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Wieso Kleinkriminelle für Wagner Söldner ein Lagerhaus anzündeten

This undated handout photo taken in 2024 and provided by the London Metropolitan Police on Monday, June 9, 2025, shows damage to a warehouse in east London which was storing goods for Ukraine, after a ...
Im angezündeten Lagerhaus wurde ein Schaden von insgesamt 1 Million Pfund Schaden angerichtet. Bild: keystone

Wieso Kleinkriminelle für Wagner-Söldner ein Lagerhaus in London anzündeten

Weshalb Kleinkriminelle ein Warenhaus in England anzündeten und was das Ganze mit russischen Wagner Söldnern zu tun hat.
09.07.2025, 13:3609.07.2025, 14:49
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Am 20. März 2024, kurz vor Mitternacht, setzten Kleinkriminelle in London ein Warenhaus in Brand. Nicht etwa aus ideologischen Gründen, sondern für Geld. Gestartet hat die Straftat mit einem Chat auf Telegram. Dies schreibt «BBC».

Von Telegram zum brennenden Lagerhaus

Dylan Earl, ein kleiner Drogendealer aus Leicestershire, hatte zuvor auf Telegram geäussert, dass er einen Neustart brauche und sich überlege, in der Ukraine für Russland zu kämpfen. Einige Tage darauf wurde er von einer Telegram-Gruppe, die mit der Wagner-Gruppe verbunden sei, kontaktiert.

Diese beauftragte ihn, einige Aufgaben für sie im Vereinigten Königreich auszuführen. Er erhielt den Auftrag, ein Warenhaus in Brand zu setzen. Die Besitzer des Lagers sollen Hilfsmittel an ukrainische Terroristen bringen, wie die Gruppe dem jungen Briten mitteilt.

Wagner-Gruppe
Die Wagner-Gruppe ist eine paramilitärische Organisation aus Russland. Es bestehen enge Verbindungen zwischen der Gruppe und dem russischen Staat. Der russische Staat nutzt die Gruppe für hybride Kriegsführung und verdeckte Operationen in anderen Ländern, um russische Interessen zu vertreten. Ohne dabei offiziell in Delikte einzugreifen.

Der 21-Jährige hatte daraufhin mittels einer Telegram-Gruppe, die eingerichtet wurde, um Kriminelle miteinander in Kontakt zu bringen, Jake Reeves kontaktiert. Reeves war Teil des Putzpersonals am Gatwick Flughafen in London.

Mit Dylan Earl als Strippenzieher und Jake Reeves als Kontaktmann stand der Plan. Durchgeführt wurde die Tat laut «BBC» von Reeves Kollegen Nii Mensah und dessen Kumpel Jakeem Rose. Mit dabei waren auch der 61-jährige Fahrer, Paul English und der 19-jährige Ugnius Asmena.

In der Nacht vom 20. März 2024 machte sich die Gruppe auf den Weg in den Süden von London, zu den angegebenen Warenhäusern.

Angekommen parkierten die vier Männer hinter dem Warenhaus. Mensah und Rose stiegen aus, nahmen den Kanister Benzin aus dem Kofferraum und kletterten über die Wand zu den Lagern.

Der Punkt, an dem alles etwas schiefging

Während der ganzen Tat hatte Mensah sein Handy in der Hand und telefonierte via FaceTime mit Dylan Earl. Rose goss das Benzin über die Fassade, zündete einen Lappen an und setzte das Gebäude in Brand.

Die vier Männer flohen daraufhin im roten Kia Picanto. Rose hatte jedoch aus Versehen sein Messer und somit auch seine DNA am Tatort zurückgelassen.

In this undated handout photo taken in 2024 and provided by the London Metropolitan Police on Monday, June 9, 2025, authorities say Jakeem Rose and Nii Mensah can be seen shortly before setting fire t ...
Überwachungskameras hielten die Tat auf Video fest. Bild: keystone

Earl meldete sich nach der, wie sie meinten, gelungenen Aktion bei der Wagner-Gruppe. Er gab ihnen bekannt, dass die Tat vollbracht war. Doch diese war nicht zufrieden. Die Gruppe hätte das Lagerhaus ohne ihre Zustimmung in Brand gesetzt, sie hätten es gezielter machen und mehrere Brände gleichzeitig starten sollen. Darum könne die Gruppe die Briten nicht bezahlen.

Die Wagner-Gruppe sagte Earl, er solle geduldig sein, sie würde ihn langsam zu einem gut geschliffenen Messer formen. Zusätzlich empfahlen sie ihm, die Fernsehserie «The Americans» über amerikanische Spione zu schauen.

Der zweite Auftrag

Weil die Gruppe gierig nach Geld geworden war, fassten sie einige Tage später den nächsten Auftrag. Diesmal sollten sie zwei Orte in Flammen setzen: ein Restaurant und einen Weinladen. Dafür sollten sie fünf bis sechstausend Pfund erhalten. Falls sie den Besitzer noch entführen könnten, würde es sogar 15'000 Pfund geben.

Der Laden und das Restaurant gehörten dem im Exil lebenden Russen Evgeny Chichvarkin. Ihm gehörte Russlands grösster Mobiltelefon-Händler, Evroset. Dies aber nur bis 2008. Dann bekam er Streit mit der russischen Regierung und sah sich gezwungen, Evroset zu verkaufen. Chichvarkin hat seit Anfang des Ukraine-Kriegs mehrere Lastwägen voller medizinischer Versorgung an die Front der Ukraine gebracht. Die Wagner-Gruppe möchte, wie sie Earl schrieben, dass Chichvarkin zurück nach Russland gebracht wird und er dort eine Gefängnisstrafe erhalten würde.

Aber, weder der Weinladen noch das Restaurant wurden angegriffen, auch Chichvarkin wurde nicht entführt. Wieso die Tat im Frühling 2024 von den jungen Briten nicht durchgeführt wurde, ist unklar.

Am 10. April 2024 wurde Earl von Ermittlern wegen Terrorismusbekämpfung festgenommen. Für die Öffentlichkeit bleibt ebenfalls unklar, durch welche Angaben Ermittler auf die jungen Briten aufmerksam wurden.

Die Urteile

Earl bekannte sich schuldig, schwere Gewalttaten im Namen einer ausländischen Macht (Russland) begangen zu haben.

Reeves bekannte sich schuldig, Geld von einem ausländischen Geheimdienst, der Wagner-Gruppe, angenommen zu haben. Und bekannte sich schwerer Brandstiftung schuldig.

Nii Mensah und dessen Kumpel Jakeem Rose wurden der schweren Brandstiftung schuldig befunden. Dies berichtete «BBC».

Der Fahrer des Fluchtwagens wurde freigesprochen. (nib)

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