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Star-Juwelierin mit Nato-Kontakten als russische Spionin enttarnt

Sie verkehrte in Nato-Kreisen: Prominente Juwelierin entpuppt sich als russische Spionin

26.08.2022, 16:16
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Es gibt Menschen, die lassen sich vom Leben einfach nicht unterkriegen. Dazu gehört auch «Maria Adela». Sie ist das Kind eines deutschen Vaters und einer peruanischen Mutter, geboren wurde sie am 1. September 1978 in Callao, Peru. Nur zwei Jahre später trennten sich die Eltern und die Mutter reiste mit «Maria Adela» alleine an die Olympischen Spiele, die damals in der Sowjetunion stattfanden. Dort wird sie von ihrer Mutter im Stich gelassen und in eine russische Familie abgeschoben.

Von ihren Zieheltern wird sie geschlagen und missbraucht, weshalb sie so schnell wie möglich aus Russland auswandern und eine Familie in Westeuropa gründen wollte. Sie studiert in Rom Gemmologie und zieht später nach Paris, um ihr eigenes Schmucklabel «Serein» aufzuziehen. Im Juli 2012 nimmt ihr Leben aber erneut eine schlimme Wendung, als ihr Mann mit nur 30 Jahren in Moskau an einer Autoimmunerkrankung stirbt.

Davon lässt sich «Maria Adela» aber ebenfalls nicht unterkriegen. Sie zieht nach Neapel und eröffnet hier ihre erste Edelstein-Boutique. So findet sie den Weg in die höheren Sphären der neapolitanischen Gesellschaft und über diverse gemeinnützige Organisationen auch in Nato-Kreise. So sollen auch einige Nato-Offiziere zu ihren Bekanntschaften zählen. Im September 2018 verlässt sie Italien plötzlich und ihr Sozialleben kommt zum Stillstand. Sie meldet sich fünf Monate später via Facebook, sie erhole sich gerade von einer Chemotherapie.

Keine Juwelierin, sondern eine Spionin

In Wahrheit dürfte es die Identität von «Maria Adela» gar nicht geben. Recherchen von Bellingcat, dem Spiegel, The Insider und La Repubblica enttarnen sie schliesslich als russische Spionin. Tatsächlich heisst die Frau Olga Kolobova, heute wohnt sie in Moskau in einem Luxus-Apartment. Ihre überstürzte Abreise aus Italien hängt wohl mit einem anderen Spionagefall zusammen, der ihre Tarnung gefährdete.

Denn nur einen Tag vor ihrer Abreise wurden Ruslan Boshirov und Alexander Petrov öffentlich als GRU-Spione enttarnt. Beide werden mit den Nowitschok-Giftanschlägen auf Sergej und Yuia Skripal in Verbindung gebracht. Ihre Pässe wurden im gleiche Zeitraum ausgestellt wie jener von «Maria Adela» und auch die Kennnummern liegen nur wenige Ziffern auseinander.

Recherchen von Bellingcat haben schliesslich ergeben, dass sich die russische Spionin bereits 2005 vergeblich für eine peruanische Staatsbürgerschaft beworben hatte. Sie soll 1978 in einem Kloster in Callao getauft worden sein. Dieses wurde aber erst 1987 gegründet. Zudem zeigt der Schmuck der Extraklasse, den «Maria Adela» angeblich über Serein vertrieb, unverkennbare Ähnlichkeiten mit Sets, die für 18 Euro über AliExpress vertrieben werden.

Ihre komplette Identität wurde wohl für nur einen Zweck geschaffen: «Maria Adela» soll das Nato-Kommando in Neapel infiltrieren – was ihr nach Angaben ihres Umfeldes aus Neapel auch gelang. Sie soll sich häufig mit Nato-Angestellten getroffen haben, in einem Fall soll es sogar zu einer kurzen Liebesaffäre gekommen sein. Ob sie über ihre Kontakte tatsächlich Zugriff auf Dokumente der Nato erhalten hat, sei jedoch zweifelhaft. (leo)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dirty Sanchez
26.08.2022 16:32registriert Mai 2019
Das ist ja wie zu besten Sowjet-Zeiten. Die Masken sind jedenfalls gefallen bezüglich Russland.. man weiss, was man zu erwarten hat.
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stormcloud
26.08.2022 16:34registriert Juni 2021
Derzeit dürften Spionage und Spionageabwehr absolute Hochkonjunktur haben. Ich denke, von den meisten Sachen bekommen wir überhaupt nichts mit....
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Habedi
26.08.2022 17:36registriert Januar 2016
Haha irgendwie schon dreist, wenn man irgendwelchen wichtigen Leuten einfach Schmuck von Aliexpress verkauft.
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