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Russland

So emotional geht eine Stadt mit dem Schmerz des Krieges um

A Ukrainian wounded soldier at a medical stabilisation point near Bakhmut, Donetsk region, Ukraine, Sunday, May 14, 2023. (Iryna Rybakova via AP)
Die Ukraine hält der russischen Invasion stand, doch nicht ohne Folgen – wie nun eine Studie aus Kiew zeigt.Bild: keystone

Die Minute von Czernowitz – so emotional geht eine Stadt mit dem Schmerz des Krieges um

30.06.2023, 16:1930.06.2023, 16:31
Anne-Kathrin Hamilton /
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Seit 16 Monaten wehrt sich die Ukraine gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands. Das geht nicht spurlos an dem Land vorbei. Nun zeigt eine Studie, wie viele Menschen in der Ukraine bereits jemanden aufgrund der russischen Invasion verloren haben.

Es geht hierbei um geliebte Personen aus der Familie und dem Freundeskreis.

A Ukrainian serviceman hugs his loved one at the train station in Kramatorsk, Ukraine, Thursday, March 23, 2023. (AP Photo/Evgeniy Maloletka)
Ein ukrainischer Soldat umarmt seine Liebste am Bahnhof in Kramatorsk, Ukraine.Bild: keystone

Die Zahlen dazu liefert das «Kiewer Internationale Institut für Soziologie» (KIIS). Vom 26. Mai bis 5. Juni 2023 führte es dazu eine gesamtukrainische Meinungsumfrage durch. Die Ergebnisse sind schockierend.

Mehr als die Hälfte verliert im Durchschnitt drei geliebte Menschen

Demnach geben 78 Prozent der befragten Ukrainer an, dass sie Verwandte oder Freunde haben, die durch den russischen Einmarsch in die Ukraine verwundet wurden oder starben.

Innerhalb dieser Gruppe haben die Befragten durchschnittlich sieben enge Verwandte oder Freunde, die verletzt oder getötet wurden.

Zur gleichen Zeit: 64 Prozent haben mindestens einen nahen Verwandten oder Freund, der verwundet wurde. Und 63 Prozent haben mindestens einen nahen Verwandten oder Freund, der aufgrund des Krieges ums Leben kam. Sprich: Im Durchschnitt haben diese Personen drei nahestehende Menschen verloren.

«Dies ist ein unglaubliches individuelles und kollektives psychologisches Trauma und eine kollektive Erfahrung von Trauer, die das ganze Land durchmacht», schreibt Anton Gerashchenko, Berater des ukrainischen Innenministeriums. Diese Zahlen zeigen laut ihm, «wie viel Schmerz Russland der Ukraine zugefügt hat». Zum Post fügt er ein Foto einer betroffenen Familie hinzu.

Laut der Studie sind alle Menschen im Land betroffen. Sprich, in allen Regionen der Ukraine hat die grosse Mehrheit der Bevölkerung enge Verwandte oder Freunde, die durch die russische Invasion verletzt oder getötet wurden. »Die Zahl reicht von 70 Prozent im Osten bis 80 Prozent im Westen", heisst es.

In Czernowitz in der Westukraine gedenkt man den Opfern in einer ganz besonderen Weise täglich.

Video aus der Westukraine berührt

Jeden Morgen nehmen sich die Ukrainer in Czernowitz eine Minute Zeit, um der von Russland getöteten Menschen zu gedenken. «Es ist nur eine Minute, aber sie symbolisiert unsere Stunden, Tage und Jahre, die mit dem Schmerz des Verlustes und der Trauer gefüllt sind», schreibt der offizielle Account der Ukraine «ukraine.ua» dazu auf Instagram.

Menschen, Fahrrad- und Autofahrende halten an Ort und Stelle inne und gedenken an ihre Verwandten oder Freunde, die ihr Leben für die Freiheit der Ukraine riskieren oder verloren haben.

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Der Wagner-Aufstand in 25 Bildern
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Der Wagner-Aufstand in 25 Bildern
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quelle: epa / stringer
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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gael Gartner
30.06.2023 16:49registriert Januar 2023
Das macht einen sprachlos. Und wir in der Schweiz reiten auf Paragrafen rum und sind die Nutzniesser des russischen Geldes.
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Legal
30.06.2023 17:08registriert September 2020
Was macht die Schweiz? Sie blockiert militärische Mittel, im Wissen, dass diese Panzer etc. dringend gebraucht würden, zum Schutz dieser Bevölkerung und wäscht gleichzeitig massenhaft russisches Gold. Wir verhalten und gleich wie die russische Bevölkerung: Apathie und Gleichgültigkeit. Wir sind eine schreckliche Gesellschaft geworden. Aber dieses Verhalten wird uns garantiert noch auf die Füsse fallen.
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Stargoli
30.06.2023 17:28registriert Januar 2015
Wow, da würde man sich gerne dazu äussern aber es fehlen die Worte!
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