In einem Versuch gegen die anhaltende Hungersnot im Land vorzugehen, möchte Nordkorea den Speiseplan der Bevölkerung erweitern – und zwar um das Fleisch schwarzer Schwäne.
Dafür wurde ein neues Zuchtzentrum auf der grössten Entenfarm Nordkoreas gebaut. Dort, in Jongphyong an der Ostküste, sollen die schwarzen Schwäne in industriellem Ausmass gezüchtet werden. Gestern wurde das Zentrum in einer offiziellen Zeremonie eingeweiht.
Währenddessen versuchen staatliche Medien, der Bevölkerung das Schwanenfleisch schmackhaft zu machen. «Das Fleisch des schwarzen Schwanes ist köstlich und hat einen medizinischen Wert», lässt die staatliche Korean Central News Agency verlauten.
Mit einer Schwanenzucht wurde schon länger geliebäugelt, weshalb bereits im Jahr 2019 dazu geforscht wurde. So kamen Forschende des Landwirtschaftsministeriums 2020 zum Schluss, dass das Schwanenfleisch mehr Protein beinhalte als anderes Fleisch. Zudem sei es einfacher zu verdauen und besitze «krebshemmende» Eigenschaften. Kurz: «ein aussergewöhnliche gesunde Nahrungsquelle des 21. Jahrhunderts mit einzigartigem Geschmack und extrem hohem Nährwert.»
Doch das ist noch nicht alles: Die industrielle Zucht dieses seltenen Ziervogels biete eine Grundlage für die Verbesserung des Lebensstandards.
Die Fleisch-Offensive kommt nicht von ungefähr. Nordkorea fehlen in diesem Jahr rund 860'000 Tonnen Lebensmittel, schätzt die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinigten Nationen.
Um der Verbreitung des Corona-Virus entgegenzuwirken, hat Nordkorea im Januar 2020 die Grenzen zu China geschlossen – mit drastischen Folgen für die nationale Wirtschaft. Preise für Alltagsgüter schossen in die Höhe. Aufgrund dieser selbst auferlegten Beschränkungen reduzierte sich der Handel auf ein absolutes Minimum. Dies ist problematisch, da Nordkorea als gebirgiges Land wenig Farmland besitzt, um die Bevölkerung komplett ernähren zu können. Ein Drittel der Bevölkerung sei für die Ernährung auf Fremdimporte und Hilfe angewiesen, schreibt «The Guardian».
Die Regierung sieht die Gründe der Hungersnot hauptsächlich in externen Faktoren. Nebst der Corona-Pandemie wirken sich auch die gegen sie errichteten Sanktionen und Naturkatastrophen negativ auf die Wirtschaft aus. Sowohl letztes als auch dieses Jahr wurde das Land von massiven Überschwemmungen heimgesucht. Ein Grossteil der Ernte wurde dabei zerstört.
Ein Ende der Hungersnot ist noch nicht in Sicht. Gemäss des Radionetzwerkes «Radio Free Asia» sei eine Grenzöffnung zu China vor 2025 eher unwahrscheinlich. Ein Bewohner der Stadt Sinuiju beschwerte sich gar, dass die Regierung ihnen nahelegte, bis 2025 weniger Nahrung zu konsumieren.
Die nächste Pandemie lässt ebenfalls grüssen mit industrieller Zucht.