International
Russland

Präsident fordert Abzug: Militärbündnis soll Kasachstan verlassen

Präsident fordert Abzug: Militärbündnis soll Kasachstan verlassen

11.01.2022, 07:3311.01.2022, 08:17
Mehr «International»

Die ersten Soldaten eines von Russland geführten Militärbündnisses sollen Kasachstan nach den Worten von Präsident Kassym-Schomart Tokajew bereits in dieser Woche wieder verlassen. In zwei Tagen solle der Abzug schrittweise beginnen, sagte der Staatschef in einer Ansprache im Parlament. «Die Hauptmission der OVKS-Truppen ist abgeschlossen.» Hintergrund des Einsatzes waren die schweren Ausschreitungen in der Republik.

In this image taken from video released by Kazakhstan's Presidential Press Service, Kazakhstan's President Kassym-Jomart Tokayev speaks during his televised statement to the nation in Nur-Su ...
Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew auf einer Aufnahme vom 7. Januar. Bild: keystone

Die Mitgliedsstaaten der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) berieten erst am Montag über die Lage in der Ex-Sowjetrepublik. Dabei erklärte Tokajew: «In Kasachstan ist die vollständige Ordnung wiederhergestellt.» Er bezeichnete die Unruhen als «den Versuch eines Staatsstreichs».

Präsident Tokajew hatte die Organisation in der vergangenen Woche um Hilfe gebeten. Diese schickte daraufhin Tausende Soldaten in die Ex-Sowjetrepublik – darunter sind russische Fallschirmjäger. Das löste im Westen Besorgnis aus. Russlands Staatschef Wladimir Putin hatte zu Wochenbeginn betont, der Einsatz sei nur vorübergehend und nicht auf Dauer angelegt. Dem Bündnis gehören neben Russland und Kasachstan auch Armenien, Belarus, Kirgistan und Tadschikistan an.

Neuer Regierungschef gewählt

Unterdessen hat die Ex-Sowjetrepublik auch einen neuen Regierungschef. Das Parlament des zentralasiatischen Landes stimmte am Dienstag für Alichan Smajilow, der den Posten bereits übergangsweise nach der Entlassung der alten Regierung vor gut einer Woche innehatte, wie das Staatsfernsehen berichtete. Präsident Tokajew hatte kurz zuvor den 49-Jährigen als Ministerpräsidenten vorgeschlagen.

In der öl- und gasreichen Ex-Sowjetrepublik, die unter anderem an Russland grenzt, war Unmut über gestiegene Treibstoffpreise in Proteste gegen die Staatsführung umgeschlagen. Neben friedlichen Demonstrationen kam es auch zu gewaltsamen Ausschreitungen, insbesondere in der Millionenstadt Almaty. Tokajew hatte angesichts der Unruhen ein von Russland geführtes Militärbündnis um Unterstützung gebeten. Es gab viele Tote und Verletzte.

Gegen 10'000 Festnahmen

Indes näherte sich die Zahl der Festnahmen der Marke von 10'000. Das Innenministerium sprach der Agentur Tengrinews zufolge davon, dass während der Unruhen etwa 9900 Menschen in Gewahrsam gekommen seien.

Experten gehen davon aus, dass der Präsident die Krise auch dafür nutzt, um seinen Vorgänger, den Ex-Langzeit-Präsident Nursultan Nasarbajew, zu entmachten. Nasarbajew galt auch nach seinem Rücktritt 2019 weiter als mächtigster Mann in Kasachstan. Tokajew entzog ihm kürzlich den Posten als Chef des einflussreichen Sicherheitsrates und entliess mehrere seiner Vertrauten aus wichtigen Ämtern. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So eskaliert zurzeit die Lage in Kasachstan
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Fernrohr
11.01.2022 09:02registriert Januar 2019
Wie jetzt!? Die haben den Bündnisfall ausgerufen, weil angeblich ausländische Mächte den Staat stürtzen wollten. Haben die jetzt echt 10000 ausländische Agenten eingebuchtet?
240
Melden
Zum Kommentar
19
Erste Hilfsgüter passieren Grenzübergang Erez ++ Tel Aviv: Proteste für Geisel-Freilassung
Am 7. Oktober 2023 attackierte die Hamas Israel und ermordete 1200 Menschen. Israel reagierte mit Bombenangriffen und die Armee drang in den Gazastreifen ein. Am 14. April 2024 hat sich der Iran eingeschaltet und einen direkten Angriff auf Israel lanciert. Alle News im Liveticker.
Zur Story