auf der Höhe des Marais-Viertels und der Seine-Inseln; sowie
  • Grenelle unweit des Eiffelturmes und des Originals der New Yorker Freiheitsstatue.

Die Bäder bestehen hauptsächlich aus Holzplanken auf Luftkissen. Um den Schwimmteil gruppieren sich Sonnendecks zum Schwitzen, Kabinen und natürlich Duschen zum Einseifen nach getanem Bad. Die städtischen Wissenschafter halten die Messwerte für unbedenklich, auch was die Präsenz von Fäkalbakterien anbelangt. Der Umweltverband NFE stellt das nicht infrage, bemängelt aber, nach einzelnen Viren werde gar nicht erst gesucht.

Schwimmen wie eine Boje

Hidalgo, die bei den nächsten Wahlen in einem Jahr nicht mehr antreten wird, will bei ihrem Prestigeprojekt vor allem Unfälle vermeiden. Die insgesamt 27 Badmeister haben deshalb sogar die Schwimmtauglichkeit der Badegäste zu testen. Wie genau, bleibt vertraulich. Sich von Boje zu Boje zu angeln, genüge jedenfalls nicht, meinte der Präsident des Nationalen Schwimmverbandes, Lazreg Benelhadj.

Mit den Freibädern antwortet Hidalgo indirekt auch auf Kritik an einer bestehenden Freizeitattraktion namens «Paris-Plage», zu Deutsch: Paris-Strand. Auf den ausrangierten Schnellstrassen entlang der Seine hat die rot-grüne Stadtregierung jeden Sommer richtige Sandstrände mit Liegestühlen und Sonnenschirmen eingerichtet. Aber leider ohne Bademöglichkeit: Das vorbeifliessende Wasser durften die erhitzten Paris-Plage-Gäste nur sehnsuchtsvoll anschauen. Jetzt dürfen sie sich am labenden Nass sogar erfrischen.

Das diesjährige Sommerthema ist Brasilien, aus Rio den Janeiro sind Musikgäste angesagt. Was will Paris noch mehr: Baden im kühlen Nass und dies erst noch bei tropischen Temperaturen, das ist ja schon fast wie an der Copacabana!

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Falle frisst Abfall, bevor er ins Meer gelangt
1 / 12
Diese Falle frisst Abfall, bevor er ins Meer gelangt
Der Grossteil des Plastikmülls in den Meeren wird über Flüsse eingetragen. Mit einer neuentwickelten Abfangvorrichtung will die Organisation «The Ocean Cleanup» diesen Zustrom nun auf ein Minimum begrenzen.
quelle: ap / peter dejong
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Aggression statt Geplänkel: Körpersprache-Experte widerspricht Macrons Darstellung
Video: extern
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
«Krieg sofort beenden»: Vatikan ist entsetzt über den Angriff auf eine Kirche in Gaza
Nach der Bombardierung einer katholischen Pfarrei im Gaza-Streifen herrscht zwischen dem Vatikan und Jerusalem Eiszeit. In Rom glaubt man nicht, dass es sich um ein Versehen handelte.
Bei dem Angriff gegen den Komplex der katholischen Kirche der Heiligen Familie im Gaza-Streifen hatte es am Donnerstag drei Tote und zahlreiche Verletzte gegeben. Schwer verletzt wurden unter anderem auch der katholische Pfarrer der Kirche, Gabriel Romanelli, sowie ein Mitarbeiter von «Avvenire», der in Italien weit verbreiteten und einflussreichen Zeitung der italienischen Bischofskonferenz.
Zur Story