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Griechische Küstenwache soll für Tod von dutzenden Migranten Schuld sein

FILE - In this Friday Feb. 28, 2020 file photo, refugees and migrants arrive in a dinghy accompanied by Frontex vessels at the village of Skala Sikaminias, on the Greek island of Lesbos, after crossin ...
Migranten kommen auf der griechischen Insel Lesbos an. (Archivbild)Bild: keystone

«Für den Tod dutzender Migranten verantwortlich»: BBC macht Griechenland schwere Vorwürfe

Ein Dokumentarfilm der britischen BBC wirft der griechischen Küstenwache vor, direkt für den Tod Dutzender Migranten verantwortlich zu sein. Und dann verplappert sich ein griechischer Offizier …
17.06.2024, 17:3617.06.2024, 17:36
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Die griechische Küstenwache wird schon lange mit Vorwürfen konfrontiert, sie wende sogenannte Pushbacks an – das heisst, sie soll Migranten zurück in Richtung Türkei bringen, was gegen das Völkerrecht verstossen würde.

Nun hat die BBC einen 90-minütigen Dokumentarfilm veröffentlicht, in dem sie der griechischen Küstenwache vorwirft, für den Tod von Dutzenden Migranten direkt verantwortlich zu sein.

Wie lauten die Vorwürfe?

Bei 15 Vorfällen im Zeitraum von 2020 bis 2023 seien 43 Personen gestorben, nachdem die griechischen Beamten sie aus griechischen Gewässern vertrieben oder von griechischen Inseln zurück aufs Meer gebracht habe. Neun von ihnen habe die Küstenwache sogar ins Wasser geworfen.

Bei fünf Vorfällen berichteten Migranten, sie seien von der griechischen Küstenwache ins Meer geworfen worden. Bei vier Vorfällen sagten sie, sie seien bereits auf griechischen Inseln gewesen, dort aber «gejagt» worden.

Bei verschiedenen weiteren Vorfällen seien Migranten auf Gummibooten im Meer ausgesetzt worden. Diese hätten dann rapide Luft verloren oder seien absichtlich beschädigt worden.

Worauf stützt sich die BBC?

Als ursprüngliche Quellen nennt die BBC lokale Medien, NGOs und die türkische Küstenwache. Weiter beruft sie sich auf «Zeugen». Bei vier von 15 untersuchten Vorfällen habe die BBC mit Augenzeugen sprechen können.

Was sagte der Offizier?

Die griechische Küstenwache wies gegenüber der BBC alle Vorwürfe zurück, sie habe illegal gehandelt.

Doch das Recherche-Team der BBC zeigte Dimitris Baltakos, dem ehemaligen Verantwortlichen für Spezialoperationen bei der griechischen Küstenwache, ein Video. Darauf ist zu sehen, wie Beamte der Küstenwache zwölf Personen in einem kleinen Boot auf dem Meer aussetzen.

Im Interview reagierte er darauf mit schwammigen Aussagen, doch in einer Pause sagte er – als er das Mikrofon abgeschaltet wähnt – auf Griechisch:

«Ich habe ihnen nicht zu viel erzählt, oder? Es ist offensichtlich, nicht wahr? Es geht hier ja nicht um Kernphysik. Ich weiss nicht, wieso sie das am helllichten Tag gemacht haben ... es ist ... offensichtlich illegal. Es ist ein Verbrechen unter internationalem Recht.»
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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amateurschreiber
17.06.2024 19:16registriert August 2018
Es ist sehr einfach, den Griechen, Türken, Italienern oder Spaniern den Schwarzen Peter zuzuschieben!
Wenn schon nicht die gleichmässige Verteilung der Flüchtlinge auf die europäischen Länder funktioniert, dann sollte man sich wenigstens an die Kosten für die Unterbringung der Flüchtlinge in den betroffenen Ländern beteiligen!
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Wolf von Sparta
17.06.2024 18:42registriert Februar 2019
Absichtlich ins Wasser werfen oder Boote beschädigen ist unmenschlich! Das aber Griechenland keine illegale Migration will und sich dagegen wehrt ist nicht verboten. Macht doch Australien genauso? Das man Leute in Seenot jedoch rettet, auch wenn man diese danach abweist, sollte doch normal sein, oder?!
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Ursula's Mann
17.06.2024 19:17registriert Mai 2021
Jeder einzelne der sich in ein Boot setzt kennt die Gefahren und ist selber verantwortlich für sein handeln. Es sei den, es ist ein Kind welches von seinen Eltern ungefragt auf diese risikoreiche Reise mit muss. Dies zufolge sollten die die Eltern die mit Kindern überleben, direkt festgenommen werden und nach der Haftstrafe zurückgeschafft werden, da sie die eigenen Kinder bei Leib und Leben aussetzten. Solches durchgreifen könnt abschreckend wirken und es gäbe vermutlich weniger Tote.
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