Wissen
Astronomie

Jupitermond Io: Raumsonde Juno schiesst neue Nahaufnahmen

Jupitermond Io
Jupitermond Io: Die Originalaufnahme der JunoCam an Bord der Raumsonde Juno, die in nur gerade 1500 Kilometer Entfernung am «Pizzamond» vorbeiflog.Bild: NASA

Raumsonde Juno schiesst neue Nahaufnahmen des «Pizzamondes»

05.01.2024, 19:28
Daniel Huber
Mehr «Wissen»

Nur gerade 1500 Kilometer betrug die Distanz zur Oberfläche des Mondes: So knapp, in kosmischen Massstäben weniger als ein Katzensprung, flog die NASA-Raumsonde Juno am 30. Dezember am Jupitermond Io vorbei – näher als jede andere Mission in den vergangenen beiden Jahrzehnten. Die Sonde umkreist den Jupiter bereits seit 2016; es war ihr 57. Vorbeiflug an diesem Gasriesen. Der grösste Planet unseres Sonnensystems besitzt nach aktuellem Wissensstand 95 natürliche Satelliten; Io ist der drittgrösste davon und mit einem Durchmesser von 3643 Kilometern etwas grösser als der Erdmond.

Juno machte beeindruckende detaillierte Aufnahmen von der Oberfläche des Mondes, der nach einer Geliebten des Zeus (römisch Jupiter) benannt ist. Astronomen nennen Io scherzhaft auch «Pizzamond» – die Oberfläche des Mondes erinnert dank der zahlreichen Vulkane, Lavaströme und in verschiedenen Gelbtönen leuchtenden Schwefelseen in der Tat an eine mit verschiedenen Käsesorten belegte Pizza. Io ist das vulkanisch aktivste bekannte Objekt in unserem Sonnensystem – die Gesamtzahl der aktiven Vulkane auf dem Jupiter-Trabanten beträgt nach Schätzungen mehr als 400.

Der Schwerkraft des Jupiters ausgesetzt

Grund für die extreme vulkanische Aktivität des Trabanten sind die starken Gravitationskräfte, die auf Io einwirken. Der innerste der vier Galileischen Monde ist nicht nur der enormen Anziehungskraft des Jupiters ausgesetzt, sondern auch jener der anderen Galileischen Monde, besonders von Ganymed und Europa. Diese Gravitationskräfte kneten Io regelrecht durch – die Oberfläche hebt und senkt sich jeweils um 100 Meter – und heizen so den Mond auf. Aufgrund der Vulkanausbrüche und der heftigen tektonischen Aktivität gibt es keine Einschlagskrater auf der Oberfläche – dafür gibt es Calderen (Vulkankrater) und Schwefelseen.

Die Mission der Raumsonde besteht nicht nur darin, Aufnahmen von der Oberfläche des Mondes zu machen. Hauptziel ist vielmehr, Informationen über die Art der vulkanischen Aktivität auf dem Mond zu sammeln, etwa über einen möglicherweise unter der Oberfläche verborgenen Magma-Ozean. Um weitere Daten zu sammeln, wird Juno am 3. Februar erneut an Io vorbeifliegen, auch diesmal in nur 1500 Kilometer Entfernung. Zum Vergleich: Das ist etwa die dreifache Distanz, in der das Hubble-Weltraumteleskop die Erde umkreist.

Die dichte Annäherung an den Mond – wie auch an andere Objekte, die den Jupiter nahe umkreisen – ist für die Raumsonde mit Risiken verbunden. So kann etwa die erhöhte Strahlung um den Gasriesen die Bordinstrumente stören. 2022 kam es bei einem Vorbeiflug an Io zu einem derart hohen Strahlungsanstieg, dass einige der Aufnahmen verloren gingen.

Verschleisserscheinungen

Die Raumsonde hat drei Kameras an Bord: den Jovian Infrared Auroral Mapper (JIRAM), der Infrarotbilder aufnimmt, um die von den Vulkanen und Kratern ausgehende Wärme zu messen; daneben die Stellar Reference Unit, die Bilder der Oberfläche in der bisher höchsten Auflösung liefert; und schliesslich die JunoCam, die Farbbilder im Bereich des sichtbaren Lichts aufnimmt. Die JunoCam zeigt freilich erste Verschleisserscheinungen. Die neuesten Bilder zeigen deutlich, dass die Kamera in die Jahre gekommen ist: Der Dynamikbereich der Kamera ist verringert und das Hintergrundrauschen hat zugenommen.

Jupitermond Io
NASA-Originalbild von Io. Bild: NASA

Die NASA stellt daher das Rohmaterial zur Verfügung, damit Hobby-Astronomen die Fotos bearbeiten können – «um weiterhin die Schönheit und die Geheimnisse des Jupiters und seiner Monde zu zeigen», wie die US-Raumfahrtbehörde es ausdrückt. Einige haben dem Aufruf bereits Folge geleistet und Bilder bearbeitet, etwa, indem sie Farben hinzugefügt oder Details hervorgehoben haben. Hier folgen einige Beispiele:

1 / 9
Jupitermond Io
Der Jupitermond Io ist mit einem Durchmesser von 3643 Kilometern etwas grösser als der Erdmond.
quelle: nasa/gorkem_k_oz
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Jupiter Moon's Volcanic Plume Seen By Spacecraft.»Video: YouTube/VideoFromSpace
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die schönsten Weltraumbilder 2022
1 / 18
Die schönsten Weltraumbilder 2022
Kosmischer Schmetterling
NGC 6302, auch «Käfer-Nebel» oder auf Englisch «Butterfly Nebula» genannt, ist rund 4000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Das hübsche Gebilde, abgelichtet vom Hubble-Teleskop, ist ein planetarischer Nebel – diese haben nichts mit Planeten zu tun, sondern bestehen aus einer Hülle aus Gas und Plasma, die ein alter Stern am Ende seiner Entwicklung abstösst.
quelle: nasa, esa, hubble/william ostling
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Auf dem Saturn-Mond Enceladus soll Leben möglich sein
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
26
Millionen Menschen haben laut WHO Genitalherpes

Von den Menschen zwischen 15 bis 49 Jahren lebt nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit mehr als jeder fünfte mit einer Genitalherpes-Infektion. Das sind insgesamt 846 Millionen Menschen.

Zur Story