International
Nordkorea

Nordkorea möchte mit schwarzen Schwänen gegen die Hungersnot vorgehen

«Köstliche» schwarze Schwäne – Nordkorea ergreift neue Massnahmen gegen Hungersnot

Die Bevölkerung Nordkoreas leidet Hunger. Um die Nahrungsmittelknappheit zu bekämpfen, hat das Land eine neue Strategie in Angriff genommen: die industrielle Züchtung von schwarzen Schwänen.
01.11.2021, 06:2802.11.2021, 06:27
Mehr «International»

In einem Versuch gegen die anhaltende Hungersnot im Land vorzugehen, möchte Nordkorea den Speiseplan der Bevölkerung erweitern – und zwar um das Fleisch schwarzer Schwäne.

In Nordkorea werden schwarze Schwäne zum Verzehr gezüchtet.
In Nordkorea wird der schwarze Schwan künftig bei vielen Bürgerinnen und Bürgern auf dem Teller landen.Bild: shutterstock

Dafür wurde ein neues Zuchtzentrum auf der grössten Entenfarm Nordkoreas gebaut. Dort, in Jongphyong an der Ostküste, sollen die schwarzen Schwäne in industriellem Ausmass gezüchtet werden. Gestern wurde das Zentrum in einer offiziellen Zeremonie eingeweiht.

Währenddessen versuchen staatliche Medien, der Bevölkerung das Schwanenfleisch schmackhaft zu machen. «Das Fleisch des schwarzen Schwanes ist köstlich und hat einen medizinischen Wert», lässt die staatliche Korean Central News Agency verlauten.

Mit einer Schwanenzucht wurde schon länger geliebäugelt, weshalb bereits im Jahr 2019 dazu geforscht wurde. So kamen Forschende des Landwirtschaftsministeriums 2020 zum Schluss, dass das Schwanenfleisch mehr Protein beinhalte als anderes Fleisch. Zudem sei es einfacher zu verdauen und besitze «krebshemmende» Eigenschaften. Kurz: «ein aussergewöhnliche gesunde Nahrungsquelle des 21. Jahrhunderts mit einzigartigem Geschmack und extrem hohem Nährwert.»

schwarze Schwäne werden in Nordkorea bald auf dem Speiseplan landen
Der Verzehr von Schwänen gilt in vielen Ländern als Tabu.Bild: shutterstock

Doch das ist noch nicht alles: Die industrielle Zucht dieses seltenen Ziervogels biete eine Grundlage für die Verbesserung des Lebensstandards.

Gründe für die Hungersnot

Die Fleisch-Offensive kommt nicht von ungefähr. Nordkorea fehlen in diesem Jahr rund 860'000 Tonnen Lebensmittel, schätzt die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinigten Nationen.

Um der Verbreitung des Corona-Virus entgegenzuwirken, hat Nordkorea im Januar 2020 die Grenzen zu China geschlossen – mit drastischen Folgen für die nationale Wirtschaft. Preise für Alltagsgüter schossen in die Höhe. Aufgrund dieser selbst auferlegten Beschränkungen reduzierte sich der Handel auf ein absolutes Minimum. Dies ist problematisch, da Nordkorea als gebirgiges Land wenig Farmland besitzt, um die Bevölkerung komplett ernähren zu können. Ein Drittel der Bevölkerung sei für die Ernährung auf Fremdimporte und Hilfe angewiesen, schreibt «The Guardian».

Die Regierung sieht die Gründe der Hungersnot hauptsächlich in externen Faktoren. Nebst der Corona-Pandemie wirken sich auch die gegen sie errichteten Sanktionen und Naturkatastrophen negativ auf die Wirtschaft aus. Sowohl letztes als auch dieses Jahr wurde das Land von massiven Überschwemmungen heimgesucht. Ein Grossteil der Ernte wurde dabei zerstört.

Ein Ende der Hungersnot ist noch nicht in Sicht. Gemäss des Radionetzwerkes «Radio Free Asia» sei eine Grenzöffnung zu China vor 2025 eher unwahrscheinlich. Ein Bewohner der Stadt Sinuiju beschwerte sich gar, dass die Regierung ihnen nahelegte, bis 2025 weniger Nahrung zu konsumieren.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Russische Diplomaten reisen mit Draisine aus Nordkorea aus
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
22 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Garp
01.11.2021 06:40registriert August 2018
Der arme Teil der Bevölkerung wird sich sicher kein Schwanenfleisch leisten können, höchstens Schwanenfutter.

Die nächste Pandemie lässt ebenfalls grüssen mit industrieller Zucht.
757
Melden
Zum Kommentar
avatar
Janis Joplin
01.11.2021 08:17registriert April 2018
Diese Schwanenzuechterei wird wenn ueberhaupt, genau fuer die Elite reichen und bestimmt sein. Der grosse "Rest" der Bevoelkerung wird wie vorher selber schauen duerfen wo sie bleibt.
372
Melden
Zum Kommentar
avatar
Leichterbär
01.11.2021 10:45registriert August 2015
Nichts zu Essen aber dafür ein Skigebiet gebaut.🤦‍♂️
211
Melden
Zum Kommentar
22
Iran stimmt strengerer Überwachung von Uran-Anlage zu

Der Iran erlaubt die engmaschigere Überwachung einer umstrittenen Uran-Anlage. Teheran habe zugestimmt, dass die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) häufigere und intensivere Kontrollmassnahmen durchführe, hiess es in einem Bericht von IAEA-Chef Rafael Grossi in Wien. Grossi hatte dies gefordert, nachdem Teheran Anfang Dezember damit begonnen hatte, die Produktionskapazität für fast atomwaffentaugliches Uran in der unterirdischen Anlage in Fordow deutlich zu steigern.

Zur Story