«Es gibt kein Bier auf Hawaii.» Mehr als 60 Jahre nachdem der deutsche Schlagersänger Paul Kuhn diese Songzeile 1963 erstmals gesungen hat, schunkeln in den Festzelten dieser Welt noch immer Tausende dazu mit. Korrekt war sie allerdings nie, denn schon um 1900 öffnete auf Hawaii die erste Brauerei ihre Tore.
Für eine andere Ferieninsel trifft die Songzeile derzeit allerdings zu – zumindest fast. Denn wie die BBC berichtet, wird auf Sansibar derzeit tatsächlich der Alkohol knapp. Der Grund: Anfang des Jahres erneuerte das Zanzibar Liquor Control Board (ZLCB) die Genehmigungen der drei etablierten Alkohol-Importeure nicht mehr.
Zwar vergab die Behörde Lizenzen an drei neue Unternehmen, doch diese stecken offenbar noch in einem langwierigen Überprüfungsprozess und können deshalb die Nachfrage nicht befriedigen. Die Lieferketten sind seit Tagen unterbrochen und Touristen auf der «Gewürzinsel» vor der Ostküste Afrikas sitzen auf dem Trockenen.
Weil die 1,3 Millionen Einwohner Sansibars zu 99 Prozent muslimisch sind, ist die lokale Herstellung von Alkohol verboten. Man ist also auf Gedeih und Verderb auf Importe vom Festland Tansanias und aus Südafrika angewiesen. Für die Insel wird dieser Zustand nun zum Problem, denn 90 Prozent der Auslandseinnahmen von Sansibar werden durch den Tourismus generiert. Rund 630'000 Besucher wurden im vergangenen Jahr verzeichnet.
Inzwischen hat sich die Alkohol-Krise so verschärft, dass sich die Preise für ein kühles Blondes verdoppelt haben. Ein Glas Bier kostet auf der Insel gemäss der BBC mittlerweile zwei Dollar, vor einem Jahr betrug der Preis noch einen Dollar. Viele Hotels entlang der berühmten Matemwe-Strände könnten sogar überhaupt keinen Alkohol mehr anbieten. Statt Cocktails und Bier werden nun Softdrinks und Kokoswasser ausgeschenkt.
Bar- und Hotelbetreibern droht ein herber, finanzieller Verlust. «Uns geht das Bier aus, ich habe nur noch einen Vorrat an Erfrischungsgetränken», sagt ein Barbesitzer gegenüber der BBC. «Die Regierung muss handeln. Es ist jetzt Hochsaison, es ist sehr heiss und diese Touristen brauchen Freude, sie brauchen kühles Bier an diesen Stränden.»
Die Alkohol-Knappheit treffe einen Grossteil der Bevölkerung hart, erklärt Frank John Kahamu von der regionalen Verteilfirma Amani Alcohol Merchants Union gegenüber der tansanischen Zeitung «The Citizen». Er fürchtet, viele Menschen könnten ihre Jobs verlieren: «Allein Amani hat über 3000 Menschen in Bars, ob angestellt oder selbstständig. Wenn das so weitergeht, sind Entlassungen unvermeidlich. Wir können nicht weiterhin Löhne zahlen, wenn die Regale leer sind.»
Issa Mahfoudh Haji, Beamter im Staatsministerium und für das ZLCB zuständig, sagte gegenüber den staatlichen Medien, dass man von den Beschwerden gehört habe und den Problemen auf den Grund gehen werde. Abgeklärt wird derzeit, ob der Alkoholmangel in direktem Zusammenhang mit dem Rücktritt des früheren Tourismusministers Simai Mohammed Said zu tun hat.
Sansibars Präsident Hussein Mwinyi deutete bei der Vereidigung des neuen Tourismusministers nämlich an, dass bei Said ein Interessenkonflikt bestanden haben könnte. Berichten zufolge steht ein Verwandter des früheren Tourismusministers mit einem der drei Alkohol-Importeuren in Verbindung, deren Lizenz nicht verlängert wurde. (pre)
Sansibar: Hold my beer!