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«SZ-Magazin» deckt Betrugsfall von freiem Autor auf

Beinahe ein zweiter Fall Relotius – diesmal ist der Betrüger aber hängen geblieben

21.02.2019, 16:0721.02.2019, 16:49
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Bei einem grossen deutschen Verlag ging heute mal wieder eine Mitteilung mit dem Titel «In eigener Sache» raus: Das Magazin der Süddeutschen Zeitung teilt mit, dass ein Journalist eine Protagonistin in einem Text erfunden hat.

Anders als im Fall von Claas Relotius wurde der Text im «SZ-Magazin» nicht veröffentlicht, «... weil Redaktion und Dokumentation des Magazins im Rahmen der üblichen Faktenprüfung vor Veröffentlichung feststellen mussten, dass eine die Geschichte tragende Protagonistin nicht existiert», heisst es in der Mitteilung.

Man habe die Zusammenarbeit mit dem freien Journalisten, der regelmässig auch als Kolumnist für das Magazin schrieb, bereits beendet: «Weil die Chefredaktion das als groben Verstoss gegen die journalistischen Standards erachtet, hat sie die Zusammenarbeit mit dem Journalisten beendet.»

Auch «Spiegel» und «Zeit» könnten betroffen sein

Das deutsche Medienportal Meedia berichtete schon gestern von dem Betrugsversuch. Demnach ist der Reporter «mehrfach preisgekrönter und ausgezeichneter Journalist, u. a. mit dem renommierten Henri-Nannen-Preis sowie mit dem Reporterpreis.» Er hat ausserdem in anderen Medien, unter anderem in der «Zeit» und im «Spiegel» und auf Spiegel Online, Artikel publiziert.

Beide Verlagshäuser erklärten, man bemühe sich nun um Prüfung der Texte. Eine Sprecherin der «Zeit» sagte Meedia: «Bislang haben sich alle Orte, Personen und Ereignisse als real erwiesen. Allerdings sind in einem Teil der Texte sachliche Fehler und Ungenauigkeiten der Schilderung aufgefallen.» Da der Autor für die «Zeit» auch zahlreiche Geschichten aus der Ich-Perspektive geschrieben hat, wird es vermutlich schwierig, den Wahrheitsgehalt aller Texte zu überprüfen.

Der «Spiegel» teilte inzwischen mit, man werde nicht mehr mit dem Autor zusammenarbeiten.

Den Namen des Autors hat bisher keiner der Verlage veröffentlicht. Auch Meedia hält sich damit zurück. Bislang deute alles darauf hin, dass es sich bei der erfundenen Protagonistin um einen schwerwiegenden Einzelfall handele, so das Branchenportal. Deshalb wolle man dem Autor die Gelegenheit geben, sich dazu zu äussern.

(tam)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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En Espresso bitte
21.02.2019 16:50registriert Januar 2019
Genau wie bei Tom Kummer und Claas Relotius wäre eine Namensnennung sowohl im Interesse der Leser wie auch im Interesse der Verlagshäuser und deren Glaubwürdigkeit angebracht.

Nebenbei aber ausgezeichnete Arbeit der Faktenprüfer bei der SZ! Ich wünschte mir eine derart detaillierte Überprüfung auch bei andern Medien.
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    «Die Schweiz muss ihre Verflechtung mit dem russischen Oligarchentum aufarbeiten»
    Auch unter dem neuen Kanzler Friedrich Merz tue Deutschland nicht genug für die Ukraine, kritisiert der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter. Lob hat der Christdemokrat allenfalls für die Grünen übrig. Die Politik der Schweiz finde er irritierend.

    Herr Kiesewetter, diese Woche war Friedrich Merz zu Gast bei Donald Trump. Dass der Kanzler das Treffen unbeschadet überstanden hat, sorgte in der deutschen Öffentlichkeit fast schon für Euphorie. Wurde Merz zu Recht gelobt?
    Roderich Kiesewetter: Merz hat sich die Besuche anderer Regierungschefs bei Trump wohl sehr genau angeschaut und die Situation richtig eingeschätzt. Vor allem hat er klar darauf hingewiesen, wer im Krieg zwischen Russland und der Ukraine Täter ist und wer Opfer. Dass er im Vorfeld keine allzu grossen Erwartungen geweckt hat, hat ihm sicherlich auch geholfen.

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