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Russland errichtet Marinebasis im Sudan: Neue Partnerschaft beschlossen

Deshalb errichtet Russland nun eine Marinebasis im Sudan

Russland und der Sudan haben nach jahrelangen Gesprächen eine neue strategische Partnerschaft verkündet. Es soll eine russische Marinebasis im Sudan entstehen, die Vorteile für beide Seiten bringen könnte.
14.02.2025, 22:1014.02.2025, 22:15
Finn Michalski / t-online
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t-online

Im Zuge eines Besuchs des sudanesischen Aussenministers Ali Yusef Sharif in der russischen Hauptstadt Moskau haben sich beide Staaten Berichten zufolge auf eine neue Partnerschaft in der nordafrikanischen Region geeinigt. Nach Angaben Sharifs habe er sich mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow nach jahrelangen Gesprächen auf die Errichtung einer neuen russischen Marinebasis im Sudan verständigt.

Einigkeit in Moskau

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch in Moskau erklärten sie, dass die «Angelegenheit ganz einfach» gewesen sei und man sich in allen Punkten einig geworden sei. Für das russische Regime kommt diese Nachricht zu einem günstigen Zeitpunkt. Nachdem Ende des vergangenen Jahres die Terrorherrschaft des syrischen Diktators Bashar al-Assad durch einen von der dschihadistischen Rebellenmiliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) initiierten Umsturz beendet worden war, erlitt auch Russland dadurch einen schweren Rückschlag.

Moskau hatte Assad lange unterstützt und ihm schliesslich zur Flucht aus Syrien verholfen. Zuvor hatten die Russen ihre strategischen Operationen in der Region von der Marinebasis Tartus im Westen Syriens aus geleitet und über den Seeweg des Mittelmeers Einfluss auf afrikanische Staaten genommen. Die neue Übergangsregierung in Syrien soll der russischen Führung bis auf Weiteres die Nutzung der Marineanlage untersagt haben. Somit sieht sich Russland gezwungen, neue Optionen in der Region auszuloten.

Pläne durch Bürgerkrieg gestoppt

Der Kreml verhandelt bereits seit 2017 mit dem Sudan über die Errichtung einer Marinebasis nahe der Küstenstadt Port Sudan im Osten des Landes. Nachdem der damalige Präsident Omar al-Bashir 2019 durch einen Militärputsch gestürzt worden war, wurden die Pläne jedoch vorerst pausiert. Zusätzliche Verzögerungen ergaben sich durch den sudanesischen Bürgerkrieg, der 2023 eskalierte, Zehntausende Menschen das Leben kostete und über eine Million zur Flucht zwang.

FILE - Sudanese soldiers from the Rapid Support Forces unit secure the area in the East Nile province, Sudan, on June 22, 2019. (AP Photo/Hussein Malla, File)
Milizionäre der Rapid Support Forces (Archivbild).Bild: keystone

Der Bürgerkrieg soll nun auch der Grund sein, warum sich beide Seiten letztlich geeinigt haben. Während Russland zu Beginn des Konflikts die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) unterstützte, wechselte es im vergangenen Jahr die Seiten und stellte sich hinter die sudanesische Regierung.

Seither unterstützt Moskau die Regierungstruppen mit den Privatsöldnern der Wagner-Gruppe. Als Grundlage für die neue Vereinbarung dient ein Abkommen, das beide Staaten bereits 2020 unterzeichnet hatten, aber nie umgesetzt wurde. Es sieht die Schaffung einer logistischen Unterstützungseinrichtung für die russische Marine vor, die als Drehscheibe für Schiffsreparaturen und Nachschub dienen soll. Die Zahl der Mitarbeiter sollte auf 300 begrenzt sein, wobei maximal vier russische Schiffe gleichzeitig dort stationiert sein dürfen.

Russlands Zugang zum Roten Meer

Das Abkommen wäre für beide Länder von Vorteil. Russland erhielte damit direkten Zugang zum Roten Meer und zum Indischen Ozean – eine strategische Route sowohl für neue Handelswege zur Umgehung westlicher Sanktionen als auch für die Versorgung eigener Militäreinheiten in der Region. Gleichzeitig wolle sich Russland, so Lawrow in Moskau, an den Wiederaufbaubemühungen im Sudan beteiligen.

FILE - The Russian missile ship, the Veliky Ustyug, sails from the Russian naval base in Tartus, Syria, in the eastern Mediterranean, on Sept. 26, 2019. (AP Photo/Alexander Zemlianichenko, File)
Russisches Kriegsschiff (Archivbild): Putin sucht eine Nachfolgelösung für den syrischen Mittelmeerhafen Tartus.Bild: keystone

Der Sudan plant indes, mit russischen Unternehmen Verträge für Industrie-, Handels- und Ölprojekte abzuschliessen. Der Schwerpunkt liege dabei auf über 20 Ölquellen in konfliktfreien Zonen wie der Region des Roten Meeres und im Westen des Sudan, erklärte der sudanesische Öl- und Gasminister Mohi-Eddin Naeem Mohamed Saeed.

Russlands eigennützige Ziele

Kritiker sehen in der neuen Partnerschaft jedoch vor allem einen Vorteil für Moskau. Der frühere ukrainische Vizeminister Anton Gerashchenko warnt:

«Russland verfolgt ausschliesslich eigene geopolitische Interessen, nutzt Sudans Ressourcen aus und ist bereit, jeden Partner zu verraten, wenn es opportun erscheint.»

Auch Ulf Laessing, Leiter des Sahel-Programms der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und Experte für Russlands Aktivitäten in Afrika, zeigt sich skeptisch. «Einen möglichen russischen Marinestützpunkt in Port Sudan sollte man erst glauben, wenn man ihn sieht», schreibt er auf X. Mit Blick auf die aktuelle Lage im Sudan sehe er keinen zwingenden Grund, warum der derzeitige Machthaber Abdel Fattah Burhan einem Vertrag zustimmen sollte – zumal sich die Situation auf dem Schlachtfeld für ihn derzeit verbessere.

Laessing meint, es könnte für Burhan klüger sein, Moskau noch länger hinzuhalten, um im Gegenzug mehr militärische Unterstützung vom Kreml zu erhalten. Sollte es jedoch tatsächlich zu einer Vertragsunterzeichnung kommen, wäre dies zweifellos ein grosser strategischer Erfolg für Russland.

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