Es sollte ein ruhiger Nachmittag werden. Doch für deutsche Touristen endete ein Ferientag Mitte Juli mit einem Schreck: In ihrem Garten im Osten Mallorcas wurden sie von gleich zwei grossen Schlangen überrascht.
«Wir trauten unseren Augen nicht», berichtet eine Touristin im Gespräch mit dem «Mallorca Magazin». «Es war ein entspannter Nachmittag im Garten, bis eine Schlange aus dem Abfluss im Boden kroch.» Die erste Schlange sei rund anderthalb Meter lang gewesen. «Kurz danach schlängelte sich eine zweite Schlange, die viel dicker war und etwa zwei Meter aufwies, aus dem Erdreich.»
Nach Recherchen des «Mallorca Magazins» handelt es sich bei den beiden Schlangen um unterschiedliche Arten. Eine davon ist Fotos zufolge eine Hufeisennatter, die andere eine Kettennatter. Beide Arten sind nicht giftig und gelten für Menschen in der Regel als ungefährlich – auch wenn die Kettennatter in Bedrängung zubeissen kann.
Beide Schlangenarten können bis zu zwei Meter lang werden und sind auf Mallorca nicht geschützt. Im Gegenteil: Sie gelten als invasive Arten. Ihre Zahl auf den Balearen hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
Am auffälligsten ist die Invasion auf der unbewohnten Insel Sa Dragonera, wo sich die Reptilien inzwischen ungehindert ausbreiten. Doch auch auf der Hauptinsel häufen sich die Sichtungen: Inselbewohner entdeckten die Tiere in Fincas, unter Terrassen oder in Holzstapeln. Zudem wurden Schlangen in der Nähe von Stränden sowie in Oliven- und Mandelhainen beobachtet – also auch in typischen Ausflugs- und Urlaubsgebieten.
Der Verband für ökologische Landwirtschaft Mallorcas (APAEMA) schlägt nun Alarm. Die Lage sei «besorgniserregend», hiess es in einer Pressemitteilung. Die Tiere würden die landwirtschaftliche Tätigkeit, die Artenvielfalt sowie das ökologische Gleichgewicht der Agrarökosysteme gefährden. Die Schlangenplage betreffe mittlerweile grosse Teile der Insel und überfordere die Kontrollbehörde COFIB.
Die balearische Regionalregierung versucht, mit verstärktem Falleinsatz gegenzusteuern. Auch Einheimischen werden entsprechende Fallen zur Verfügung gestellt. Laut Königlichem Dekret ist das Töten invasiver Arten zulässig – aber ausschliesslich durch autorisierte Behörden.
Wer eine Schlange sieht, sollte den Fund der zuständigen Umweltbehörde melden. So kann die Ausbreitung besser dokumentiert und bekämpft werden.
Wichtig zu wissen: Die Tiere sind nicht giftig. Dennoch sollte ein Schlangenbiss medizinisch behandelt werden – insbesondere bei Kindern, älteren Menschen oder immungeschwächten Personen.