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Luftfahrt

Boeing: Whistleblower John Barnett nach Prozess-Aussage tot aufgefunden

Boeing-Whistleblower tot aufgefunden – nur Tage nach Aussage in Prozess

Ein ehemaliger Boeing-Angestellter sagte in einem Prozess gegen den Konzern aus, wenige Tage später wurde er bei seinem Hotel tot aufgefunden.
12.03.2024, 10:3512.03.2024, 13:45
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John Barnett, ein ehemaliger Boeing-Angestellter, wurde in den USA tot aufgefunden. Er hatte jahrelang die Produktionsstandards beim US-amerikanischen Flugzeughersteller kritisiert.

Nur wenige Tage vor seinem Tod sagte er noch in einem Whistleblower-Prozess gegen den Konzern aus, wie die BBC berichtet. Der Gerichtsmediziner habe am Montag den Tod bestätigt. Der 62-jährige John Barnett sei wegen einer selbst zugefügten Wunde am 9. März verstorben und die Polizei ermittle. Boeing liess vermelden, man sei betrübt wegen des Todes des ehemaligen Angestellten.

Barnett arbeitete 32 Jahre lang für Boeing, bis er 2017 aus gesundheitlichen Gründen pensioniert wurde. Ab 2010 überwachte er die Qualität der Produktion des 787 Dreamliner, eines Langstreckenflugzeugs.

2019 sagte er gegenüber der BBC, dass unter Druck stehende Arbeiter bei Boeing Teile verbauen würden, die den Standards nicht genügten. Es gebe weiter Probleme mit den Sauerstoff-Systemen: Eine von vier Sauerstoffmasken würde im Notfall nicht funktionieren, wie Barnett behauptete. Boeing bestritt die Vorwürfe.

2017 kam eine Untersuchung der Federal Aviation Administration (FAA) zum Schluss, dass gewisse Anschuldigungen Barnetts den Tatsachen entsprachen: Der Verbleib von 53 «nicht konformen» Teilen in der Fabrik war unbekannt, sie galten als verloren. Boeing wurde angewiesen, Massnahmen zu ergreifen.

FILE - The Boeing 787 Dreamliner taxis after its landing at Le Bourget airport, east of Paris, upon its presentation for the first time at the 49th Paris Air Show at the airport, June 21, 2011. Boeing ...
Ein 787 Dreamliner.Bild: keystone

Barnett wiederum hatte eine jahrelange rechtliche Auseinandersetzung mit Boeing. Er beschuldigte die Firma, ihn verunglimpft und seine Karriere behindert zu haben – diese Vorwürfe wurden von Boeing zurückgewiesen. Kurz vor seinem Tod wurde er wegen dieser Vorwürfe im Rahmen eines Prozesses befragt.

Erst am Samstag sollte er nochmals befragt werden. Als er nicht erschien, sah man bei seinem Hotel nach. Dort wurde er auf dem Parkplatz tot in seinem Fahrzeug aufgefunden. Er starb an einer «selbst zugefügten Wunde», wie die BBC mit Berufung auf die Gerichtsmedizin schreibt.

(rbu)

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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
12.03.2024 09:34registriert April 2016
Der Kronzeuge stirbt am Morgen des Prozesstages in seinem Auto aufgrund einer "selbst zugefügten" Wunde.

Genau.
Wahrscheinlich hat er auch noch mittels einer Doublette (zwei einzelne Schüsse in rascher Folge auf dasselbe Ziel) mit seiner Handfeuerwaffe Suizid begangen.

Scheinen sehr russische Zustände zu herrschen bei Boeing...
Also ich würde mich als Zeuge in diesem Prozess zukünftig von Fenstern fernhalten.
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Scaros_2
12.03.2024 09:46registriert Juni 2015
Der Todesfall macht es nicht besser für das Unternehmen
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MediumRare
12.03.2024 10:00registriert Oktober 2020
Muss ich mir Gedanken machen wenn beim nächsten Flug Boeing auf den Flieger steht? Im Umgang mit Boeing einfach einige Regeln beachten. Nicht in einen 737-400Max weil das Ding eigenlich gar nicht fliegt, nicht in der nähe von Türen sitzen, als Spotter sich nicht in der Bewegungsline aufhalten wegen der Gefahr von einem Rad getroffen zu werden, nicht dort arbeiten weil eine latente Gefahr von Suizid besteht.
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