Bei den Explosionen im Libanon sind nach Behördenangaben 32 Menschen getötet und mehr als 450 verletzt worden. Bei den Explosionen wurden an beiden Tagen nach offiziellen Angaben insgesamt mehr als 3250 Menschen verletzt
Israel hat sich derweil erstmals geäussert, allerdings nicht direkt zu den Sabotage-Aktionen. Verteidigungsminister Joav Galant sprach über den Konflikt im Allgemeinen und kündigte «eine neue Kriegsphase» an.
Die Vereinten Nationen (UN) erneuern derweil ihre Besorgnis über eine Eskalation in der Region. Eine mit deutlicher Mehrheit angenommene UN-Resolution fordert Israel derweil auf, die besetzten Gebiete der Palästinenser innert eines Jahres zu verlassen.
Bereits am Dienstag waren an mehreren Orten im Libanon gleichzeitig Hunderte Pager explodiert, die Menschen unter anderem in ihren Hosentaschen trugen. Dabei wurden rund 2800 Menschen verletzt und mindestens 12 starben. Die Hisbollah machte Israel für den Angriff vom Dienstag verantwortlich und schwor Vergeltung.
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Rettungsdienste aus dem Iran, der enge Bande zur Hisbollah im Libanon pflegt, wollen rund 100 Verletzte ausfliegen. Die meisten Explosionsopfer hätten Verletzungen an Händen und Augen, sagte der Leiter der Roter-Halbmond-Gesellschaft, Pirhussein Koliwand.
Die zweite Explosionswelle durchzog den Libanon am späten Mittwochnachmittag. Während im südlichen Beiruter Vorort Beerdigungen für Opfer vom Vortag abgehalten wurden, wurden die erneuten Explosionen gemeldet. Aus Hisbollah-Kreisen hiess es, «drahtlose Geräte wie Walkie-Talkies» seien explodiert.
Two-way radios & more pagers appear to have just been detonated in areas of #Beirut, the #Bekaa & elsewhere in #Lebanon -- all about 20mins ago.
— Charles Lister (@Charles_Lister) September 18, 2024
Multiple cars alight, apartments on fire -- more injuries. Hospitals filling up again. pic.twitter.com/XNA7WMABaI
Videos in sozialen Medien zeigten, wie sich während der Beerdigungszeremonie Panik ausbreitete, nachdem Knallgeräusche zu hören waren. Der ranghohe Hisbollah-Funktionär Hashim Safieddine sagte als Reaktion auf die explodierten Pager vom Vortag:
Auch in der Hafenstadt Tyrus im Süden des Landes waren Explosionsgeräusche zu hören, wie Menschen von vor Ort berichteten. Zahlreiche Krankenwagen seien im Einsatz. Lokale Medien berichteten ausserdem von Explosion in Sidon und weiteren Orten im Süden des Landes. Der libanesische Zivilschutz sagte, seine Teams seien im Süden und Osten des Landes und in den südlichen Vororten Beiruts im Einsatz, um Brände an Autos, in Geschäften und weiteren Gebäuden zu löschen. Diese Gebiete werden vor allem von der Hisbollah kontrolliert.
Israel selbst äusserte sich dazu nicht. Auch die Explosionen vom Mittwoch kommentierte Israel weiter nicht direkt.
Allerdings gab Israels Verteidigungsminister Joav Galant ein allgemeines Statement ab. Während Israel weiter gegen die mit der Hisbollah verbündete Hamas im Gazastreifen kämpft, stehe nun eine «neue Phase» des Kriegs an, so Galant. «Der Schwerpunkt verlagert sich nach Norden», sagte Galant nach Angaben seines Büros. Dort liefert sich Israels Armee seit Beginn des Gaza-Krieges vor fast einem Jahr Gefechte mit der Hisbollah.
Schon in den Tagen zuvor hatte Israel angekündigt, dass man die Rückkehr von Zehntausenden Israelis in den Norden, den sie wegen der ständigen Gefechte verlassen hatten, zum Kriegsziel macht. Es ist davon auszugehen, dass Israel damit ein intensiviertes militärisches Vorgehen gegen den Libanon einleitet.
Israel will durch militärischen und diplomatischen Druck erreichen, dass sich die Hisbollah wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht – so wie es eine UN-Resolution vorsieht. Die mit der Hamas verbündete libanesische Miliz will die Angriffe gegen Israel erst bei Erreichen einer Waffenruhe in Gaza einstellen. Beide Islamistenorganisationen gehören zu Irans sogenannter «Achse des Widerstands» – einer Allianz gegen den gemeinsamen Feind Israel.
Die Hisbollah machte Israel für die Explosionen verantwortlich und schwor Vergeltung. Auch wenn sich Israel nicht dazu bekennt: Technisch derart anspruchsvolle Angriffe entsprechen der Handschrift von Israels Geheimdiensten, die mehrfach ähnlich komplexe Attacken durchgeführt haben, um ranghohe Feinde zu töten.
Sollte Israels Führung die Explosionen in Auftrag gegeben haben, stellt sich die Frage, was sie damit bezweckte. Ehemalige israelische Militärs sagten dem «Wall Street Journal», das Vorgehen ziele wahrscheinlich darauf ab, die Hisbollah zu zwingen, ihre grenzüberschreitenden Angriffe einzustellen.
Das «Wall Street Journal» zitierte mit der Angelegenheit vertraute Personen, nach deren Aussagen die Führung der Miliz nicht dazu neige, einen umfassenden Krieg mit Israel auszulösen. Die Hisbollah-Spitze glaube nicht, dass eine israelische Bodeninvasion unmittelbar bevorstehe – erwarte aber, dass es zu weiteren Angriffen mit grosser Wirkung kommen werde.
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah will sich am Donnerstag öffentlich zur Lage äussern.
Bereits zuvor hatte die libanesische Regierung erklärt, sich auf einen möglichen israelischen Grossangriff vorzubereiten. Der Leiter des Notfallausschusses der Regierung, Nasser Yassin, sagte laut libanesischer Nachrichtenagentur NNA:
Das Bildungsministerium habe eine Liste mit rund 100 Schulen vorgelegt, die als Notunterkünfte dienen könnten. Nahrungsmittelreserven reichten nach Regierungsangaben im Libanon für mehr als drei Monate.
Angesichts der Entwicklungen und der damit brandgefährlichen Lage plant der UN-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen soll sich nach Angaben aus Diplomatenkreisen am Freitag um 21.00 Uhr MESZ treffen.
UN-Generalsekretär António Guterres sieht die «ernsthafte Gefahr einer dramatischen Eskalation» in Nahost. «Die Logik hinter der Explosion all dieser Geräte besteht natürlich darin, dies als Präventivschlag vor einer grösseren Militäroperation zu tun», sagte Guterres bei einer Pressekonferenz in New York.
Mit einer deutlichen Mehrheit von 124 Stimmen forderte unterdessen die UN-Vollversammlung den Rückzug Israels aus besetzten Palästinensergebieten innerhalb eines Jahres. 43 Staaten – darunter Deutschland – enthielten sich bei der Abstimmung über eine entsprechende Resolution im grössten UN-Gremium mit 193 Mitgliedsstaaten. Israel selbst sowie die Vereinigten Staaten stimmten zusammen mit zwölf weiteren Ländern gegen die Beschlussvorlage, deren Annahme keine völkerrechtlich bindenden Folgen hat. Einige Staaten stimmten nicht ab.
Die Resolution soll ein Rechtsgutachten des obersten UN-Gerichts zum Nahost-Konflikt durchsetzen. Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag hatte im Juli in dem Rechtsgutachten festgestellt, dass die Besetzung der palästinensischen Gebiete illegal sei und so schnell wie möglich beendet werden müsse. Israel ignorierte dies – dasselbe Verhalten wird auch vor dem Hintergrund der nun angenommenen Resolution erwartet.
(hah/ome/con/sda)
Schon oder? :/
Jetzt wo die Mehrheit des Kaders ausgefallen und die Kommunikation grösstenteils unterbunden ist dürfte der richtige Zeitpunkt sein für Israel zuzuschlagen. Ich finde die Eskalation nicht gut nur hat die Hisbollah damit angefangen aus falscher Solidarität mit der Hamas. Irgendwann müssen diese islamischen Terrororganisationen zerschlagen werden und der richtigen Zeitpunkt scheint jetzt gekommen zu sein.
Bibi ist eine Katastrophe nur hätte wohl jede israelische Regierung ähnlich reagiert, Hamas hatte genug Zeit die Geiseln frei zu lassen.