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Russland

Wagner-Aufstand in Russland: Sieg oder Niederlage für Putin?

Prigoschin und Wladimir Putin in einer halben Montage.
Jewgeni Prigoschin setzte Wladimir Putin am Samstag massiv unter Druck.Bild: imago/watson

Verzweiflung oder Verschwörung? Was am Montag zu den Ereignissen in Russland bekannt ist

26.06.2023, 09:4126.06.2023, 12:22
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Am Samstag eskalierte in Russland der Konflikt zwischen der Söldnerarmee Wagner und den regulären russischen Truppen. Experten vermuten hinter den Geschehnissen am Wochenende einen brodelnden Machtkampf in der militärischen Führung des Kremls. Am Montag ist nun eine weitere Theorie aufgetaucht. Was wir am Montag wissen:

Das Schweigen der Männer

Seinen «Marsch für Gerechtigkeit» begleitete Wagner-Führer Jewgeni Prigoschin mit ständiger Kommunikation. Doch seit er am Samstagabend die südrussische Stadt Rostow per Auto verliess, herrscht Funkstille. Laut einem russischen TV-Sender liess die Wagner-Medienstelle jedoch verlauten: «Er lässt alle grüssen und wird auf Fragen antworten, wenn er wieder normalen Empfang hat.»

Yevgeny Prigozhin, the owner of the Wagner Group military company, right, sits inside a military vehicle posing for a selfie photo with a local civilian on a street in Rostov-on-Don, Russia, Saturday, ...
Prigoschin verliess am Samstagabend die Stadt Rostow in einem Auto.Bild: AP

Ebenfalls keine Kommunikation gab es seither von Verteidigungsminister Sergei Schoigu oder dem Chef des Generalstabes, Waleri Gerassimow. Prigoschin hatte in seinen Ansprachen während der Rebellion die Entlassung der beiden Kremlführer gefordert. Ob die Absetzung der beiden Teil des Deals vom Samstag gewesen sei, ist unklar.

Am Montagmorgen veröffentlichte der Kreml ein 47 Sekunden langes Video, das Schoigu bei einem Besuch im Kampfgebiet der Ukraine zeigen soll. Der Minister habe dort einen der vorderen Kommandopunkte besucht, hiess es. Unabhängig überprüfen liess sich das zunächst nicht.

Nur der russische Präsident Wladimir Putin selbst äusserte sich seit den Geschehnissen am Samstag öffentlich zu Wort. Er stehe in ständigem Kontakt zum Verteidigungsministerium und sei überzeugt, dass Russland alle Aufgaben in der Ukraine umsetzen kann.

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Ein verzweifelter Kontaktversuch?

FILE - Membes of the Wagner Group military company sit atop of a tank on a street in Rostov-on-Don, Russia, Saturday, June 24, 2023, prior to leaving an area at the headquarters of the Southern Milita ...
Wagner-Söldner ziehen aus Rostow am Don ab. Bild: keystone

Weiterhin unklar bleibt, warum die Wagner-Truppen am Samstag in Richtung Moskau zogen. Am Montag verdichten sich jedoch die Anzeichen dafür, dass es sich um eine Verzweiflungstat gehandelt hat. Die Söldnerarmee gilt durch den Ukraine-Krieg als geschwächt und statt der 25'000 angegebenen soll Prigoschin nur mit 8000 schlecht ausgerüsteten Soldaten Richtung Moskau aufgebrochen sein.

Der deutsche Russland-Experte Stefan Meister geht deshalb davon aus, dass mit dem Marsch lediglich die Aufmerksamkeit des Kremls erregt werden sollte, wie er gegenüber «Focus» erklärt:

«Putin hat Prigoschin fallen lassen und seine Truppen bereits seit Wochen personell ausgetrocknet und vom Munitionsnachschub abgeschnitten. Am Ende war er auch als Person vogelfrei. Die Aktion diente dazu, Putins Aufmerksamkeit zu bekommen, um für sich Sicherheit als Person auszuhandeln. Das hat er nun erreicht.»

Ins gleiche Horn bläst auch der chinesische Experte für internationale Beziehungen, Wang Yiwei: «Progischin hat nicht einen Coup gegen die russische Regierung gestartet. Er wollte damit nur seine Unzufriedenheit mit der russischen Militärführung zum Ausdruck bringen und einen besseren Umgang mit den Wagner-Soldaten erreichen», so der Professor zur Global Times.

Alles inszeniert?

Nun taucht eine weitere Theorie zu den Geschehnissen in Russland auf: Das Ganze sei ein Bluff, um die Wagner-Truppen in Weissrussland zu stationieren, um von dort aus die Ukraine und den Westen erneut anzugreifen. Davor warnte zum Beispiel der deutsche Ex-General Roland Kather in einem Interview mit der «Welt am Sonntag». Der britische Ex-General Richard Dannat skizzierte ein ähnliches Szenario.

Tatsächlich gibt es laut Russland-Experte Meister diverse Ungereimtheiten:

  • Niemand habe auf den Marsch der Wagner-Söldner reagiert.
  • Lukaschenko gilt als Kreml-Marionette und sei deshalb als Vermittler eher unwahrscheinlich.
  • Die Lösung ist kurz nach Beginn des Marsches bereits erreicht, Prigoschin bleibt straffrei, obwohl er Putin direkt herausgefordert hat.

Doch auch Meister selbst hält eine gemeinsame Inszenierung von Prigoschin und Putin für unwahrscheinlich. Das «Institute for the Study of War» (ISW) hält die Theorie gar für absurd. Eine heimliche Truppenverschiebung würde niemals in einem solchen Rampenlicht vollzogen.

Westliche Träumereien

FILE - Russian President Vladimir Putin is seen on monitors as he addresses the nation after Yevgeny Prigozhin, the owner of the Wagner Group military company, called for armed rebellion and reached t ...
Sieg oder Niederlage für Putin? Die Expertenmeinungen zu den Folgen der Rebellion gehen auseinander.Bild: keystone

Im Westen ist man sich mittlerweile hingegen einig, dass Prigoschins Aktivitäten besonders dem russischen Präsidenten geschadet haben dürften. Die Schwäche des russischen Regimes sei am Samstag deutlich zum Vorschein gekommen, so der Konsens.

Dem widersprechen diverse chinesische Experten, wie die Global Times schreibt. Die Rebellion habe innert weniger Stunden ihr Ende gefunden und sei somit eher ein Zeichen für Putins Stärke. Weiter sei er mit den Geschehnissen vom Samstag seinen schärfsten Kritiker los.

Russische Drohungen

Laut dem britischen Geheimdienst habe sich auch der russische Geheimdienst am Stopp des Wagner-Marsches beteiligt. So seien kurz vor dem Rückzug mehrere Familien von Wagner-Soldaten direkt bedroht worden. Dies und die schlechte Ausrüstung der Wagner-Truppe habe Prigoschin zur Umkehr bewogen, schreibt der britische «Telegraph».

Der Ukraine-Krieg geht weiter

An aerial view of Bakhmut, the site of the heaviest battles with the Russian troops in the Donetsk region, Ukraine, Thursday, June 22, 2023. (AP Photo/Libkos)
Die Gefechte rund um Bachmut dauern an.Bild: keystone

Die Hoffnung, der Ukraine-Krieg werde durch die internen Konflikte in Russland beendet, wurden am Wochenende enttäuscht. Wie das ISW am Sonntagabend schrieb, habe die Auseinandersetzung kaum Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine gehabt.

Sowohl die Ukraine als auch Russland bestätigten demnach, dass die Kämpfe weiter fortgeführt wurden. Rund um Bachmut hätten die russischen Militäroperationen gar noch zugenommen. Bisher liessen sich keine deutlichen ukrainischen Erfolge feststellen, der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow erklärte jedoch in einem Interview, die Gegenoffensive habe noch nicht wirklich begonnen. (leo)

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chalbsbratwurst
26.06.2023 10:05registriert Juli 2020
Wenn das inszeniert gewesen wäre hätten die Wagner-Söldner sicher kein russisches Flugzeug und mehrere russische Helikopter abgeschossen. Diese Theorie ist wirklich absurd!
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der/die Waldpropaganda
26.06.2023 10:12registriert September 2018
"Dem widersprechen diverse chinesische Experten, wie die Global Times schreibt", klar widersprechen diese westlichen Theorien. Die Global Times ist ein Propagandablatt der chinesischen Regierung und China hat ein starkes Interesse dass Putin vollkommen an der Macht bleibt. Sollte Putin geschwächt sein könnte dies auch auf die chinesische Bevölkerung abfärben und somit Xi schwächen.
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Sophia
26.06.2023 11:10registriert Juli 2015
Diktatoren haben keine Freunde, sondern nur Abhängige. Hitler bring den Röhm um und sein treuester Gefolgsmann Himmler fällt ihm als erster in den Rücken und bietet sich den Alliierten als Nachfolger des Führers an. Alles schon da gewesen. Diktatoren sind Toren, denken, sie müssten ihre Macht auf die Angst der anderen aufbauen und sterben selbst vor Angst. Wie verrückt das alles doch Ist!
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