Man stelle sich vor: Der Bundesrat verbietet für elf Tage das Lachen oder das Weinen an einer Beerdigung. Und zwar, weil ein ehemaliger Bundesrat vor zehn Jahren gestorben ist. Unvorstellbar.
Doch in einer Diktatur kann genau das Realität werden: Den Nordkoreanern wurden elf Tage lang jegliche Anzeichen von Fröhlichkeit untersagt, um dem zehnten Todestag von Kim Jong-il zu gedenken. Die staatliche Trauer dauert bis zum 28. Dezember.
So dürfen Nordkoreaner während dieser landesweiten Trauerzeit weder Lachen noch Alkohol trinken. Am 17. Dezember, dem Todestag von Kim Jong-il, ist es sogar untersagt, Lebensmittel einzukaufen. Ein Nordkoreaner aus der nordöstlichen Grenzstadt Sinuiju beschreibt die Realität in der Diktatur Nordkorea gegenüber Radio Free Asia (RFA) so:
Kim Jong-il regierte Nordkorea von 1994 bis zu seinem Tod im Jahr 2011. Er war der Vater des derzeitigen Obersten Führers Kim Jong-un.
Die Trauerzeit für Kim Jong-il und dessen Vater Kim Il-sung, der als «Vater der Nation» gilt, wird jährlich abgehalten. Normalerweise dauert die Trauerzeit aber nur zehn Tage. In diesem Jahr wurde ein zusätzlicher elfter Tag Trauer verordnet, um den zehnten Todestag von Kim Jong-il gebührend zu zelebrieren.
Gegenüber RFA erklärte der Nordkoreaner aus Sinuiju:
Auch dieses Jahr soll die Polizei angehalten worden sein, Personen, die nicht ausreichend verstört aussehen, zu verhaften. Dies berichtete RFA unter Berufung auf eine zweite Quelle aus der südwestlichen Provinz Süd-Hwanghae:
Von den Nordkoreanern wird verlangt, dass sie sich während der Trauerzeit um Hungernde und Verarmte kümmern.
Allerdings leiden viele Nordkorea derzeit selber unter akuter Lebensmittelknappheit aufgrund der Coronavirus-Pandemie und der Wirtschaftssanktionen. Die Situation ist so prekär, dass bereits ein zweiter «Mühsamer Marsch» befürchtet wird.
In der Regierungszeit Kim Jong-ils starben Schätzungen zufolge innerhalb von vier Jahren (1994–1998) 3,5 Millionen Menschen während einer Hungersnot. Diese dunkelste Zeit der Geschichte Nordkoreas wird euphemistisch als «Mühsamer Marsch» bezeichnet.
Während ein Beamte der Stadt Tanchon gegenüber RFA verkündete, dass die diesjährige Trauerzeit von einer Kunstausstellungen, einem Gedenkkonzert und einer Ausstellung der Kimjongilia-Blume bestehen, sprachen sich einige wenige Einheimische auf RFA gegen die jährliche Tradition aus – anonym:
Als Kim Jong-il vor zehn Jahren verstarb, gingen Bilder um die Welt, auf denen zuckende, weinende und auf den Boden schlagende Bürger zu sehen waren. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete damals, dass Millionen Nordkoreaner von «unbeschreiblicher Traurigkeit» ergriffen seien. (yam)
Und an alle Schwurbler > DAS ist Diktatur, DAS...