Nordkorea hat ein Problem: Die Geburtenrate im diktatorisch geführten Land ist zu tief. Üblicherweise ist dieser Umstand bekannt in Industrieländern, zum Beispiel in den USA, in Westeuropa oder auch in Asiens reichsten Ländern. Der Trend in der Demografie gefährdet nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch den Staatshaushalt: Die Länder müssen mehr ausgeben für Altersrenten und erhalten weniger Steuereinnahmen auf Einkommen.
Nordkoreas Geburtenrate liegt derzeit, gemäss Schätzungen aus Südkorea, bei 1,6. Das ist ungewöhnlich tief für ein armes Land – etwa halb so hoch wie bei afrikanischen Ländern mit einem ähnlichen ökonomischen Profil.
Bei einer Rede an nordkoreanische Mütter am Wochenende anerkannte der Diktator Kim Jong Un, selber Vater von drei Kindern, nun das erste Mal, dass sein Land durch eine tiefe Geburtenrate geprägt ist. Gleichzeitig forderte er die Frauen in Nordkorea dazu auf, mehr dagegen zu tun. Der 39-Jährige wischte sich mit einem Handtuch seine Tränen aus den Augen, als er Frauen als «Revolutionärinnen» bezeichnete. Sie stünden an vorderster Front gegen ein «anti-sozialistisches Verhalten» und würden der Nation dabei helfen, Wohlstand zu erlangen.
«Wenn alle Mütter klar verstehen, dass es Patriotismus ist, viele Kinder zu gebären (...)», so Kim Jong Un, «dann kann unsere Aufgabe, ein starkes sozialistisches Land aufzubauen, schneller vorangetrieben werden». Frauen sollten ausserdem «gute Hausfrauen» sein, welche die Harmonie daheim fördern sollten. Sie sollten zu «sorgfältigen Müttern, dankbaren Ehefrauen und herzensguten Schwiegertöchtern» werden, so Kims Appell an die nordkoreanischen Frauen.
Dabei liegt es auch an der Politik seiner Vorgänger (und Vorfahren), die in solch tiefen Geburtenraten resultierte. Nach dem Koreakrieg Anfang der 50er-Jahre forderte das Land seine Bürgerinnen und Bürger noch auf, grosse Familien zu gründen. Doch in den 80er-Jahren bekundete die staatlich kontrollierte Wirtschaft Nordkoreas Schwierigkeiten, mit der wachsenden Bevölkerung Schritt zu halten. Das Resultat war ähnlich dem in China: Es wurden Programme zur Geburtenkontrolle eingeführt. Die Hungersnot im darauffolgenden Jahrzehnt führte schliesslich zu einer weiteren Verschärfung der abnehmenden Bevölkerungszahlen. Seit Ende der 70er-Jahre fiel so die Geburtenrate stetig, von 2,8 auf 1,6 Kinder pro Frau.
Hinzu komme allerdings noch ein weiteres Phänomen, sagt ein Professor für nordkoreanische Gesellschaft und Kultur an der Universität in Seoul, Südkorea, gegenüber dem «Wall Street Journal». In den letzten Jahrzehnten haben sich immer mehr Nordkoreaner dem Schmuggel von Waren oder anderen Schwarzmarktgeschäften zugewandt, um zu überleben, sagt Lee Woo-young. Und dabei seien die Frauen oft zu den Haupternährerinnen eines Haushalts geworden, denn viele junge Männer werden jahrzehntelang ins Militär eingezogen.
«Auch wenn die nordkoreanischen Frauen nur wenig Gleichberechtigung erlangten, hob ihre wirtschaftliche Teilhabe den sozialen Status der Frauen an», so der Professor. Dadurch hätten immer mehr Frauen begonnen, dem Broterwerb vor dem Kinderkriegen den Vorrang zu geben – zumal sie gleichzeitig den Haushalt zu verantworten haben. (lak)
Er nimmt der Bevölkerung das Mehl weg und verlangt von ihnen, Brot zu backen. Bildlich gesprochen.
Was für ein heuchlerischer Clown.